den 8ten May – 96.
Ich überschike Ihnen, Verehrter Freund, den Rest der naturrechtlichen Aphorismen, wenn es anders nöthig war, sie Ihnen zu schiken.
Zugleich frage ich Sie in einer Sache um Rath, die Sie ohne Zweifel auch interessirt. – Ich fühle große Lust, Herrn Nicolai auf seine philosophischen Urteile im neusten Teil der Reisebeschreibung, wie sich's gebührt, zu antworten. Gerechtigkeit gegen seine wirkliche, Unbarmherzigkeit gegen seine angemaaßten Verdienste soll das Princip seyn, das mich leitet. Nicht individuelles Interesse allein – (noch viel weniger Rache) – sondern Interesse der Philosophie, und unsers gemeinschaftln. Vaterlands fordern mich zu der Arbeit auf. Ich fühle Muth und Kraft, auch dem mächtigen Herrn N. mich entgegenzustellen. Aber ich wünschte, daß der Rath guter Freunde mir dabei zu Hülfe käme. Könnten Sie noch mit andern, (etwa Fichte), darüber kommuniciren, desto besser! Auf jeden Fall erwarte ich Ihre Meinung darüber.– Der Plan ist, Briefe an H. Nicolai selbst zu schreiben. Ich hoffe, hier einen Verleger dazu zu bekommen. Könnten Sie mir einen nennen, der die Sache wahrscheinlicher Weise übernähme, desto besser! Oder wollten Sie nicht mit Gabler in Jena darüber sprechen? – Doch ich erwarte allererst Ihren Rath über die ganze Unternehmung. Nur versuchen Sie nicht, mich davon abzubringen: denn jeder Versuch würde fehlschlagen.
Wollten Sie durch diesen Canal einiges in's Vaterland bringen, so vertrauen Sie es mir an. Auf meine Discretion, hoffe ich, werden Sie zählen.
Auch bitte ich Sie, die Sache baldmöglichst durch die Lit. zg. zu annonciren – nicht * unter meinem Namen, aber doch mit meinem Namen. Können Sie gelegenheitlich noch etwas dabei sagen, desto besser. Ich finde, daß häufig im Intell.blatt solche Anzeigen ohne Namensunterschrift vorkommen, die Sache wird also insofern keine Schwierigkeit haben, wenn kein Hinderniß auf Ihrer Seite vorhanden ist.
Ich hoffe, die Sache werde Sie interessieren. Die Gelegenheit ist erwünscht, manches über den jezigen Zustand der philos. Literatur zu sagen, und das schon so lange im Stillen herumgehende Geschwäze über den Geist der neuen Philos., einmal, wie sich's gebührt, zu beleuchten.
Verzeihen Sie meine vielen Bitten! Ich habe sie auf den Anteil, den Sie selbst an der Sache nehmen werden, gewagt.
Ich kann nicht bestimmt hoffen, über die Pfingstferien nach Jena zu kommen. Desto gewisser hoffe ich auf baldige Antwort von Ihnen.
Mit Herz und Mund
der Ihrige
Schelling
Leipzig, in Stieglitzens Hof, 3. Treppen hoch.
* als des Verfassers
Ich überschike Ihnen, Verehrter Freund, den Rest der naturrechtlichen Aphorismen, wenn es anders nöthig war, sie Ihnen zu schiken.
Zugleich frage ich Sie in einer Sache um Rath, die Sie ohne Zweifel auch interessirt. – Ich fühle große Lust, Herrn Nicolai auf seine philosophischen Urteile im neusten Teil der Reisebeschreibung, wie sich's gebührt, zu antworten. Gerechtigkeit gegen seine wirkliche, Unbarmherzigkeit gegen seine angemaaßten Verdienste soll das Princip seyn, das mich leitet. Nicht individuelles Interesse allein – (noch viel weniger Rache) – sondern Interesse der Philosophie, und unsers gemeinschaftln. Vaterlands fordern mich zu der Arbeit auf. Ich fühle Muth und Kraft, auch dem mächtigen Herrn N. mich entgegenzustellen. Aber ich wünschte, daß der Rath guter Freunde mir dabei zu Hülfe käme. Könnten Sie noch mit andern, (etwa Fichte), darüber kommuniciren, desto besser! Auf jeden Fall erwarte ich Ihre Meinung darüber.– Der Plan ist, Briefe an H. Nicolai selbst zu schreiben. Ich hoffe, hier einen Verleger dazu zu bekommen. Könnten Sie mir einen nennen, der die Sache wahrscheinlicher Weise übernähme, desto besser! Oder wollten Sie nicht mit Gabler in Jena darüber sprechen? – Doch ich erwarte allererst Ihren Rath über die ganze Unternehmung. Nur versuchen Sie nicht, mich davon abzubringen: denn jeder Versuch würde fehlschlagen.
Wollten Sie durch diesen Canal einiges in's Vaterland bringen, so vertrauen Sie es mir an. Auf meine Discretion, hoffe ich, werden Sie zählen.
Auch bitte ich Sie, die Sache baldmöglichst durch die Lit. zg. zu annonciren – nicht * unter meinem Namen, aber doch mit meinem Namen. Können Sie gelegenheitlich noch etwas dabei sagen, desto besser. Ich finde, daß häufig im Intell.blatt solche Anzeigen ohne Namensunterschrift vorkommen, die Sache wird also insofern keine Schwierigkeit haben, wenn kein Hinderniß auf Ihrer Seite vorhanden ist.
Ich hoffe, die Sache werde Sie interessieren. Die Gelegenheit ist erwünscht, manches über den jezigen Zustand der philos. Literatur zu sagen, und das schon so lange im Stillen herumgehende Geschwäze über den Geist der neuen Philos., einmal, wie sich's gebührt, zu beleuchten.
Verzeihen Sie meine vielen Bitten! Ich habe sie auf den Anteil, den Sie selbst an der Sache nehmen werden, gewagt.
Ich kann nicht bestimmt hoffen, über die Pfingstferien nach Jena zu kommen. Desto gewisser hoffe ich auf baldige Antwort von Ihnen.
Mit Herz und Mund
der Ihrige
Schelling
Leipzig, in Stieglitzens Hof, 3. Treppen hoch.
* als des Verfassers