Jena, den 31. October 1800.
Nach dem letzten Brief von Cotta zu urtheilen, hat es bei ihm gut gewirkt. Um so mehr aber muß ich wünschen, daß Sie mit der wissenschaftlichen Zeitschrift nicht zaudern, sondern, wenn es Ihr Ernst ist, mir [/] erlauben, wenigstens auf Ostern den Anfang zu machen. Erlauben es Ihnen andere Geschäfte nicht, sogleich etwas dazu beizutragen, so kann ich das erste Heft allein schreiben, Sie alsdann das zweite. Ich habe interessante Materialien genug für jenes. Geben Sie dazu Ihre Beistimmung, so kann ich sogleich mit Cotta vorwärts gehen und die Sache in Richtigkeit bringen. Ich bitte Sie, mir darüber bald Ihren Entschluß zu melden.
Diesen Winter hier zuzubringen hat mich bestimmt die Unmöglichkeit, weiter zu reisen, und dann auch, daß Fr. Schlegel sich der verlassenen Transscendental=Wissenschaft annehmen wollte. Ich konnte unmöglich zusehen, daß der gut gelegte Grund auf solche Art zerstört, und statt des ächten wissenschaftlichen Geistes, wovon hier immer noch ein Fond geblieben ist, der poetische und philosophische Dilettantismus nun aus dem Kreis der Schlegel auch unter die Studenten übergehe. Friedrich Schlegel hat vor meiner Rückkunft, und ehe man davon wußte, eine starke Subscription zu Stande gebracht. Durch vier Stunden aber, die ich gehalten, war er bereits todtgeschlagen und ist nun schon begraben. Zum Theil auch durch eigene Schuld. Da er sich eben auch hier nicht aus seiner Kruste herausarbeiten konnte und wahren Widersinn von sich gab. Aus dem Satz: daß Sie allein [/] unter allen neuern die synthetische Methode besitzen, ward nun der, die synthetische Methode seye bis jetzt kaum versucht, und er (Friedrich Schlegel) werde sie zuerst vollkommen ausführen – in demselben Zusammenhang erklärte er aber, ein System zu wollen wäre Unsinn.
Haben Sie denn meine Transscendentalphilosophie erhalten? Auch meine Zeitschrift? Ich habe hier Ordre zurückgelassen, sie Ihnen zu schicken, von Ihnen aber nichts darüber gehört.
Ganz der Ihrige
Schelling.
N. S. Letzten Posttag kam dieser Brief zu spät und wurde nicht mehr angenommen.
Heute nun erhalte ich einen neuen von Cotta, worin er darauf besteht, daß ich ihm wegen der Revision auf jeden Fall das Wort halte. Ich habe ihm voraus schon geschrieben, daß ich Hoffnung habe, Sie zur gemeinschaftlichen Herausgabe eines Journals dieser Art zu bewegen. Ich bitte Sie nun, sich doch bald zu entschließen, damit nicht abermals eine Trennung der Kräfte existire. Ich denke in der Revision Alles was auf Philosophie Bezug hat, also vorzüglich Naturwissenschaft, in allen ihren Theilen, aber auch Mathematik, Geschichte u. s. w. zu umfassen. Unterhandeln Sie über Ihren Beitritt ganz für sich mit Cotta, da ich meine Bedingungen schon festgesetzt, und führen Sie das aus, was Sie [/] versprochen, nämlich den Ungerschen Plan höchstens mit der versprochnen Abhandlung zu unterstützen (besser freilich, wenn auch das nicht nöthig wäre), hernach aber zu einem andern Institut die Hände zu bieten. Ich erwarte sehnlich Ihre Antwort, um die weitern Anstalten sogleich treffen zu können.
Schelling.
Nach dem letzten Brief von Cotta zu urtheilen, hat es bei ihm gut gewirkt. Um so mehr aber muß ich wünschen, daß Sie mit der wissenschaftlichen Zeitschrift nicht zaudern, sondern, wenn es Ihr Ernst ist, mir [/] erlauben, wenigstens auf Ostern den Anfang zu machen. Erlauben es Ihnen andere Geschäfte nicht, sogleich etwas dazu beizutragen, so kann ich das erste Heft allein schreiben, Sie alsdann das zweite. Ich habe interessante Materialien genug für jenes. Geben Sie dazu Ihre Beistimmung, so kann ich sogleich mit Cotta vorwärts gehen und die Sache in Richtigkeit bringen. Ich bitte Sie, mir darüber bald Ihren Entschluß zu melden.
Diesen Winter hier zuzubringen hat mich bestimmt die Unmöglichkeit, weiter zu reisen, und dann auch, daß Fr. Schlegel sich der verlassenen Transscendental=Wissenschaft annehmen wollte. Ich konnte unmöglich zusehen, daß der gut gelegte Grund auf solche Art zerstört, und statt des ächten wissenschaftlichen Geistes, wovon hier immer noch ein Fond geblieben ist, der poetische und philosophische Dilettantismus nun aus dem Kreis der Schlegel auch unter die Studenten übergehe. Friedrich Schlegel hat vor meiner Rückkunft, und ehe man davon wußte, eine starke Subscription zu Stande gebracht. Durch vier Stunden aber, die ich gehalten, war er bereits todtgeschlagen und ist nun schon begraben. Zum Theil auch durch eigene Schuld. Da er sich eben auch hier nicht aus seiner Kruste herausarbeiten konnte und wahren Widersinn von sich gab. Aus dem Satz: daß Sie allein [/] unter allen neuern die synthetische Methode besitzen, ward nun der, die synthetische Methode seye bis jetzt kaum versucht, und er (Friedrich Schlegel) werde sie zuerst vollkommen ausführen – in demselben Zusammenhang erklärte er aber, ein System zu wollen wäre Unsinn.
Haben Sie denn meine Transscendentalphilosophie erhalten? Auch meine Zeitschrift? Ich habe hier Ordre zurückgelassen, sie Ihnen zu schicken, von Ihnen aber nichts darüber gehört.
Ganz der Ihrige
Schelling.
N. S. Letzten Posttag kam dieser Brief zu spät und wurde nicht mehr angenommen.
Heute nun erhalte ich einen neuen von Cotta, worin er darauf besteht, daß ich ihm wegen der Revision auf jeden Fall das Wort halte. Ich habe ihm voraus schon geschrieben, daß ich Hoffnung habe, Sie zur gemeinschaftlichen Herausgabe eines Journals dieser Art zu bewegen. Ich bitte Sie nun, sich doch bald zu entschließen, damit nicht abermals eine Trennung der Kräfte existire. Ich denke in der Revision Alles was auf Philosophie Bezug hat, also vorzüglich Naturwissenschaft, in allen ihren Theilen, aber auch Mathematik, Geschichte u. s. w. zu umfassen. Unterhandeln Sie über Ihren Beitritt ganz für sich mit Cotta, da ich meine Bedingungen schon festgesetzt, und führen Sie das aus, was Sie [/] versprochen, nämlich den Ungerschen Plan höchstens mit der versprochnen Abhandlung zu unterstützen (besser freilich, wenn auch das nicht nöthig wäre), hernach aber zu einem andern Institut die Hände zu bieten. Ich erwarte sehnlich Ihre Antwort, um die weitern Anstalten sogleich treffen zu können.
Schelling.