Lucie Eichmann to Friedrich Schleiermacher

Ich hatte Sie gestern halb erwartet, und dies für Sie zurückgelaßen; es war mir eine angenehme idèe Ihnen aus dem Schaz meiner Brief-Vorräthe mitzutheilen, was sich dazu eignete; ich finde aber das es auch zu den Ferien gehören möchte denen ich seit gestern Abend ein Ende gemacht habe. – Selbst der angefangne Brief an die Dohm wird wohl ohne Ende bleiben, das Leben in der Vergangenheit fromt für die Gegenwart nichts, ich habe meine Kinder um mich sammeln müßen, um meine Existenz zu lieben. Nur eine stete Anstrengung und püncktliche Erfüllung aller Pflichten zerstreut, zieht ab, und begräbt die Todten.
den 31ten Die Fußbotenpost die des Sontags nicht geht, sollte Ihnen dies bringen – Eichmann hat mir recht heiter geschrieben, das giebt mir wieder einen schönen Blick ins Leben. Ich war einen Augenblick bei Hainschelins und habe in Ihren Namen versprechen müßen, das Sie Freytag Abend mit mir da Eßen wollten, dann übernehmen Sie wohl die Mühe mich zuhause zu bringen – Ich werde es Mama rühmen das ich Sie nur gesehn habe weil sie da war.
Montag früh den 1ten Juny Diesen Mittag bestehe ich ein großes Dinèer bei Kersten, und werde sehr froh sein meinen kleinen Garten Abends wieder zu begrüßen; es wäre mir so werth gewesen, in Eichmanns Abwesenheit | ganz meinen Kindern zu leben, aber die Menschen wollen es anders – Doch denke ich Dienstag ganz Zuhause zu sein; der Julius hat in der Zeit immer Mittag gehungert welches ziemlich gute Wirkung gethan: er macht mir vielen Kummer. Meinen Triumpf Kuchen habe ich noch nicht; vieleicht werden alle voreilige Urtheile hinein gebacken, und dann gehts freilich so geschwind nicht.