Berlin, d. [.. .]
Ihr lezter Brief, theurer lieber Freund, verwundet mich weit mehr, [als] der vorige. Im vorigen fand ich einen geliebten Freund schwach, leichtgläubig, übereilt, doch im Grunde redlich; Sie nemlich [.] Diese Sache konnte gehoben werden, und sie ist es. In Ihrem jetzigen finde ich Leute, die ich immer mehr lieben, u. achten zu lernen sehr gestimmt war, als Lügner, und schwarze Verräther; die Schlegels nemlich. Ich muß mich entschliessen zu verachten, und zu hassen. Nemlich
ad. I. Es ist schlechthin nicht wahr, daß ich übel auf Sie zu sprechen gewesen. – Woher in aller Welt können sonach die Berather, und Warner dies genommen haben? Soll es Fr. Schl. aus Berlin zu Michaelis 1799. mitgebracht haben? Da war unser leztes Geschäft die Erklärung in Beziehung auf Kant. Weder Sie, noch Schlegel hat mein damaliges Benehmen unfreundschaftlich gegen Sie gefunden. – Oder hat sich dies erst nach meiner Ankunft in Jena im vorigen Winter ergeben? Ich habe die Schlegels fast nie, ausser in Ihrer Gegenwart, und überhaupt nicht viel öfter gesprochen, als ich Sie gesprochen habe. Dann ist begreiflich, daß ich mein Misvergnügen über Sie, wenn ein solches statt gefunden, eher allen andern, als diesen eröfnet haben würde, denn – ich hielt diese für Ihre aufrichtige Freunde.
Daß Fr. Schlegel Ihr Feind sey, davon habe ich nie die mindeste Ahndung gehabt: ich erfahre durch Ihren lezten Brief darüber das erste Wort davon.*1 Er hat nie etwas gegen Sie mir gesagt; – ich überlasse Ihnen selbst die Folgerungen aus diesem wichtigen Umstande zu ziehen[.]
Ich habe mit Fr. Schl, immer mehr von Sachen, als Personen gesprochen. Ich habe seitdem mich ganz bestimmt erinnert, daß nur einmal (es war auf einem [/] Spaziergange, und ich erinnere mich noch bestimmt der Stelle auf der Jenaischen Elbbrüke, wo es war) die Rede auf die synthetische Methode, und von da aus auf Sie kam, und daß ich da das sagte, was ich in meinem vorigen Briefe für möglich angab. –
Inzwischen ist das allerdings schlau genug, Einem Freunde zu sagen: gieb dir Mühe, mit dem andern in ein besseres Verständniß zu kommen: er mag dich nicht. Es entsteht dadurch nothwendig ein Verhältniß der Kälte, der Zurükhaltung. Befürchteten die Schl. wir möchten unser Zusammenleben in Jena benutzen, um uns immer enger zu vereinigen; war ihnen dies zuwider, und wollten sie dem durch jene Vorspiegelung im Voraus vorbeugen?
Nein, mein Freund, weder Sie, noch irgend jemand, an welchem ich je ein lebendiges Interesse genommen, wird zuerst durch einen Andern erfahren, daß ich etwas gegen ihn habe. Ich werde zuerst an ihn selbst mich wenden. So lange ich nicht mit Ihnen unmittelbar expostulire, wird niemand mit Wahrheit sagen können, daß ich gegen ihn Ihrer im Uebeln gedacht, oder auch nur Sie nicht vertheidigt hätte.
So z. B. dieser Fr. Schl. – Auf diesen bin ich nun freilich nicht gut: für einen Brief ist die Sache zu langweilig, träfe ich ihn aber, so würde ich ihn sicher zur Rede stellen. Bis dahin aber werden Fremde von der Veränderung unsers Verhältnisses nichts erfahren.*2
ad. 2dum. Das Einemal, da Sie erfuhren, daß ich bei Ihnen gewesen, haben Sie es durch Ihren Bruder erfahren. Dieser war gewöhnlich auch nicht zu Hause. Aber ich bin in der ersten Zeit nicht einmal, sondern sehr oft, zu jeder TagesZeit, in Ihrem Hause gewesen; habe dasselbe bis unter [/] das Dach durchsucht, um jemand zu finden, der es Ihnen sagte; und keinen Menschen getroffen. – Ihre Magd nemlich war auch nie zu Hause. – Niethammer, dem ich dies einmal klagte, indem ich ihn fragte, ob er Sie nicht etwa seit einiger Zeit gesehen, kann es bezeugen.
Späterhin unterließ ich freilich ein immer unnützes Aufsuchen.
Also – auch auf diesen Umstand hat man Sie aufmerksam gemacht.
ad. 3.) setzen Sie noch immer Dinge voraus die eben nicht sind a.) das Fragezeichen hieß nicht: haben Sie es gethan; sondern nur, hätten Sie denn das thun können? b.). die Erwähnung, daß ich W. Schl. nie Achtung bezeigt, sollte nicht Sie anklagen, sondern mich – gegen den Vorwurf der Doppelzüngigkeit – Sie schienen mir den bei dieser Gelegenheit zu machen, und machen ihn in Beziehung auf Sie selbst, wirklich – vertheidigen. – Was Sie in dieser Rüksicht für sich selbst sagen, ist klar. c.) wenn ich gegen die Schlegels eben so über Sie gesprochen, wie ich gegen Sie über diese gesprochen, dann freilich pp. Aber dies ist nicht geschehen.
Uebrigens, mein theurer, seyn Sie durchaus, und fest versichert, daß mir Ihr jetziges Zutrauen Ihr vorhergegangenes Mistrauen völligst ersezt.
ad. 4tum. haben Sie durch eigne Anführung meiner Worte das ganze Misverständniß gehoben. Ich habe nemlich in Jena mich mit dem Gedanken getragen eine Recension – sage einzelne Recension – über B. Logik, – etwa im Philosophischen Journale, zu verfassen: habe dies allen, mit denen ich über dergleichen Dinge zu sprechen pflegte z. B. Niethammern, höchstwarscheinlich auch Ihnen, gesagt. Wann nun diese erfolgen würde, die eher erfolgen sollte, als in dem Ungerschen Journale meine Uebersicht, und die ich davon ganz abgesondert dachte, wuste ich damals nicht, als ich Ihnen schrieb. (Jezt ist sie wirklich gemacht, u. an die Erlangsche L. Z. geschikt.) [/]
Ich glaubte, daß das Anders in der Sache liegen sollte; und dies konnte mich im Zusammenhange Ihres lezten Briefes nicht anders, als sehr beleidigen, und mich auf die Aeusserungen bringen, die ich jezt freudig zurüknehme.
Uebrigens wünschte ich doch ja nicht, daß wir uns auf den Fuß sezten, nichts zu bearbeiten, was der andere bearbeitet. Wir werden – wie es bei’m Ausgehen von denselben Principien bei richtiger Folgerung fast nicht anders seyn kann, und bisher, auch wieder in Beziehung auf Bardili, gewesen ist – der Materie nach das gleiche finden; aber in dem äussern Charakter unsers Vortrags ist eine solche Verschiedenheit, daß keines von beiden Arbeit überflüßig seyn wird.
Bei der Beurtheilung, ob ich ein Recht hatte, für Ungern jenen Plan zu entwerfen, gehn wir noch immer von entgegengesezten Ansichten aus; wo Sie in der Ihrigen mir in der That zuviel Autorität, und eben deswegen eine Prätension beimessen, die ich nicht hatte. Ich habe darüber in meinem vorigen mich, mir selbst zur Gnüge, erklärt. Ich wollte Sie schlechthin zu nichts verbinden, sondern den Beitritt noch immer durchaus Ihrer Willkühr anheimstellen. – Doch, für einen Brief wäre diese Discussion zu weitläufig. Lassen wir das liegen, bis wir uns einmal sehen.
W. Schl, hat allerdings in Berlin den Eingeladnen zur Bedingung gemacht, mir den Plan zu verheimlichen. Ich wüste dies von einem der Eingeladnen, (aber dies darf W. Schl. nicht erfahren, weil er sodann diesen, der freilich auch kein Recht hatte, es mir zu sagen, erräth) noch eh ich ihm meine Einladung zuschikte. Ich hielt jenes Behauptung nicht so recht für möglich, und dachte: es wird sich ja zeigen.
Mit Ihnen ist es durchaus etwas anderes. Es scheint, Sie sind auch erst [/] aus Noth, d. h. nachdem sich fand, daß Sie mit Cotta schon über ein ähnliches Unternehmen in Verbindung standen, eingeladen worden. Die Schleyermachers u. dergl. scheinen viel früher, als Sie, von dem Unternehmen gewußt zu haben.
Goethe, u. Schiller sind eben die beiden Eingeladnen, deren ich in meinem lezten gedachte. Sie antworten aber noch nicht: und ich wünsche sehnlichst, daß sie es nicht thun: oder abschläglich sich erklären. Sie sind in der Nähe. Ich bevollmächtige Sie nicht nur, sondern bitte Sie, diesen in Absicht meiner Theilnahme und meines Eifers für diesen Plan, das nöthige zu sagen: doch so, daß ich selbst gedekt bleibe.
Eine durchgreifende wissenschaftliche Zeitschrift müssen wir um so eher veranstalten, da ich höre, daß – Jacobi, Reinhold, Bardili ein antikritisches Journal herausgeben werden . Doch warum gerade mit dem Anfange des Jahrs 1801. sehe ich nicht ein. Was geht uns dieses neue Jahrhundert an. Ich hoffe, wir haben es schon früher angefangen. Ich habe diesen Winter durchaus nicht Zeit zu einem solchen Unternehmen. Ich will vielmehr meine neue Bearbeitung der W. L. herausgeben: die mir allen Zweifeln und Widersprüchen bei jedem, der nur nicht ganz verwahrloset ist, ein Ende zu machen scheint.
Hierüber mehr nächstens.
Mit Cotta bin ich über die Schlegels frei mit der Sprache herausgegangen. Auch habe ich ihm gesagt, daß wir beide für Einen Mann stünden, und daß er nächstens mehr von uns hören solle.
Hiemit sey es denn zwischen uns ganz bei’m Alten! Die dazwischen fallenden Verirrungen seyen ausgetilgt aus unserm Leben!
Ganz der Ihrige
Fichte.
Werden Sie den Winter in Jena zubringen?
Ihren Auftrag an Tiek werde ich ausrichten. Es ist nöthig, daß diese falschen Menschen durchaus demaskirt werden.
Herrn Professor Schelling.
Frei.
zu
Jena.
*1 Wie W. Sch. darauf kommt, daß Sie von seines Bruders Gesinnung gegen Sie durch mich etwas erfahren, ist mir unbegreiflich; da ich bis gestern Abend (da ich Ihren Brief erhielt) fest glaubte; er sey Ihr Freund, u. Verehrer. – Steht nicht noch im lezten Stük des Athenäum ein Sonnett zu Ihrer Ehre von ihm?
*2 W. Sch. wenn er herkommt, werde ich allerdings befragen.
Ihr lezter Brief, theurer lieber Freund, verwundet mich weit mehr, [als] der vorige. Im vorigen fand ich einen geliebten Freund schwach, leichtgläubig, übereilt, doch im Grunde redlich; Sie nemlich [.] Diese Sache konnte gehoben werden, und sie ist es. In Ihrem jetzigen finde ich Leute, die ich immer mehr lieben, u. achten zu lernen sehr gestimmt war, als Lügner, und schwarze Verräther; die Schlegels nemlich. Ich muß mich entschliessen zu verachten, und zu hassen. Nemlich
ad. I. Es ist schlechthin nicht wahr, daß ich übel auf Sie zu sprechen gewesen. – Woher in aller Welt können sonach die Berather, und Warner dies genommen haben? Soll es Fr. Schl. aus Berlin zu Michaelis 1799. mitgebracht haben? Da war unser leztes Geschäft die Erklärung in Beziehung auf Kant. Weder Sie, noch Schlegel hat mein damaliges Benehmen unfreundschaftlich gegen Sie gefunden. – Oder hat sich dies erst nach meiner Ankunft in Jena im vorigen Winter ergeben? Ich habe die Schlegels fast nie, ausser in Ihrer Gegenwart, und überhaupt nicht viel öfter gesprochen, als ich Sie gesprochen habe. Dann ist begreiflich, daß ich mein Misvergnügen über Sie, wenn ein solches statt gefunden, eher allen andern, als diesen eröfnet haben würde, denn – ich hielt diese für Ihre aufrichtige Freunde.
Daß Fr. Schlegel Ihr Feind sey, davon habe ich nie die mindeste Ahndung gehabt: ich erfahre durch Ihren lezten Brief darüber das erste Wort davon.*1 Er hat nie etwas gegen Sie mir gesagt; – ich überlasse Ihnen selbst die Folgerungen aus diesem wichtigen Umstande zu ziehen[.]
Ich habe mit Fr. Schl, immer mehr von Sachen, als Personen gesprochen. Ich habe seitdem mich ganz bestimmt erinnert, daß nur einmal (es war auf einem [/] Spaziergange, und ich erinnere mich noch bestimmt der Stelle auf der Jenaischen Elbbrüke, wo es war) die Rede auf die synthetische Methode, und von da aus auf Sie kam, und daß ich da das sagte, was ich in meinem vorigen Briefe für möglich angab. –
Inzwischen ist das allerdings schlau genug, Einem Freunde zu sagen: gieb dir Mühe, mit dem andern in ein besseres Verständniß zu kommen: er mag dich nicht. Es entsteht dadurch nothwendig ein Verhältniß der Kälte, der Zurükhaltung. Befürchteten die Schl. wir möchten unser Zusammenleben in Jena benutzen, um uns immer enger zu vereinigen; war ihnen dies zuwider, und wollten sie dem durch jene Vorspiegelung im Voraus vorbeugen?
Nein, mein Freund, weder Sie, noch irgend jemand, an welchem ich je ein lebendiges Interesse genommen, wird zuerst durch einen Andern erfahren, daß ich etwas gegen ihn habe. Ich werde zuerst an ihn selbst mich wenden. So lange ich nicht mit Ihnen unmittelbar expostulire, wird niemand mit Wahrheit sagen können, daß ich gegen ihn Ihrer im Uebeln gedacht, oder auch nur Sie nicht vertheidigt hätte.
So z. B. dieser Fr. Schl. – Auf diesen bin ich nun freilich nicht gut: für einen Brief ist die Sache zu langweilig, träfe ich ihn aber, so würde ich ihn sicher zur Rede stellen. Bis dahin aber werden Fremde von der Veränderung unsers Verhältnisses nichts erfahren.*2
ad. 2dum. Das Einemal, da Sie erfuhren, daß ich bei Ihnen gewesen, haben Sie es durch Ihren Bruder erfahren. Dieser war gewöhnlich auch nicht zu Hause. Aber ich bin in der ersten Zeit nicht einmal, sondern sehr oft, zu jeder TagesZeit, in Ihrem Hause gewesen; habe dasselbe bis unter [/] das Dach durchsucht, um jemand zu finden, der es Ihnen sagte; und keinen Menschen getroffen. – Ihre Magd nemlich war auch nie zu Hause. – Niethammer, dem ich dies einmal klagte, indem ich ihn fragte, ob er Sie nicht etwa seit einiger Zeit gesehen, kann es bezeugen.
Späterhin unterließ ich freilich ein immer unnützes Aufsuchen.
Also – auch auf diesen Umstand hat man Sie aufmerksam gemacht.
ad. 3.) setzen Sie noch immer Dinge voraus die eben nicht sind a.) das Fragezeichen hieß nicht: haben Sie es gethan; sondern nur, hätten Sie denn das thun können? b.). die Erwähnung, daß ich W. Schl. nie Achtung bezeigt, sollte nicht Sie anklagen, sondern mich – gegen den Vorwurf der Doppelzüngigkeit – Sie schienen mir den bei dieser Gelegenheit zu machen, und machen ihn in Beziehung auf Sie selbst, wirklich – vertheidigen. – Was Sie in dieser Rüksicht für sich selbst sagen, ist klar. c.) wenn ich gegen die Schlegels eben so über Sie gesprochen, wie ich gegen Sie über diese gesprochen, dann freilich pp. Aber dies ist nicht geschehen.
Uebrigens, mein theurer, seyn Sie durchaus, und fest versichert, daß mir Ihr jetziges Zutrauen Ihr vorhergegangenes Mistrauen völligst ersezt.
ad. 4tum. haben Sie durch eigne Anführung meiner Worte das ganze Misverständniß gehoben. Ich habe nemlich in Jena mich mit dem Gedanken getragen eine Recension – sage einzelne Recension – über B. Logik, – etwa im Philosophischen Journale, zu verfassen: habe dies allen, mit denen ich über dergleichen Dinge zu sprechen pflegte z. B. Niethammern, höchstwarscheinlich auch Ihnen, gesagt. Wann nun diese erfolgen würde, die eher erfolgen sollte, als in dem Ungerschen Journale meine Uebersicht, und die ich davon ganz abgesondert dachte, wuste ich damals nicht, als ich Ihnen schrieb. (Jezt ist sie wirklich gemacht, u. an die Erlangsche L. Z. geschikt.) [/]
Ich glaubte, daß das Anders in der Sache liegen sollte; und dies konnte mich im Zusammenhange Ihres lezten Briefes nicht anders, als sehr beleidigen, und mich auf die Aeusserungen bringen, die ich jezt freudig zurüknehme.
Uebrigens wünschte ich doch ja nicht, daß wir uns auf den Fuß sezten, nichts zu bearbeiten, was der andere bearbeitet. Wir werden – wie es bei’m Ausgehen von denselben Principien bei richtiger Folgerung fast nicht anders seyn kann, und bisher, auch wieder in Beziehung auf Bardili, gewesen ist – der Materie nach das gleiche finden; aber in dem äussern Charakter unsers Vortrags ist eine solche Verschiedenheit, daß keines von beiden Arbeit überflüßig seyn wird.
Bei der Beurtheilung, ob ich ein Recht hatte, für Ungern jenen Plan zu entwerfen, gehn wir noch immer von entgegengesezten Ansichten aus; wo Sie in der Ihrigen mir in der That zuviel Autorität, und eben deswegen eine Prätension beimessen, die ich nicht hatte. Ich habe darüber in meinem vorigen mich, mir selbst zur Gnüge, erklärt. Ich wollte Sie schlechthin zu nichts verbinden, sondern den Beitritt noch immer durchaus Ihrer Willkühr anheimstellen. – Doch, für einen Brief wäre diese Discussion zu weitläufig. Lassen wir das liegen, bis wir uns einmal sehen.
W. Schl, hat allerdings in Berlin den Eingeladnen zur Bedingung gemacht, mir den Plan zu verheimlichen. Ich wüste dies von einem der Eingeladnen, (aber dies darf W. Schl. nicht erfahren, weil er sodann diesen, der freilich auch kein Recht hatte, es mir zu sagen, erräth) noch eh ich ihm meine Einladung zuschikte. Ich hielt jenes Behauptung nicht so recht für möglich, und dachte: es wird sich ja zeigen.
Mit Ihnen ist es durchaus etwas anderes. Es scheint, Sie sind auch erst [/] aus Noth, d. h. nachdem sich fand, daß Sie mit Cotta schon über ein ähnliches Unternehmen in Verbindung standen, eingeladen worden. Die Schleyermachers u. dergl. scheinen viel früher, als Sie, von dem Unternehmen gewußt zu haben.
Goethe, u. Schiller sind eben die beiden Eingeladnen, deren ich in meinem lezten gedachte. Sie antworten aber noch nicht: und ich wünsche sehnlichst, daß sie es nicht thun: oder abschläglich sich erklären. Sie sind in der Nähe. Ich bevollmächtige Sie nicht nur, sondern bitte Sie, diesen in Absicht meiner Theilnahme und meines Eifers für diesen Plan, das nöthige zu sagen: doch so, daß ich selbst gedekt bleibe.
Eine durchgreifende wissenschaftliche Zeitschrift müssen wir um so eher veranstalten, da ich höre, daß – Jacobi, Reinhold, Bardili ein antikritisches Journal herausgeben werden . Doch warum gerade mit dem Anfange des Jahrs 1801. sehe ich nicht ein. Was geht uns dieses neue Jahrhundert an. Ich hoffe, wir haben es schon früher angefangen. Ich habe diesen Winter durchaus nicht Zeit zu einem solchen Unternehmen. Ich will vielmehr meine neue Bearbeitung der W. L. herausgeben: die mir allen Zweifeln und Widersprüchen bei jedem, der nur nicht ganz verwahrloset ist, ein Ende zu machen scheint.
Hierüber mehr nächstens.
Mit Cotta bin ich über die Schlegels frei mit der Sprache herausgegangen. Auch habe ich ihm gesagt, daß wir beide für Einen Mann stünden, und daß er nächstens mehr von uns hören solle.
Hiemit sey es denn zwischen uns ganz bei’m Alten! Die dazwischen fallenden Verirrungen seyen ausgetilgt aus unserm Leben!
Ganz der Ihrige
Fichte.
Werden Sie den Winter in Jena zubringen?
Ihren Auftrag an Tiek werde ich ausrichten. Es ist nöthig, daß diese falschen Menschen durchaus demaskirt werden.
Herrn Professor Schelling.
Frei.
zu
Jena.
*1 Wie W. Sch. darauf kommt, daß Sie von seines Bruders Gesinnung gegen Sie durch mich etwas erfahren, ist mir unbegreiflich; da ich bis gestern Abend (da ich Ihren Brief erhielt) fest glaubte; er sey Ihr Freund, u. Verehrer. – Steht nicht noch im lezten Stük des Athenäum ein Sonnett zu Ihrer Ehre von ihm?
*2 W. Sch. wenn er herkommt, werde ich allerdings befragen.