Potsdam d. 29t. July 1800
Schreklich ungezogen ist es, das weiß ich, und fühle es daß ich Ihnen für das höchst angenehme Geschenk so Sie lieber Freund mir gemacht, noch nicht gedankt habe; schriftlich, versteht sich, denn in mente habe ichs schon mehr als einmal gethan. Ich konnte aber nicht eher, und rechnete dabei sehr auf Ihre Nachsicht, um so mehr da ich weiß daß Sie’s so genau nicht nehmen, und Sich selbst wohl eher solcher kleiner Verstöße schuldig gemacht haben. Nehmen Sie also meinen herzlichen Dank jezt doppelt! Die Brieffe über die Juden haben mir sehr gefallen, und mich dünkt Sie haben in Ihrem Urtheil sehr recht. – Das andere kann ich jezt nicht studieren, wegen hundert dummer anderer Beschäftigungen; die andere Woche aber soll’s drüber her gehen. – Ich wünsche herzlich daß Ihr Umgang mit den NeuHolländern bald abgebrochen werde, damit Sie Ihr Versprechen halten, und bald wieder kommen mögen; denn Sie glauben gar nicht wie sehr ich mich über Ihren Besuch gefreuet habe, und wie sehr ich Ihnen noch heute dafür danke! Suchen Sie aber ja einen recht hübschen, nicht zu warmen Tag aus, damit wir in den hiesigen herrlichen | Gegenden fein herumstreichen können. Dazu gehören aber einige Tage, und Nächte und Ihre ehemalige Wohnung steht noch immer bereit Sie aufzunehmen.
Lucie hat es mir geschrieben daß Sie die Strümpfe geschikt, wofür ich danke, und sie hinterher besucht haben. Beinahe aber möchte ich Lucien Recht geben, wenn sie Mißtrauen gegen Ihre künftige Besuche geäußert hat; denn sie klagte mir es schon bei ihrem Hiersein daß sie Sie jezt so sehr selten sähe, und Sie lange nicht mehr so oft wie sonst hin kämen. Machen Sie doch also dem armen, in einem einsamen Winkel der Stadt verwiesenen Weibe die Freude sie so oft zu sehen als Sie können, sie freut sich unendlich Ihrer Freundschaft, weiß sie zu schäzzen, und verdient es doch auch gewiß solche Freunde wie Sie sind zu haben, und von ihnen nicht verlaßen zu werden. Übrigens denke ich, wird sie es so böse nicht gemeint haben, was sie in einer schwehrmüthigen Stimmung vielleicht gesagt hat. – Wenn ich doch ihre Lage nur in Etwas erleichtern könnte! ach es ist für mein Herz und für meine Liebe ein | höchst schmerzhaftes Gefühl daß ich das nicht kann, und kostet mir manche bittre einsame Tränen. Aber – Basta! In den Text muß ich nicht kommen. Also, auch basta mit diesem Brieffe. Mein Mann grüßt, und ich bin mehr wie Sie vielleicht denken
Ihre wahre Freundin
A Bamberger
Schreklich ungezogen ist es, das weiß ich, und fühle es daß ich Ihnen für das höchst angenehme Geschenk so Sie lieber Freund mir gemacht, noch nicht gedankt habe; schriftlich, versteht sich, denn in mente habe ichs schon mehr als einmal gethan. Ich konnte aber nicht eher, und rechnete dabei sehr auf Ihre Nachsicht, um so mehr da ich weiß daß Sie’s so genau nicht nehmen, und Sich selbst wohl eher solcher kleiner Verstöße schuldig gemacht haben. Nehmen Sie also meinen herzlichen Dank jezt doppelt! Die Brieffe über die Juden haben mir sehr gefallen, und mich dünkt Sie haben in Ihrem Urtheil sehr recht. – Das andere kann ich jezt nicht studieren, wegen hundert dummer anderer Beschäftigungen; die andere Woche aber soll’s drüber her gehen. – Ich wünsche herzlich daß Ihr Umgang mit den NeuHolländern bald abgebrochen werde, damit Sie Ihr Versprechen halten, und bald wieder kommen mögen; denn Sie glauben gar nicht wie sehr ich mich über Ihren Besuch gefreuet habe, und wie sehr ich Ihnen noch heute dafür danke! Suchen Sie aber ja einen recht hübschen, nicht zu warmen Tag aus, damit wir in den hiesigen herrlichen | Gegenden fein herumstreichen können. Dazu gehören aber einige Tage, und Nächte und Ihre ehemalige Wohnung steht noch immer bereit Sie aufzunehmen.
Lucie hat es mir geschrieben daß Sie die Strümpfe geschikt, wofür ich danke, und sie hinterher besucht haben. Beinahe aber möchte ich Lucien Recht geben, wenn sie Mißtrauen gegen Ihre künftige Besuche geäußert hat; denn sie klagte mir es schon bei ihrem Hiersein daß sie Sie jezt so sehr selten sähe, und Sie lange nicht mehr so oft wie sonst hin kämen. Machen Sie doch also dem armen, in einem einsamen Winkel der Stadt verwiesenen Weibe die Freude sie so oft zu sehen als Sie können, sie freut sich unendlich Ihrer Freundschaft, weiß sie zu schäzzen, und verdient es doch auch gewiß solche Freunde wie Sie sind zu haben, und von ihnen nicht verlaßen zu werden. Übrigens denke ich, wird sie es so böse nicht gemeint haben, was sie in einer schwehrmüthigen Stimmung vielleicht gesagt hat. – Wenn ich doch ihre Lage nur in Etwas erleichtern könnte! ach es ist für mein Herz und für meine Liebe ein | höchst schmerzhaftes Gefühl daß ich das nicht kann, und kostet mir manche bittre einsame Tränen. Aber – Basta! In den Text muß ich nicht kommen. Also, auch basta mit diesem Brieffe. Mein Mann grüßt, und ich bin mehr wie Sie vielleicht denken
Ihre wahre Freundin
A Bamberger