Langensalz, den 18ten Febr[uar 17]97. [Sonnabend]
Bey dem Empfang Ihres Briefes, freude ich mich sehr, wieder ein mahl, nach so langer Zeit, was von Ihnen zu hören, und zu sehen, besonders da ich fürchtete, bey Ihnen in die Roubrück der Vergeßenen gekommen zu sein, und die trauriche Bemerkung machen zu müßen, das sie die Menschen nur so lange brauchen wie sie Ihnen Nützlich sind, ich mache diese Bemerkung an keinen Menschen er sei auch wer er will gern, aber an Menschen die ich schätze thut es mir toppelt leid diesen großen Beweiß von Egoismus zu erblicken, Ihr Brief hatt Sie aber dieses Verdachts gänzlich enttäthigt, und er hatt mir würklich viel vergnügen gemacht, so wie er mir aber auch etliche trauriche Tage, trotz der Freude, die er mir verschaffte, verursacht hatt. Ihre Lage wo rinnen Sie sich wegen der guten Sophi befinden ist schrecklich, Sie kennen mich, folchlich glaube ich nicht das ich nöthig habe Ihnen erst zu sagen was ich bey Ihren und Sophichens Leiden empfinde, halbe Nächte kann ich durch wachen und über das harte Schicksal des Schönen und vorträflichen Mädchens nachdenken, aber Gott wie sehr fühle ich dann wie wönig wir sind, um über so etwas nach zu forschen. Ich gestehe das ich noch viel Hoffnung vor der guten Sophi Ihre Wieder Herställung nähre, und ich kann Ihnen nicht sagen wie alle Menschen in G[rüningen] um das gute Mädchen besorgt sind, es verdient es gewiß auch kein Mensch mehr als eben Sie. Wie gern wollte ich Ihnen Ihren Wunsch, Sophichen ihren Caracter zu portraitiren, befriedigen, wenn ich mich nicht zu diesen Geschäft zu schwach fühlte, wie kann ich etwas was in vielen Stücken über mir ist, wie würklich bey Sophigen der Fall ist, wie kann ich etwas schildern, das ich nicht im stände bin gehörig und richtig zu beurtheilen. Sollten Sie, so wie ich von Herzen wünsche, künftigen Monat uns besuchen, so werde ich Ihnen noch etliches darüber sachen, da ich glaube im gespräch, doch etwas stärker zu sein als in der Pfeder, worinn ich mich äuserst schwach fühle. Aller Warscheinlichkeit nach gehen wir den 16ten May mit nach Dreßden, ich hätte sehr gewünscht das wir in L[angensalza] gebliebn wören, um nur sagen zu können, das ich 1 volles Jahr an einen Ort gewesen wär, ich habe das rumziehn in der Welt recht satt, ich bin aber Soltadens Frau und muß volchlich schweigen, und wenn sie mich, ich weiß nicht wo hin, schückten. Allen denen ich das Compliment von Ihnen brachte, haben sich sehr gefreut noch in Ihren Andenken zu stehen, und mir aufgetragen sie ihnen wieder zu empfehlen. Jetchen [Rockenthien] ist eben bey mir und wünscht das ich mit in die Societet gehen soll, ich muß also schliesen und ihren Wunsch befridigen, Sie wißen was sie wünscht, das ich da nicht wiederstehen kann. Noch zum Schluß bitte ich Sie mich Ihren würdigen Eltern und liebenswürdigen Geschwistern zu empfehlen, und mir im nächsten Brief zu schreiben, wie viel ich Ihnen und Sidonichen schuldig bin. Ich hoffe das Sie mich bald wieder so glücklich machen werden etwas von Ihrer Hand sehn zu laßen.
Ihre
Freundin
Friderike v. Mandelsloh.
In Eil.
Bey dem Empfang Ihres Briefes, freude ich mich sehr, wieder ein mahl, nach so langer Zeit, was von Ihnen zu hören, und zu sehen, besonders da ich fürchtete, bey Ihnen in die Roubrück der Vergeßenen gekommen zu sein, und die trauriche Bemerkung machen zu müßen, das sie die Menschen nur so lange brauchen wie sie Ihnen Nützlich sind, ich mache diese Bemerkung an keinen Menschen er sei auch wer er will gern, aber an Menschen die ich schätze thut es mir toppelt leid diesen großen Beweiß von Egoismus zu erblicken, Ihr Brief hatt Sie aber dieses Verdachts gänzlich enttäthigt, und er hatt mir würklich viel vergnügen gemacht, so wie er mir aber auch etliche trauriche Tage, trotz der Freude, die er mir verschaffte, verursacht hatt. Ihre Lage wo rinnen Sie sich wegen der guten Sophi befinden ist schrecklich, Sie kennen mich, folchlich glaube ich nicht das ich nöthig habe Ihnen erst zu sagen was ich bey Ihren und Sophichens Leiden empfinde, halbe Nächte kann ich durch wachen und über das harte Schicksal des Schönen und vorträflichen Mädchens nachdenken, aber Gott wie sehr fühle ich dann wie wönig wir sind, um über so etwas nach zu forschen. Ich gestehe das ich noch viel Hoffnung vor der guten Sophi Ihre Wieder Herställung nähre, und ich kann Ihnen nicht sagen wie alle Menschen in G[rüningen] um das gute Mädchen besorgt sind, es verdient es gewiß auch kein Mensch mehr als eben Sie. Wie gern wollte ich Ihnen Ihren Wunsch, Sophichen ihren Caracter zu portraitiren, befriedigen, wenn ich mich nicht zu diesen Geschäft zu schwach fühlte, wie kann ich etwas was in vielen Stücken über mir ist, wie würklich bey Sophigen der Fall ist, wie kann ich etwas schildern, das ich nicht im stände bin gehörig und richtig zu beurtheilen. Sollten Sie, so wie ich von Herzen wünsche, künftigen Monat uns besuchen, so werde ich Ihnen noch etliches darüber sachen, da ich glaube im gespräch, doch etwas stärker zu sein als in der Pfeder, worinn ich mich äuserst schwach fühle. Aller Warscheinlichkeit nach gehen wir den 16ten May mit nach Dreßden, ich hätte sehr gewünscht das wir in L[angensalza] gebliebn wören, um nur sagen zu können, das ich 1 volles Jahr an einen Ort gewesen wär, ich habe das rumziehn in der Welt recht satt, ich bin aber Soltadens Frau und muß volchlich schweigen, und wenn sie mich, ich weiß nicht wo hin, schückten. Allen denen ich das Compliment von Ihnen brachte, haben sich sehr gefreut noch in Ihren Andenken zu stehen, und mir aufgetragen sie ihnen wieder zu empfehlen. Jetchen [Rockenthien] ist eben bey mir und wünscht das ich mit in die Societet gehen soll, ich muß also schliesen und ihren Wunsch befridigen, Sie wißen was sie wünscht, das ich da nicht wiederstehen kann. Noch zum Schluß bitte ich Sie mich Ihren würdigen Eltern und liebenswürdigen Geschwistern zu empfehlen, und mir im nächsten Brief zu schreiben, wie viel ich Ihnen und Sidonichen schuldig bin. Ich hoffe das Sie mich bald wieder so glücklich machen werden etwas von Ihrer Hand sehn zu laßen.
Ihre
Freundin
Friderike v. Mandelsloh.
In Eil.