Jena, den 29. Juli 1799.
Ich danke Ihnen, mein verehrtester Freund, für die mir ertheilten Nachrichten.
Daß man in Berlin irgend etwas öffentlich gegen Sie unternehmen werde, kann ich – freilich nur wegen der Schlaffheit des dortigen Gouvernements – aber darum auch desto sicherer – nicht glauben. [/]
Diese Feigheit sucht vielleicht durch absichtlich verbreitete Gerüchte Sie zu irgend einem Schritte zu bewegen, der ihr dann zum Vorwand dienen könnte, und es kommt mir vor, als ob es von Ihrer Seite zu viel eingeräumt wäre, auch nur zu fragen, ob man Sie will? – Ihre Freunde wünschen, daß Sie die Schändlichkeit der in der Allg. Litteraturzeitung erschienenen diplomatischen Deduction in Betreff Ihrer Entlassungsangelegenheit nicht unaufgedeckt lassen, da die Schamlosigkeit darin bis zu öffentlichen Lügen sich versteigt. Sie erinnern sich ohne Zweifel, daß Voigt mehrere Tage, [nachdem] Ihr Brief in seinen Händen war, Paulus sagte: es seye in der ganzen Sache noch nichts beschlossen; – nun soll das erste Decret schon fertig gewesen seyn, als Ihr Brief ankam!
Ihre Nachricht wegen der anatomischen Lehranstalten in Berlin würde mich völlig determiniren, wenn man mir nicht versicherte, daß der dortige Lehrer zwar ohne Widerrede geschickt, aber ein sehr unhöflicher und unfreundlicher Mensch sei, von dem man, um etwas zu lernen, sich viel gefallen lassen müsse, was ich mir nicht gefallen lassen kann, so daß am Ende denn doch für mich wenigstens die bessere Gelegenheit hier ist. (Man sagt mir auch, daß Alex. Humboldt, nachdem er in Berlin studirt, hier bei [Loder] nochmals angefangen habe). Es käme übrigens noch auf den Versuch an; [/] allein die Hauptrücksicht ist folgende: die Reise nach Schwaben ist meinerseits aufgegeben. Dieß sezt mich in Stand, künftigen Winter, ohne zu lesen, hier zu seyn, und ohne Zerstreuung ganz blos meinem Zwecke zu leben, und außer der Anatomie noch manches Andre mitzunehmen, das ich in Berlin schon deßwegen nicht kann, weil ich blos um dort zu leben, und ohne etwas Weiteres zu gewinnen, schreiben muß, da ich hingegen hier noch für den künftigen Sommer, wo ich reisen [muß], wenn nicht mein ganzer Plan scheitern soll, sorgen kann. – Urtheilen [Sie], ob es für Ihren und meinen künftigen Plan nicht besser gesorgt ist, wenn ich mich in Ansehung des Nähern einschränke, um das Entferntere durchzusezen. – Ich komme zu keiner Ruhe, ehe ich mit dem fertig bin, was ich mir vorgesezt habe. – Indeß ist noch Eines übrig. Ich habe Ihnen von einer Hoffnung gesagt, durch fremde Unterstüzung es ausführen zu können. Ich habe seitdem einen Schritt gethan, der darüber entscheiden muß. Gelingt es, so habe ich auch [diese] Rücksichten nicht zu nehmen – und ich bin nächsten Winter bei Ihnen.
Indeß leben Sie wohl. – Mit welchen Empfindungen ich an Sie denke, kann ich nicht ausdrücken, und schließe daher.
Unveränderlich der Ihrige
[Sch.]
Ich danke Ihnen, mein verehrtester Freund, für die mir ertheilten Nachrichten.
Daß man in Berlin irgend etwas öffentlich gegen Sie unternehmen werde, kann ich – freilich nur wegen der Schlaffheit des dortigen Gouvernements – aber darum auch desto sicherer – nicht glauben. [/]
Diese Feigheit sucht vielleicht durch absichtlich verbreitete Gerüchte Sie zu irgend einem Schritte zu bewegen, der ihr dann zum Vorwand dienen könnte, und es kommt mir vor, als ob es von Ihrer Seite zu viel eingeräumt wäre, auch nur zu fragen, ob man Sie will? – Ihre Freunde wünschen, daß Sie die Schändlichkeit der in der Allg. Litteraturzeitung erschienenen diplomatischen Deduction in Betreff Ihrer Entlassungsangelegenheit nicht unaufgedeckt lassen, da die Schamlosigkeit darin bis zu öffentlichen Lügen sich versteigt. Sie erinnern sich ohne Zweifel, daß Voigt mehrere Tage, [nachdem] Ihr Brief in seinen Händen war, Paulus sagte: es seye in der ganzen Sache noch nichts beschlossen; – nun soll das erste Decret schon fertig gewesen seyn, als Ihr Brief ankam!
Ihre Nachricht wegen der anatomischen Lehranstalten in Berlin würde mich völlig determiniren, wenn man mir nicht versicherte, daß der dortige Lehrer zwar ohne Widerrede geschickt, aber ein sehr unhöflicher und unfreundlicher Mensch sei, von dem man, um etwas zu lernen, sich viel gefallen lassen müsse, was ich mir nicht gefallen lassen kann, so daß am Ende denn doch für mich wenigstens die bessere Gelegenheit hier ist. (Man sagt mir auch, daß Alex. Humboldt, nachdem er in Berlin studirt, hier bei [Loder] nochmals angefangen habe). Es käme übrigens noch auf den Versuch an; [/] allein die Hauptrücksicht ist folgende: die Reise nach Schwaben ist meinerseits aufgegeben. Dieß sezt mich in Stand, künftigen Winter, ohne zu lesen, hier zu seyn, und ohne Zerstreuung ganz blos meinem Zwecke zu leben, und außer der Anatomie noch manches Andre mitzunehmen, das ich in Berlin schon deßwegen nicht kann, weil ich blos um dort zu leben, und ohne etwas Weiteres zu gewinnen, schreiben muß, da ich hingegen hier noch für den künftigen Sommer, wo ich reisen [muß], wenn nicht mein ganzer Plan scheitern soll, sorgen kann. – Urtheilen [Sie], ob es für Ihren und meinen künftigen Plan nicht besser gesorgt ist, wenn ich mich in Ansehung des Nähern einschränke, um das Entferntere durchzusezen. – Ich komme zu keiner Ruhe, ehe ich mit dem fertig bin, was ich mir vorgesezt habe. – Indeß ist noch Eines übrig. Ich habe Ihnen von einer Hoffnung gesagt, durch fremde Unterstüzung es ausführen zu können. Ich habe seitdem einen Schritt gethan, der darüber entscheiden muß. Gelingt es, so habe ich auch [diese] Rücksichten nicht zu nehmen – und ich bin nächsten Winter bei Ihnen.
Indeß leben Sie wohl. – Mit welchen Empfindungen ich an Sie denke, kann ich nicht ausdrücken, und schließe daher.
Unveränderlich der Ihrige
[Sch.]