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Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling to Johann Gottlieb Fichte TEI-Logo

Jena, den 1. November 1799.
Theuerster Freund!
Es wird wahrscheinlichster Weise dazu kommen, daß ich „Annalen des philosophischen Tons, zweites Stück oder Geschichte zweier Recensionen der A. L. Z.“ schreibe. Ich wünsche sie im philosophischen Journal, außerdem aber auch, um sie weiter zu verbreiten, besonders abdrucken zu lassen. Den Anfang wird natürlich eine Auseinandersetzung beider Recensionen machen. Hierzu bitte ich Sie, wenn es Ihnen [/] möglich ist, um einige kräftige Beiträge. Ihre Freundschaft wird mir diese Bitte zu gut halten. Eine andre Bitte ist diese, daß Sie doch bald kommen; es ist nothwendig, daß wir auf Ausführung unsres Plans denken. Und dann die Frage an Sie, ob wir kommenden Sommer 1800 nicht zusammen leben können? Mein Plan fordert nicht nothwendig, daß ich mich so weit entferne und nach Wien gehe; ich kann dasselbe in Bamberg und Würzburg erreichen. Um also zugleich ungestört an der Ausführung des Plans arbeiten zu können, würde ich vorerst ganz gewiß in Franken bleiben, und wünsche nichts sehnlicher, als daß Sie dort gleichfalls Ihren Wohnsitz aufschlagen. Die gemeinschaftliche Arbeit würde uns auf immer und unzertrennlich verbinden. Da ich völlig frei bin – und nach dem Augenblick mich sehne, wo ich Jena verlassen kann, so kann ich von neuem blos unserer gemeinschaftlichen Sache leben. Ich weiß nicht, ob irgend etwas Sie an Berlin festhält, aber denken sollte ich, daß Sie in Franken ungestörter zugleich und in mancher Rücksicht angenehmer leben, besonders wenn, wie es möglich ist, eine Jenaische Colonie uns dahin folgen sollte. In politischer Rücksicht haben Sie in Bamberg gewiß nichts zu besorgen; Röschlaub hat bei den Ministern Einfluß, und will so gar, daß ich dort Privatvorlesungen halte. [/]
Leben Sie wohl, mein theuerster Freund, und bleiben Sie mir gewogen.
Ganz der Ihrige.
Schelling.
N. S. Ich habe bereits auf alle Fälle bei Röschlaub angefragt, ob Sie in Bamberg das Geringste riskiren. Aber auch in diesem Fall könnten Sie ja in Erlangen leben. Verzeihen Sie meine Zudringlichkeit, aber ich kann nicht anders wünschen.
Metadata Concerning Header
  • Date: Freitag, 1. November 1799
  • Sender: Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling ·
  • Recipient: Johann Gottlieb Fichte ·
  • Place of Dispatch: Jena · ·
  • Place of Destination: Berlin · ·
  • Notations:
Printed Text
  • Bibliography: Fichte, Johann Gottlieb: Gesamtausgabe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Abteilung III, Bd. 4: Briefe 1799–1800. Hg. v. Hans Gliwitzky und Reinhard Lauth. Unter Mitwirkung v. Peter K. Schneider und Manfred Zahn. Stuttgart 1973, S. 133‒135.

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