Stolpe d. 18t. Decemb.
Dein langes Schweigen lieber Freund war mir zulezt um so mehr sehr ängstlich da ich in der gewißen Ueberzeugung bin Dir genau geschrieben zu haben wann ich zurük sein würde; ich glaube auch Du wirst das in dem in Anclam erhaltenen Briefe finden. Gern versezte ich mich nun recht lebhaft und ausführlich nach Preußen aber Du wirst nur mit wenigen geflügelten Worten vorlieb nehmen müssen. Die Zeit und noch mehr die worin ich Lust und Liebe habe zu reden ist mir sehr sparsam jezt zugemessen indem ich Alles übrige ungerechnet jezt ganz vergraben bin in der Kritik der Moral, mit der ich, was das ärgste ist in mancher Hinsicht sogar noch zu kämpfen habe. Das erste erfreuliche meiner Reise war eine angenehme Bekanntschaft die ich gleich hier auf dem Postwagen machte, ein junger Officier, ein Neffe der Obristin Gruszinsky aus Westpreußen, Bräutigam einer von ihr erzogenen Nichte. Er hatte bei ihr von mir reden gehört und so war diese trefliche Frau (eben die deren Anwesenheit in Berlin ich erwähnt) unsere Vermittlerin und unser Gegenstand. Dann folgte ein sehr traulicher Abend mit Alexander in Danzig, wo er eben in Dienstgeschäften war. Von dort ging ich gradezu nach Königsberg wo ich bei Wilhelm Dohna wohnte und mich seiner jungen Ehe herzlich erfreute. Gar schön und wirklich selten ist hier das Maaß getroffen; seine Frau füllt alle seine Bedürfnisse aus ohne etwas zu haben was ihr Bedürfnisse erregte die er nicht befriedigen kann. Harmonie, wenn sie auch nicht aus den schönsten Instrumenten hervorgeht, und auch nur die nothwendigen Töne anschlägt ist doch immer sehr viel werth. Solche Ehen könnte es zu hunderten geben, warum giebt es ihrer so wenig? Sonst habe ich in Königsberg nur eine interessante Bekanntschaft erneuert, nemlich; die des Professors Kraus, eines Mannes von großen Verdiensten und der in dem seltenen Fall ist weit mehr zu sein und zu wissen als die Welt wenigstens die entferntere von ihm weiß, weil er fast gar nicht schreibt. Sein eigentliches akademisches Fach ist Statistik wo er die reinsten Grundsäze und die lichtvollsten Ansichten mit dem besonnenen Enthusiasmus eines gesezten Mannes verbreitet. Dabei aber ist er ein Mathematiker der an Umfang und Gründlichkeit gewiß Kästnern übertrift. Ueberdies hilft er jezt als Vertrauter des Ministers und des Präsidenten die Provinz regieren und stiftet besonders in zwekmäßiger Besezung der Stellen sehr viel Gutes. Kennen lernen wollte ich gern Wedekes Freund Brahl; ich kann aber nicht sagen daß es mir gelungen ist, und muß mehr Zeit dazu gehören, was | mir auch Wedeke zugab. Die übrige dortige Welt habe ich theils gar nicht theils nur im Fluge gesehen. Nun kommen die glüklichen Tage bei Wedeke, von denen aber nicht viel zu sagen ist. In seinen lezten Briefen kommen noch einige Differenzen vor über die Sittlichkeit meines Verhältnisses zu Leonoren; über diese kamen wir mündlich sehr bald ins Reine, wußten wo sie lagen und was es damit auf sich hatte. Vom Zeitalter wurde wenig gesprochen, nur von dem was ihn unmittelbar zulezt afficirt hatte, z. E. viel von dem herrlichen Novalis den aber doch Wedeke bekannte noch nicht ganz zu verstehen wie es öfters einem Mystiker mit dem andern geht. – Das meiste waren kleine Erzählungen von Freunden und Ereignissen, und wie hat Wedeke mit allen meinen Freunden gelebt, mit welcher Freiheit hat er Friedrich eben so gut aufgenommen als Dich, Jette (inclusive unsers Du) eben so gut als die Eichmann. Von Leonoren habe ich zu wenig erzählt, das Gespräch kam immer von ihr selbst sehr bald auf die Umstände, die ihnen so höchst peinlich schienen daß sie mich bewunderten wie ich dabei mit irgend einem Grade von Ruhe und Gelassenheit leben könnte – sie würden es aber doch eben so gut können. Mit dieser höchst lebendigen Theilnahme an unserm Schiksal contrastirte auf eine mir noch unerklärliche Weise eine gewisse Gleichgültigkeit gegen Leonoren selbst, die sich noch dazu erst nach Lesung eines Briefes von ihr recht entwikelte, worin doch ihr ganzes reines und großes Gemüth abgebildet war. Es war am lezten Morgen also konnte ich darüber nicht mehr aufs klare kommen. Indeß macht es mich nicht irre; ich weiß gewiß es kann entweder nichts bleibendes sein oder nicht so, wie ich es ansah. – Das Leben dort muß man übrigens sehen, es läßt sich nicht beschreiben; es ist die innigste Durchdringung von Freiheit und Liebe die ich je gesehen habe. So sind auch die Kinder die bei diesem Leben ihren Charakter so früh und rein entwikeln wie ich es noch nicht gesehen. An Wedeke selbst habe ich nichts Neues entdekt, was auch nicht möglich war, aber von der Frau habe ich eigentlich doch noch eine lebendigere Anschauung erhalten als ich hatte. So viel Freiheit und Kraft, soviel Selbstbewußtsein und Anspruchslosigkeit, soviel Gefühl und soviel Festigkeit im Handeln, kurz sie gehört in jeder Hinsicht zu den ersten weiblichen Seelen die ich kenne, und ich wüßte keine die ich ihr unbedingt vorziehen könnte. Dafür ist sie aber auch krank, sie war noch bettlägerig als ich kam stand aber auf und hat sich die Zeit über aufrecht gehalten. Sie hatte langwierig an der Brust gelitten, so daß Einige ihr die Schwindsucht Andere die Brustwassersucht zuschrieben[;] ich bin Gott sei Dank überzeugt daß sie keines von beiden hat, aber sehr entkräftet war sie. Noch habe ich keinen Brief von ihm. Was sonst noch von der Reise zu sagen wäre erlaß mir für Heute: es giebt andere Dinge die Du noch nicht weißt. – Eleonorens Mutter ist | am 7ten gestorben. Leonore war lange darauf vorbereitet, still und gefaßt, und so ist auch ihr Schmerz zwar tief wie ihre Liebe aber auch sanft und gutartig. Ich habe erst den einen Brief worin sie mir es schreibt. Was nun weiter werden wird mögen die Götter wissen und sie. Daß sie geduldig und still ihren eigenen und ihrer Geschwister ersten Schmerz abwarten wird ist natürlich und recht; ich fürchte nur daß auch hernach diese traurige Begebenheit mehr hindern als fördern wird. Leonore kommt nun in den Besiz eines zwar sehr kleinen Vermögens, aber Du weißt, wie leicht die Welt etwas zum Motiv stempelt, und wie sehr sie es dann quoad satis vergrößert. Zweierlei wird man mit vielem Schein gegen Leonoren sagen; einmal sie sei von dem Mißfallen ihrer Mutter überzeugt und habe deshalb auf ihren Tod gewartet, und dann sei sie bei Grunow geblieben so lange sie ihn gebraucht und verlasse ihn nun da sie zur Noth selbst bestehen könne. Sie wird das voraussehen und es wird sie um so mehr kränken je weniger sie es verdient. Wird es zu wundern sein wenn sie zaudert sich in diesen Abgrund von Gerüchten hineinzustürzen? Von dem Bruder hast Du auch eine unrichtige Vorstellung. Er hat eine übermäßige Scheu vor allem was Aufsehen erregt und mag gern Alles in dem gewöhnlichen Gleise haben; dabei hat er eine Verschlossenheit welcher schwer beizukommen ist, und in welcher Leonore noch besonders immer einen höheren Grad von Mißfallen ahndet als eigentlich damit verbunden sein mag. Er wird es eben sein um dessentwillen sie am meisten zaudert. – Hätte sich Leonore vor ein Paar Jahren zur Trennung entschlossen, dann hätte ich einen Versuch von Offenheit mit ihm machen können; aber schriftlich zweifle ich das geringste auf ihn zu wirken. Es hatte einmal den Anschein daß er aus Berlin versezt werden würde und das wäre mir um dieser Sache willen sehr lieb gewesen[,] ich weiß nicht ob ich es nicht als das erste traurige Omen ansehn soll daß dies zurükgegangen ist. Es giebt Augenblike in denen ich sehr traurig und hofnungslos bin. Ich sage Dir nicht wie mir dann zu Muthe ist, Du kennst das noch nicht in mir. Das Leben zieht dann an mir vorüber wie ein heißer Wind der Alles versengt und die Fantasie ruht nicht eher bis sie die Erde auf meinen Sarg rollen hört. |
Wolfs haben mir sehr freundlich geschrieben, ich freue mich ihres errungenen Wohlergehens und werde ihnen auch nächstens schreiben. Ich hatte ein sehr bestimmtes Gefühl darüber daß die trüben Zeiten so vorübergehn würden und glaube gewiß ihr Glük wird von Bestand sein. – Daß Deine Stralsunder Sache einen so guten Ausgang nimmt freut mich der Zukunft wegen die ich dahinter erblike, halte nur Wort mich recht bald genauer zu benachrichtigen. Auch den Urlaub von einem Jahre verstehe ich nicht; ich denke mir bei jedem Urlaub ein Reisen, und wo willst Du denn hin?
Hagemeister kannte ich schon durch seinen und meinen Freund Bartholdy[;] es ist der schwermüthigste Anblik wenn bei einem Menschen von Kraft der Streit des Geistes mit dem Körper einen solchen Ausgang nimmt.
Adieu, lieber Freund. Es ist Zwei Uhr Morgens und also wohl Zeit schlafen zu gehen. Schreibe mir bald; sobald ich die erste Sendung Kritik an Reimer abgeschikt habe schreib ich Dir und auch Wolfs. Grüße sie mir unterdeß herzlich.
Dein Geburtstag ist an einem Tage mit Jettens. Meiner war der 21te November und Leonorens der 15te December. Traurig beide dieses Jahr wie noch nie seit unsrer Liebe. Werden sie nächstes besser sein?
Schl.
Dein langes Schweigen lieber Freund war mir zulezt um so mehr sehr ängstlich da ich in der gewißen Ueberzeugung bin Dir genau geschrieben zu haben wann ich zurük sein würde; ich glaube auch Du wirst das in dem in Anclam erhaltenen Briefe finden. Gern versezte ich mich nun recht lebhaft und ausführlich nach Preußen aber Du wirst nur mit wenigen geflügelten Worten vorlieb nehmen müssen. Die Zeit und noch mehr die worin ich Lust und Liebe habe zu reden ist mir sehr sparsam jezt zugemessen indem ich Alles übrige ungerechnet jezt ganz vergraben bin in der Kritik der Moral, mit der ich, was das ärgste ist in mancher Hinsicht sogar noch zu kämpfen habe. Das erste erfreuliche meiner Reise war eine angenehme Bekanntschaft die ich gleich hier auf dem Postwagen machte, ein junger Officier, ein Neffe der Obristin Gruszinsky aus Westpreußen, Bräutigam einer von ihr erzogenen Nichte. Er hatte bei ihr von mir reden gehört und so war diese trefliche Frau (eben die deren Anwesenheit in Berlin ich erwähnt) unsere Vermittlerin und unser Gegenstand. Dann folgte ein sehr traulicher Abend mit Alexander in Danzig, wo er eben in Dienstgeschäften war. Von dort ging ich gradezu nach Königsberg wo ich bei Wilhelm Dohna wohnte und mich seiner jungen Ehe herzlich erfreute. Gar schön und wirklich selten ist hier das Maaß getroffen; seine Frau füllt alle seine Bedürfnisse aus ohne etwas zu haben was ihr Bedürfnisse erregte die er nicht befriedigen kann. Harmonie, wenn sie auch nicht aus den schönsten Instrumenten hervorgeht, und auch nur die nothwendigen Töne anschlägt ist doch immer sehr viel werth. Solche Ehen könnte es zu hunderten geben, warum giebt es ihrer so wenig? Sonst habe ich in Königsberg nur eine interessante Bekanntschaft erneuert, nemlich; die des Professors Kraus, eines Mannes von großen Verdiensten und der in dem seltenen Fall ist weit mehr zu sein und zu wissen als die Welt wenigstens die entferntere von ihm weiß, weil er fast gar nicht schreibt. Sein eigentliches akademisches Fach ist Statistik wo er die reinsten Grundsäze und die lichtvollsten Ansichten mit dem besonnenen Enthusiasmus eines gesezten Mannes verbreitet. Dabei aber ist er ein Mathematiker der an Umfang und Gründlichkeit gewiß Kästnern übertrift. Ueberdies hilft er jezt als Vertrauter des Ministers und des Präsidenten die Provinz regieren und stiftet besonders in zwekmäßiger Besezung der Stellen sehr viel Gutes. Kennen lernen wollte ich gern Wedekes Freund Brahl; ich kann aber nicht sagen daß es mir gelungen ist, und muß mehr Zeit dazu gehören, was | mir auch Wedeke zugab. Die übrige dortige Welt habe ich theils gar nicht theils nur im Fluge gesehen. Nun kommen die glüklichen Tage bei Wedeke, von denen aber nicht viel zu sagen ist. In seinen lezten Briefen kommen noch einige Differenzen vor über die Sittlichkeit meines Verhältnisses zu Leonoren; über diese kamen wir mündlich sehr bald ins Reine, wußten wo sie lagen und was es damit auf sich hatte. Vom Zeitalter wurde wenig gesprochen, nur von dem was ihn unmittelbar zulezt afficirt hatte, z. E. viel von dem herrlichen Novalis den aber doch Wedeke bekannte noch nicht ganz zu verstehen wie es öfters einem Mystiker mit dem andern geht. – Das meiste waren kleine Erzählungen von Freunden und Ereignissen, und wie hat Wedeke mit allen meinen Freunden gelebt, mit welcher Freiheit hat er Friedrich eben so gut aufgenommen als Dich, Jette (inclusive unsers Du) eben so gut als die Eichmann. Von Leonoren habe ich zu wenig erzählt, das Gespräch kam immer von ihr selbst sehr bald auf die Umstände, die ihnen so höchst peinlich schienen daß sie mich bewunderten wie ich dabei mit irgend einem Grade von Ruhe und Gelassenheit leben könnte – sie würden es aber doch eben so gut können. Mit dieser höchst lebendigen Theilnahme an unserm Schiksal contrastirte auf eine mir noch unerklärliche Weise eine gewisse Gleichgültigkeit gegen Leonoren selbst, die sich noch dazu erst nach Lesung eines Briefes von ihr recht entwikelte, worin doch ihr ganzes reines und großes Gemüth abgebildet war. Es war am lezten Morgen also konnte ich darüber nicht mehr aufs klare kommen. Indeß macht es mich nicht irre; ich weiß gewiß es kann entweder nichts bleibendes sein oder nicht so, wie ich es ansah. – Das Leben dort muß man übrigens sehen, es läßt sich nicht beschreiben; es ist die innigste Durchdringung von Freiheit und Liebe die ich je gesehen habe. So sind auch die Kinder die bei diesem Leben ihren Charakter so früh und rein entwikeln wie ich es noch nicht gesehen. An Wedeke selbst habe ich nichts Neues entdekt, was auch nicht möglich war, aber von der Frau habe ich eigentlich doch noch eine lebendigere Anschauung erhalten als ich hatte. So viel Freiheit und Kraft, soviel Selbstbewußtsein und Anspruchslosigkeit, soviel Gefühl und soviel Festigkeit im Handeln, kurz sie gehört in jeder Hinsicht zu den ersten weiblichen Seelen die ich kenne, und ich wüßte keine die ich ihr unbedingt vorziehen könnte. Dafür ist sie aber auch krank, sie war noch bettlägerig als ich kam stand aber auf und hat sich die Zeit über aufrecht gehalten. Sie hatte langwierig an der Brust gelitten, so daß Einige ihr die Schwindsucht Andere die Brustwassersucht zuschrieben[;] ich bin Gott sei Dank überzeugt daß sie keines von beiden hat, aber sehr entkräftet war sie. Noch habe ich keinen Brief von ihm. Was sonst noch von der Reise zu sagen wäre erlaß mir für Heute: es giebt andere Dinge die Du noch nicht weißt. – Eleonorens Mutter ist | am 7ten gestorben. Leonore war lange darauf vorbereitet, still und gefaßt, und so ist auch ihr Schmerz zwar tief wie ihre Liebe aber auch sanft und gutartig. Ich habe erst den einen Brief worin sie mir es schreibt. Was nun weiter werden wird mögen die Götter wissen und sie. Daß sie geduldig und still ihren eigenen und ihrer Geschwister ersten Schmerz abwarten wird ist natürlich und recht; ich fürchte nur daß auch hernach diese traurige Begebenheit mehr hindern als fördern wird. Leonore kommt nun in den Besiz eines zwar sehr kleinen Vermögens, aber Du weißt, wie leicht die Welt etwas zum Motiv stempelt, und wie sehr sie es dann quoad satis vergrößert. Zweierlei wird man mit vielem Schein gegen Leonoren sagen; einmal sie sei von dem Mißfallen ihrer Mutter überzeugt und habe deshalb auf ihren Tod gewartet, und dann sei sie bei Grunow geblieben so lange sie ihn gebraucht und verlasse ihn nun da sie zur Noth selbst bestehen könne. Sie wird das voraussehen und es wird sie um so mehr kränken je weniger sie es verdient. Wird es zu wundern sein wenn sie zaudert sich in diesen Abgrund von Gerüchten hineinzustürzen? Von dem Bruder hast Du auch eine unrichtige Vorstellung. Er hat eine übermäßige Scheu vor allem was Aufsehen erregt und mag gern Alles in dem gewöhnlichen Gleise haben; dabei hat er eine Verschlossenheit welcher schwer beizukommen ist, und in welcher Leonore noch besonders immer einen höheren Grad von Mißfallen ahndet als eigentlich damit verbunden sein mag. Er wird es eben sein um dessentwillen sie am meisten zaudert. – Hätte sich Leonore vor ein Paar Jahren zur Trennung entschlossen, dann hätte ich einen Versuch von Offenheit mit ihm machen können; aber schriftlich zweifle ich das geringste auf ihn zu wirken. Es hatte einmal den Anschein daß er aus Berlin versezt werden würde und das wäre mir um dieser Sache willen sehr lieb gewesen[,] ich weiß nicht ob ich es nicht als das erste traurige Omen ansehn soll daß dies zurükgegangen ist. Es giebt Augenblike in denen ich sehr traurig und hofnungslos bin. Ich sage Dir nicht wie mir dann zu Muthe ist, Du kennst das noch nicht in mir. Das Leben zieht dann an mir vorüber wie ein heißer Wind der Alles versengt und die Fantasie ruht nicht eher bis sie die Erde auf meinen Sarg rollen hört. |
Wolfs haben mir sehr freundlich geschrieben, ich freue mich ihres errungenen Wohlergehens und werde ihnen auch nächstens schreiben. Ich hatte ein sehr bestimmtes Gefühl darüber daß die trüben Zeiten so vorübergehn würden und glaube gewiß ihr Glük wird von Bestand sein. – Daß Deine Stralsunder Sache einen so guten Ausgang nimmt freut mich der Zukunft wegen die ich dahinter erblike, halte nur Wort mich recht bald genauer zu benachrichtigen. Auch den Urlaub von einem Jahre verstehe ich nicht; ich denke mir bei jedem Urlaub ein Reisen, und wo willst Du denn hin?
Hagemeister kannte ich schon durch seinen und meinen Freund Bartholdy[;] es ist der schwermüthigste Anblik wenn bei einem Menschen von Kraft der Streit des Geistes mit dem Körper einen solchen Ausgang nimmt.
Adieu, lieber Freund. Es ist Zwei Uhr Morgens und also wohl Zeit schlafen zu gehen. Schreibe mir bald; sobald ich die erste Sendung Kritik an Reimer abgeschikt habe schreib ich Dir und auch Wolfs. Grüße sie mir unterdeß herzlich.
Dein Geburtstag ist an einem Tage mit Jettens. Meiner war der 21te November und Leonorens der 15te December. Traurig beide dieses Jahr wie noch nie seit unsrer Liebe. Werden sie nächstes besser sein?
Schl.