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Lotte Schleiermacher to Friedrich Schleiermacher TEI-Logo

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Nun bin ich schon seit 14 Tagen – und noch mehr seit jener traurigen Anzeige um das Leben meiner guten Hochberg in Sorgen! von der Aulock weiß ich auch seit mehreren Wochen nichts – Dein Schweigen dünkt mir auch wie Du leicht glauben und auch hier zur Genüge lesen wirst sehr lange – und Leonore was wird die Einzige machen – Gott! schriebe mir nur die gütige Herz – Ach wenn es Alle die Lieben recht wüsten wie ich sie liebe die mein Inres einmahl erblikt und umfaßt hat – Ach so manche die ich nicht einmahl persönlich kene – und mich doch dem Geiste nach ihnen genähert habe – – wünsche ich oft zu sprechen – und wie – erst – Euch Alle die meinem Herzen so viel werth sind – ach – Ihr würdet mich nicht so peinigen! Nun noch etwas von mir – doch erst noch einige Fragen – Wann und zu welcher Stunde hältst Du Kinderlehre – bitte antworte mir recht bestimt – welche Tage beendigst Du Deine Briefe an Leonoren – und wann hat sie ihren GeburtsTag den December hast Du mir glaube ich genant aber nicht den Tag. |
Seit meinem lezten hatte ich verschiedne zwar nur sparsame aber doch liebliche Erholungen – kleine solos mit der Schilden – Preud’home (auch mit dieser einige angenehme Sontags Diner bei Seidlizens – wie oft denke ich beim Anblik ihrer allerliebsten Kinder an Dich) – und dann einige schöne musicalische Abende mit jener Schwester von welcher ich Dir noch im couvert schrieb – Ries genant – ihr Bruder ist hier Brüder-Pfleger auch sehr musicalisch – doch übertrift sie ihn weit – wie er selbst sagt – ihr Vater ein Schneider von Proffession hat auch die Orgel ganz treflich gespielt – das erste Stük was ich sie singen hörte hat einen solchen Eindruk auf mich auch um Deinetwillen gemacht daß ich sie um die Verse bat – sie aber hat auch die Noten mir abgeschrieben – ich kann es immer wieder hören und immer ist mirs neu – doch nur von ihr denn keine Andre singt es so – ich will Dir es her sezen das Gedicht – doch bitte ich mir aus nicht etwa zu glauben daß nur so kleine Arietten die im Grunde nur Tändeley sind ihre Kunst ausmachen nein – sie spielt die schwersten Balladen Sonaten alles vom Blatt – und Choräle – spielt sie – aber Wie! ach dann denke ich gewiß jedesmahl an Dich. Daß sie wach ist für alles Große und Schöne bin ich nach und nach – zu meiner Freude inne geworden – – |
Zu Deinem GeburtsTag solte ich Dir diesesmahl ganz besonders viel sagen – aber ich habe keine Worte – und Du hast ja das Schweigen dieser Art lieb – auch weist Du alles was mein inres fühlt und wünscht beßer – und wenn es Dir einst ganz genießbar sein wird – wollen wir mehr sprechen wenn wir könen und nun statt allem andern das Gedicht von Goethe:
1 Ich denke Dein wenn mir der Sonne Schimmer vom Meere strahlt
Ich denke Dein wenn sich des Mondes Flimmer in Quellen mahlt.
2 Ich sehe Dich wenn auf dem fernen Wege der Staub sich hebt;
in tiefer Nacht Wenn auf dem schmahlen Stege der Wandrer bebt
3 Ich höre Dich! wenn dort mit dumpfen Rauschen die Welle steigt;
im stillen Hain Geh ich oft zu lauschen – Wenn Alles schweigt.
4 Ich bin bei Dir! Du seist auch noch so ferne Du bist mir nah!
Die Sonne sinkt – Bald leuchten die Sterne! O! wärst Du da!! –
Schreibe nur zum wenigsten bald
Deiner Lotte.
Nicht ganz gleichgültig wird es Dir sein wenn Du weist – daß die Charmante den 24ten dieses ihren GeburtsTag hat – zwischen – Pito – den 23ten – und Dober den 25ten – recht merkwürdig
Metadata Concerning Header
  • Date: vor dem 21. November 1802
  • Sender: Lotte Schleiermacher ·
  • Recipient: Friedrich Schleiermacher ·
  • Place of Dispatch: Gnadenfrei ·
  • Place of Destination: Stolp · ·
Printed Text
  • Bibliography: Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst: Kritische Gesamtausgabe. Abt. 5, Bd. 6. Briefwechsel 1802‒1803 (Briefe 1246‒1540). Hg. v. Andreas Arndt u. Wolfgang Virmond. Berlin u.a. 2005, S. 212‒213.

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