Stuttgart den 16 März 1796.
Lesen Sie, theuerster Freund, ein Brief von Augusten, der vierte, der diesmal doch an seine Bestimmung kommen wird, nachdem dies mit drei anderen mißlungen war. Ich eilte, so sehr ich konnte, Ihren Auftrag zu erfüllen. Aber mehrere Schwierigkeiten – Umwege, die ich einschlagen mußte, usw. hielten mich länger auf, als ich wollte, und endlich bat sich Auguste noch einige Tage Zeit aus, – wahrscheinlich um auf die Spur der Ursachen zu kommen, die bisher alle Briefe an Sie aufgehalten haben. A. selbst habe ich nicht gesprochen. Eben deswegen mußt' ich mir wider Ihren Willen erlauben, ihr Ihren Brief an mich mitzutheilen, weil ich Anstand nahm mündlich mit ihr zu sprechen, und weil ich, wie ich ihr selbst schrieb, nicht wollte, daß etwas von Ihrem Briefe verloren gehe, wodurch sie überzeugt werden könne, daß Kerner – unglücklich, aber nicht unedel war. Auch will ich gerne auf das Glück ihrer persönlichen Bekanntschaft Verzichtthun, da ich innerhalb 8 Tage von hier Abschied nehme.
Ich hoffe, bester Freund, Sie werden mir nach Leipzig ein Recepisse meines Briefs schicken. Adressieren Sie den Brief an S., Hofmeister der beiden Barone v. Riedesel in L., oder schicken Sie ihn durch Umschlag an einen Ihrer Bekannten, der allenfalls in Leipzig seyn könnte. Der Brief darf aber in L. nicht vor dem Ende Mai's ankommen, weil ich ohne Zweifel so lange unterwegs seyn werde.
Weiter zu schreiben erlaubt die Zeit diesmal nicht. Wollen Sie mir Ihre Adresse fürs Künftige schicken, so sollen Sie weiter von mir hören. Wie sehr bedaure ich, daß nicht auch Ihre Antwort durch mich in Augustens Hände kommen kann, wie Ihre Antwort durch mich an Sie kommt. Adressieren Sie doch die Antwort – (sonderbar, wenn ich Ihnen sagen wollte, daß sie diese bald erwartet und erwarten darf!) – nicht unmittelbar an sie.
Ich weiß nicht, warum die Briefe so unsicher giengen, aber alles Verdachts kann ich mich doch nicht erwehren. Adressieren Sie Ihre Briefe allenfalls an Kämpff, der hier bleibt, oder an Ihren Bruder in Tübingen, dessen Briefe sicherer als die Ihrigen gehen.
Ich empfehle mich Ihrem Andenken, besonders wegen der Reise nach Fr.. – Wissen Sie irgendeinmal Mittel und Wege, mich auch nur auf Ein Jahr dahin zu bringen, so schreiben Sie mir. Es ist ein Verdienst um mich, das auf meine ganze Lebenszeit Einfluß hätte.
Wo auch mein Brief Sie findet, er bringt die heißesten Wünsche für Sie und für Ihr Glück mit, das in Ihren Augen selbst wahrscheinlich weniger Wichtigkeit hätte, wäre nicht Augustens Glück an das Ihrige gefesselt. Leben Sie wohl, bester Freund, und vergessen Sie nicht ganz den Ihrigen
Schelling
Nachschrift. Ich bin zweifelhaft, ob ich den Laufschein, wie Sie anfangs wollten, an Madame Nassé oder nun auch unmittelbar nach Hamburg schicken solle. Ich ziehe das Letztere vor, weil ich denke, Madame N. werde das nämliche thun.
Verzeihen Sie der Kürze der Zeit die Flüchtigkeit meines Schreibens.
Lesen Sie, theuerster Freund, ein Brief von Augusten, der vierte, der diesmal doch an seine Bestimmung kommen wird, nachdem dies mit drei anderen mißlungen war. Ich eilte, so sehr ich konnte, Ihren Auftrag zu erfüllen. Aber mehrere Schwierigkeiten – Umwege, die ich einschlagen mußte, usw. hielten mich länger auf, als ich wollte, und endlich bat sich Auguste noch einige Tage Zeit aus, – wahrscheinlich um auf die Spur der Ursachen zu kommen, die bisher alle Briefe an Sie aufgehalten haben. A. selbst habe ich nicht gesprochen. Eben deswegen mußt' ich mir wider Ihren Willen erlauben, ihr Ihren Brief an mich mitzutheilen, weil ich Anstand nahm mündlich mit ihr zu sprechen, und weil ich, wie ich ihr selbst schrieb, nicht wollte, daß etwas von Ihrem Briefe verloren gehe, wodurch sie überzeugt werden könne, daß Kerner – unglücklich, aber nicht unedel war. Auch will ich gerne auf das Glück ihrer persönlichen Bekanntschaft Verzichtthun, da ich innerhalb 8 Tage von hier Abschied nehme.
Ich hoffe, bester Freund, Sie werden mir nach Leipzig ein Recepisse meines Briefs schicken. Adressieren Sie den Brief an S., Hofmeister der beiden Barone v. Riedesel in L., oder schicken Sie ihn durch Umschlag an einen Ihrer Bekannten, der allenfalls in Leipzig seyn könnte. Der Brief darf aber in L. nicht vor dem Ende Mai's ankommen, weil ich ohne Zweifel so lange unterwegs seyn werde.
Weiter zu schreiben erlaubt die Zeit diesmal nicht. Wollen Sie mir Ihre Adresse fürs Künftige schicken, so sollen Sie weiter von mir hören. Wie sehr bedaure ich, daß nicht auch Ihre Antwort durch mich in Augustens Hände kommen kann, wie Ihre Antwort durch mich an Sie kommt. Adressieren Sie doch die Antwort – (sonderbar, wenn ich Ihnen sagen wollte, daß sie diese bald erwartet und erwarten darf!) – nicht unmittelbar an sie.
Ich weiß nicht, warum die Briefe so unsicher giengen, aber alles Verdachts kann ich mich doch nicht erwehren. Adressieren Sie Ihre Briefe allenfalls an Kämpff, der hier bleibt, oder an Ihren Bruder in Tübingen, dessen Briefe sicherer als die Ihrigen gehen.
Ich empfehle mich Ihrem Andenken, besonders wegen der Reise nach Fr.. – Wissen Sie irgendeinmal Mittel und Wege, mich auch nur auf Ein Jahr dahin zu bringen, so schreiben Sie mir. Es ist ein Verdienst um mich, das auf meine ganze Lebenszeit Einfluß hätte.
Wo auch mein Brief Sie findet, er bringt die heißesten Wünsche für Sie und für Ihr Glück mit, das in Ihren Augen selbst wahrscheinlich weniger Wichtigkeit hätte, wäre nicht Augustens Glück an das Ihrige gefesselt. Leben Sie wohl, bester Freund, und vergessen Sie nicht ganz den Ihrigen
Schelling
Nachschrift. Ich bin zweifelhaft, ob ich den Laufschein, wie Sie anfangs wollten, an Madame Nassé oder nun auch unmittelbar nach Hamburg schicken solle. Ich ziehe das Letztere vor, weil ich denke, Madame N. werde das nämliche thun.
Verzeihen Sie der Kürze der Zeit die Flüchtigkeit meines Schreibens.