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Friedrich Schleiermacher to Eleonore Christiane Grunow TEI-Logo

Den 16ten October.
[...] Soll ich Ihnen sagen, wie Ihre Wehmuth sich mir mitgetheilt hat? Gewiß, wie sie in Ihnen ist, weh aber doch muthig und stark, nicht bloß leidend durch den Gedanken an die Vergänglichkeit des Lebens, sondern auch thätig und wachsam. Kein Wunsch kann so sehr sich selbst realisiren als der, daß die Kraft des Gemüthes immer Zusammentreffen möge mit der Gunst des Augenblicks, und daß aus dem Wenn und Wie unsres Thuns ein göttliches gutes Geschick hervorleuchte, indeß es doch nichts gewesen ist, als der unter allen schmerzlichen Gefühlen bewahrte klare Blick des Geistes und die Freiheit eines reinen und regsamen Gemüthes. Ehre sei auch den Schmerzen, die doch in diesem Zeitalter ein unentbehrliches Element eines schönen Lebens sind. Muß nicht Jeder, dem sie nicht nahe sind, sie aufsuchen in der weiten Welt, um seiner Liebe und seines Glaubens gewiß zu werden? –
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  • Date: Samstag, 16. Oktober 1802
  • Sender: Friedrich Schleiermacher ·
  • Recipient: Eleonore Christiane Grunow ·
  • Place of Dispatch: Stolp · ·
  • Place of Destination: Berlin · ·
Printed Text
  • Bibliography: Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst: Kritische Gesamtausgabe. Abt. 5, Bd. 6. Briefwechsel 1802‒1803 (Briefe 1246‒1540). Hg. v. Andreas Arndt u. Wolfgang Virmond. Berlin u.a. 2005, S. 172.

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