am 26t Februar 99
Am Thor fieng ich, durch eine Frage des Offieciers, an, zu zweifeln das ich in Potsdam gewesen war: er fragte Herrn Erman sehr ernst als er sich meldete „also sind Sie hier gewesen?“ Es hat zu vielen plaisentrien Anlaß gegeben, wie denn in der kurzen Zeit viel Witz ausgegeben ward, nicht ein Scherflein vom meinigen, denn ich war stumm; angezogen und zurückgezogen hörte ich oft nicht das Gesagte, bis Lachen und ein Übermaaß von guter Laune der andern, mich aufmerksam machte. Eigentlich waren wir 5, denn im Zählendorf stand ein frischer Emigrirter, der den andern im Wagen ablöste, beide so höflich das mein Korb wohl aufgehoben war, die Schachtel mit Schleiermachers Uhr (ich vergeße das dieser Brief an Schl. sein soll,) also mit Ihrer Uhr hatte Erman zu sich im Rauch genommen, wenn sie also bei ihrer Zurückkunft noch Spuren dieser Galantrie hat, so rechnen Sie es mir nicht zu. Mein Auffenthalt in Ρotsdam hat mich im | Ganzen recht froh gemacht, es herschte eine Ruhe um mich von außen die gewiß auch in mich gewirkt haben würde, wenn ich es meiner Phantasie nehmen könte, nicht in die Vergangenheit zu tauchen, und dadurch so oft im Genuß der Gegenwart getrübt zu werden.
am 27ten Eichmann will kein Kind nach Potsdam schicken, wie ich nun dies umschreiben werde weiß ich nicht; gern hätte ich meiner guten Mutter, zu deren Freude ich durch nichts beitragen kann, diese Zerstreuung gemacht; aber die Herrn der Schöpfung sind auch Herrn unsrer Freuden, und wenn wir unsre Ruhe lieb haben so müßen wir jede jdée weg wischen die nur den Schatten von Hartnäckigkeit oder Wiederstreben trüge. Bei Eichmann ist nun das schlimste das ich ihn im Grunde des Herzens selten tadeln kann, und das ich es als Grundsatz annehme wie nichts von außen auf unsre Zufriedenheit Einfluß haben | muß. Kömt meine gute Mutter hier in Collision so wankt es, und doch darf ich es nicht fallen laßen.
Wir sind Gestern Abend nach alter Weise bei Sacks, und sehr heiter gewesen, ob ich gleich im Hingehn den Verlust einiger Schuhe fürchtete, denn es war Grundlos. Stosch aus Croßen hat Sontag gepredigt, und hätte ich nicht gesagt „es sei der erbärmlichste Prediger in der Welt“ so hätte er nicht geantwortet „das verstehn freilich die Damen beßer als ich zu beurtheilen“ – er hat 20 Louisd’or bekommen, ich hoffe für die vergebne Mühe. Es soll Rüchel aufgetragen sein Sie zu hören, bereiten Sie sich also zu diesem Besuch –. Eichmann meint Sie müßen auch wohl Rüchel besuchen, es ist ein feiner Mann.
Ihre Uhr würde noch hier Ticken wenn sie könnte, der Brieff ist eine Stunde nach meiner Ankunft abgeholt.
Luzie
Heute ist Eichmanns Geburtstag. Lesen Sie meiner Mutter vor, damit das Kind und, Eichmanns Wille nicht zum Vorschein kömt.
Am Thor fieng ich, durch eine Frage des Offieciers, an, zu zweifeln das ich in Potsdam gewesen war: er fragte Herrn Erman sehr ernst als er sich meldete „also sind Sie hier gewesen?“ Es hat zu vielen plaisentrien Anlaß gegeben, wie denn in der kurzen Zeit viel Witz ausgegeben ward, nicht ein Scherflein vom meinigen, denn ich war stumm; angezogen und zurückgezogen hörte ich oft nicht das Gesagte, bis Lachen und ein Übermaaß von guter Laune der andern, mich aufmerksam machte. Eigentlich waren wir 5, denn im Zählendorf stand ein frischer Emigrirter, der den andern im Wagen ablöste, beide so höflich das mein Korb wohl aufgehoben war, die Schachtel mit Schleiermachers Uhr (ich vergeße das dieser Brief an Schl. sein soll,) also mit Ihrer Uhr hatte Erman zu sich im Rauch genommen, wenn sie also bei ihrer Zurückkunft noch Spuren dieser Galantrie hat, so rechnen Sie es mir nicht zu. Mein Auffenthalt in Ρotsdam hat mich im | Ganzen recht froh gemacht, es herschte eine Ruhe um mich von außen die gewiß auch in mich gewirkt haben würde, wenn ich es meiner Phantasie nehmen könte, nicht in die Vergangenheit zu tauchen, und dadurch so oft im Genuß der Gegenwart getrübt zu werden.
am 27ten Eichmann will kein Kind nach Potsdam schicken, wie ich nun dies umschreiben werde weiß ich nicht; gern hätte ich meiner guten Mutter, zu deren Freude ich durch nichts beitragen kann, diese Zerstreuung gemacht; aber die Herrn der Schöpfung sind auch Herrn unsrer Freuden, und wenn wir unsre Ruhe lieb haben so müßen wir jede jdée weg wischen die nur den Schatten von Hartnäckigkeit oder Wiederstreben trüge. Bei Eichmann ist nun das schlimste das ich ihn im Grunde des Herzens selten tadeln kann, und das ich es als Grundsatz annehme wie nichts von außen auf unsre Zufriedenheit Einfluß haben | muß. Kömt meine gute Mutter hier in Collision so wankt es, und doch darf ich es nicht fallen laßen.
Wir sind Gestern Abend nach alter Weise bei Sacks, und sehr heiter gewesen, ob ich gleich im Hingehn den Verlust einiger Schuhe fürchtete, denn es war Grundlos. Stosch aus Croßen hat Sontag gepredigt, und hätte ich nicht gesagt „es sei der erbärmlichste Prediger in der Welt“ so hätte er nicht geantwortet „das verstehn freilich die Damen beßer als ich zu beurtheilen“ – er hat 20 Louisd’or bekommen, ich hoffe für die vergebne Mühe. Es soll Rüchel aufgetragen sein Sie zu hören, bereiten Sie sich also zu diesem Besuch –. Eichmann meint Sie müßen auch wohl Rüchel besuchen, es ist ein feiner Mann.
Ihre Uhr würde noch hier Ticken wenn sie könnte, der Brieff ist eine Stunde nach meiner Ankunft abgeholt.
Luzie
Heute ist Eichmanns Geburtstag. Lesen Sie meiner Mutter vor, damit das Kind und, Eichmanns Wille nicht zum Vorschein kömt.