St. d. 13. Febr. 96.
Ich benuze Ihre Erlaubniss, Ihnen bald wieder zu schreiben, um so mehr, da mein lezter Brief so rasch und unbestimmt geschrieben war, daß er wohl einer Erklärung bedürftig seyn könnte. Ich hatte in diesem Brief Rhds. mit keiner Sylbe erwähnt, und hatte absichtlich, damit weder Sie noch Er auch nur von ferne an eine Unbescheidenheit von meiner Seite denken können, die mir gewiß, soweit ich mich selbst kenne, fremd ist. Ich wollte bloß von Ihnen als Freund wissen, ob und wie man sich einige Zeit in Fr. oder in Hamburg aufhalten könne. Könnte ich wegen des ersteren Punkts Rhds. Verwendung erhalten, so würde ich mich äußerst glücklich schäzen. Wegen des zweiten wollte ich bloß historische Nachricht, wie in Hamburg zu leben sei, und ob man sich dort ein Jahr ungefähr mit Schriftstellerei fortbringen könne? Ich weiß nicht, ob ich das lezte so deutlich gefragt habe. Aber mein Sinn war es. – Da ich gesonnen bin, in Deutschland einige Zeit einen literarischen Wirkungskreis zu suchen so lange ich keinen andern kenne, – und Schriftstellerei ohnehin zum Gewerbemittel geworden ist – so würde mir das ziemlich gleichgültig seyn, wo ich für diesen Zweck lebe, und Hamburg hätte mir wegen der dort herrschenden Freiheit, und der Männer, deren Umgang ich mir vielleicht verschafft hätte, größeren Reiz, als irgend ein andrer Ort für mich. Es kommt alles auf die Forderungen an, die man an mich wegen meiner jezigen Stelle machen wird: ob ich sie beibehalte oder jenen Plan befolge. Doch genug und übergenug von mir!
Von hier aus kann meine Correspondenz wohl schwerlich sehr interessant für Sie werden. Ich bin zu kurz hier, als daß ich viele Bekanntschaften haben könnte – u. den Geist des hiesigen Publikums kennen Sie. – Kämpf ist, wie Sie wissen werden, seit einiger Zeit hier. So viel ich merken kann, ist er – ausgebraucht, und die Hoffnung, die er sich machte für seine Dienste in Basel durch einen hiesigen Posten belohnt zu werden, war auf allzu großen Glauben an die Erkenntlichkeit unsrer Machthaber gegründet. Unter der jezigen Regierung athmet man indeß unendlich freier als unter der vorigen, da Heuchelei und Aberglaube jedem freien Geiste, wo er sich hinwendete, in den Weg traten. Die Verfolgung der Grundsätze hat aufgehört, und die Inquisitoren der vorigen Regierung scheuen das Licht. Dagegen ist der Geist an Vergnügungen und Lustbarkeiten aufs neue erwacht, die fürstliche Familie selbst nimmt an allen Fröhlichkeiten der Stadt anteil, spielt Comödie, Masquerade usw. Welche Wirkungen das haben wird, kann man schon jezt voraussehen. Indessen lebt man doch hier mit seinen Grundsätzen sicherer und freier, als irgendwo sonst in andern fürstln. Residenzen.
Ich hoffe, daß meine Korrespond. für Sie mehr Interesse gewinnen wird, wenn ich aus meiner bisherigen eingeschränkten Lage getreten bin. Ist es nicht unbescheiden, so bezeugen Sie Rhd. in meinem Namen alle die Achtung, die man einem Manne seiner Art schuldig ist, und die Empfindungen, mit denen man sich gegen einen Vaterlandsgenossen hingezogen fühlt.
Erlauben Sie mir wohl, daß ich Ihnen den Plan mit der Erziehungsanstalt, sobald ich Zeit gewinne, im Detail vorlege? Entschuldigen Sie mein eiliges Schreiben mit der Kürze der Zeit.
Ganz der Ihrige
Sch.
Ich benuze Ihre Erlaubniss, Ihnen bald wieder zu schreiben, um so mehr, da mein lezter Brief so rasch und unbestimmt geschrieben war, daß er wohl einer Erklärung bedürftig seyn könnte. Ich hatte in diesem Brief Rhds. mit keiner Sylbe erwähnt, und hatte absichtlich, damit weder Sie noch Er auch nur von ferne an eine Unbescheidenheit von meiner Seite denken können, die mir gewiß, soweit ich mich selbst kenne, fremd ist. Ich wollte bloß von Ihnen als Freund wissen, ob und wie man sich einige Zeit in Fr. oder in Hamburg aufhalten könne. Könnte ich wegen des ersteren Punkts Rhds. Verwendung erhalten, so würde ich mich äußerst glücklich schäzen. Wegen des zweiten wollte ich bloß historische Nachricht, wie in Hamburg zu leben sei, und ob man sich dort ein Jahr ungefähr mit Schriftstellerei fortbringen könne? Ich weiß nicht, ob ich das lezte so deutlich gefragt habe. Aber mein Sinn war es. – Da ich gesonnen bin, in Deutschland einige Zeit einen literarischen Wirkungskreis zu suchen so lange ich keinen andern kenne, – und Schriftstellerei ohnehin zum Gewerbemittel geworden ist – so würde mir das ziemlich gleichgültig seyn, wo ich für diesen Zweck lebe, und Hamburg hätte mir wegen der dort herrschenden Freiheit, und der Männer, deren Umgang ich mir vielleicht verschafft hätte, größeren Reiz, als irgend ein andrer Ort für mich. Es kommt alles auf die Forderungen an, die man an mich wegen meiner jezigen Stelle machen wird: ob ich sie beibehalte oder jenen Plan befolge. Doch genug und übergenug von mir!
Von hier aus kann meine Correspondenz wohl schwerlich sehr interessant für Sie werden. Ich bin zu kurz hier, als daß ich viele Bekanntschaften haben könnte – u. den Geist des hiesigen Publikums kennen Sie. – Kämpf ist, wie Sie wissen werden, seit einiger Zeit hier. So viel ich merken kann, ist er – ausgebraucht, und die Hoffnung, die er sich machte für seine Dienste in Basel durch einen hiesigen Posten belohnt zu werden, war auf allzu großen Glauben an die Erkenntlichkeit unsrer Machthaber gegründet. Unter der jezigen Regierung athmet man indeß unendlich freier als unter der vorigen, da Heuchelei und Aberglaube jedem freien Geiste, wo er sich hinwendete, in den Weg traten. Die Verfolgung der Grundsätze hat aufgehört, und die Inquisitoren der vorigen Regierung scheuen das Licht. Dagegen ist der Geist an Vergnügungen und Lustbarkeiten aufs neue erwacht, die fürstliche Familie selbst nimmt an allen Fröhlichkeiten der Stadt anteil, spielt Comödie, Masquerade usw. Welche Wirkungen das haben wird, kann man schon jezt voraussehen. Indessen lebt man doch hier mit seinen Grundsätzen sicherer und freier, als irgendwo sonst in andern fürstln. Residenzen.
Ich hoffe, daß meine Korrespond. für Sie mehr Interesse gewinnen wird, wenn ich aus meiner bisherigen eingeschränkten Lage getreten bin. Ist es nicht unbescheiden, so bezeugen Sie Rhd. in meinem Namen alle die Achtung, die man einem Manne seiner Art schuldig ist, und die Empfindungen, mit denen man sich gegen einen Vaterlandsgenossen hingezogen fühlt.
Erlauben Sie mir wohl, daß ich Ihnen den Plan mit der Erziehungsanstalt, sobald ich Zeit gewinne, im Detail vorlege? Entschuldigen Sie mein eiliges Schreiben mit der Kürze der Zeit.
Ganz der Ihrige
Sch.