Stolpe den 22ten November 1802.
Ich habe dießmal meinen Geburtstag zwei Tage lang gefeiert, und gewiß die Freude und der Schmerz verdienten jeder seine ganze Feier
Die Freude ist mir heute gekommen durch Eure Briefe, Du, Brenna[,] die Eichmann und Lotte, und wer nicht geschrieben hat von meinen Geliebten ist mir doch eben so nah und gegenwärtig gewesen. Lieben Kinder sagt mir nur ob es einen reicheren und glücklicheren Menschen giebt als mich, so geliebt, von solchen Menschen, und so viele, warlich eine ganze Schaar. Ich weiß recht gut daß unter allem Lieben und Guten, was auch Du mir sagst | viel Schönes und zu Schönes ist; aber ich nehme es eben doch recht gern hin weil es die Liebe verschönert hat. Wie habe ich Dich umarmt in Gedanken, meine liebe einzige Jette, und auch nicht ohne Thränen. Ja Du wirst mir immer bleiben mit Deiner Liebe und Treue, Du und alle; das hoffe ich nicht zu erleben, daß ich irgend eine Seele, die mir so nahe gewesen ist anders verlieren sollte, als durch die Hand der Natur. Die Treue liebe Jette ist wohl nichts eignes und besonderes wo die Liebe reif und besonnen gewesen ist: nur für ein unvollkommenes Verhältniß als alle die meinigen sind (die von der ersten Klasse meine ich) kann die Frage danach sein. [...] A propos von [Hubeln], denke Dir den Spaß, ich gehe jetzt ordentlich mit einem förmlichen Tituskopf herum. Wem ich das verdank? gewiß keinem Friseur, sondern wie gewöhnlich einer Frau. Kriegt mich eine in Danzig vor, und findet meine Haare zu lang (das waren sie auch freilich, denn seit Berlin war keine Scheere darauf gewesen) ich sollte mich nur hinsetzen sie wollte sie mir eins, zwei, drei ein wenig verschneiden. Und siehe da, wie ich aufstehe bin ich ein förmlicher Titus. Das Übel war nun geschehen und also ließ ich mir gar nichts merken zumal mich jederman sehr embellirt fand. Aber mir hatte dergleichen, da sie meine geistliche Würde wußte, gar nicht geträumt. Noch zur rechten Zeit hat mir die Wedecke eine große Locke abgeschnitten, nun habe ich keine mehr zu verschenken. Ihr werdet Euch recht lustig machen über dieß Mißgeschick, besonders die göttliche Brenna.
Ich habe dießmal meinen Geburtstag zwei Tage lang gefeiert, und gewiß die Freude und der Schmerz verdienten jeder seine ganze Feier
Die Freude ist mir heute gekommen durch Eure Briefe, Du, Brenna[,] die Eichmann und Lotte, und wer nicht geschrieben hat von meinen Geliebten ist mir doch eben so nah und gegenwärtig gewesen. Lieben Kinder sagt mir nur ob es einen reicheren und glücklicheren Menschen giebt als mich, so geliebt, von solchen Menschen, und so viele, warlich eine ganze Schaar. Ich weiß recht gut daß unter allem Lieben und Guten, was auch Du mir sagst | viel Schönes und zu Schönes ist; aber ich nehme es eben doch recht gern hin weil es die Liebe verschönert hat. Wie habe ich Dich umarmt in Gedanken, meine liebe einzige Jette, und auch nicht ohne Thränen. Ja Du wirst mir immer bleiben mit Deiner Liebe und Treue, Du und alle; das hoffe ich nicht zu erleben, daß ich irgend eine Seele, die mir so nahe gewesen ist anders verlieren sollte, als durch die Hand der Natur. Die Treue liebe Jette ist wohl nichts eignes und besonderes wo die Liebe reif und besonnen gewesen ist: nur für ein unvollkommenes Verhältniß als alle die meinigen sind (die von der ersten Klasse meine ich) kann die Frage danach sein. [...] A propos von [Hubeln], denke Dir den Spaß, ich gehe jetzt ordentlich mit einem förmlichen Tituskopf herum. Wem ich das verdank? gewiß keinem Friseur, sondern wie gewöhnlich einer Frau. Kriegt mich eine in Danzig vor, und findet meine Haare zu lang (das waren sie auch freilich, denn seit Berlin war keine Scheere darauf gewesen) ich sollte mich nur hinsetzen sie wollte sie mir eins, zwei, drei ein wenig verschneiden. Und siehe da, wie ich aufstehe bin ich ein förmlicher Titus. Das Übel war nun geschehen und also ließ ich mir gar nichts merken zumal mich jederman sehr embellirt fand. Aber mir hatte dergleichen, da sie meine geistliche Würde wußte, gar nicht geträumt. Noch zur rechten Zeit hat mir die Wedecke eine große Locke abgeschnitten, nun habe ich keine mehr zu verschenken. Ihr werdet Euch recht lustig machen über dieß Mißgeschick, besonders die göttliche Brenna.