Leipzig den 24ten May 96.
Ich habe die Gründe, womit Sie mich von er. Antwort auf N. Schmähschrift abzubringen suchten, ernsthaft geprüft; aber ich muß Ihnen auch sogleich sagen, daß sie mich nicht überzeugten. Sie sezen voraus, ich wolle dh meine Schrift jemand gewinnen – Nicolai oder den Pöbel, der um seine Bude sich sammelt? Nichts weniger. Die einige Absicht ist, jenen Büchervertrödler an liter. Pranger zu stellen. Da der Pöbel überall sich sammelt, wo es etwas zu gaffen und zu lachen gibt, so wird er sich wohl auch um Nicolais Pranger sammeln. – Von ernsthaften Untersuchungen kann die Rede nicht seyn. Was von der Art vorkömmt, ist wie im Vorbeigehen eingestreut. Erniedrigen – zu schmuzigen, pöbelhaften Einfällen – werde ich mich freilich nicht. Aber geißeln, mit Scorpionen züchtigen, und prostituiren, das ist's, was ich ohne mich selbst herabzusezen thun kann. Ich führe N. als armen Sünder vor d. Publicum auf, laß' ihn wie einen Schülerknaben die Lektion aufsagen, komme mit der Geißel hinterdrein, und übergebe ihn dem Gerichte. Das ganze ist im Ton der tiefsten Verachtung – nicht ein Zug von Erbittrung u.s.w. Schmeicheln soll es ihn nicht, von mir ausgestäupt zu werden. – Sobald ich Ihnen etwas davon schiken kann, sollen Sie eine Probe bekommen. Ich bin sicher, daß Sie mit mir zufrieden sind. Den Titel – eine Hauptsache, sobald es die Kunst gilt, das Auditorium herbeizuloken – würde ich ungefähr so fassen: An das Publicum, eine Standrede, Nicol., den Buchh., u. den neusten Teil sr. R. beschr. betreffend.
Sie versprechen mir hülfreiche Hand! Gut! Die Hauptsache ist, N.'s Ignoranz zu beweisen. Hiezu werd' ich vorzüglich seine keltischen Sprachableitungen benüzen. Können Sie mir über seine Abh. in der Beilage Bemerkungen verschaffen, so bin ich Ihnen doppelt verbunden. Was Sie sonst zu jenem Zweck wissen, teilen Sie mir mit! Es soll nichts verloren gehen. Soviel ich weiß, so bestehen N.'s. eigne Arbeiten vorzügl. in sm. Anteil an den Literaturbriefen – wie weit erstrekt sich dieser? – in einer Schrift über die Tempelherrn – ist hier wirkle. Gelehrsamkeit, oder nur die wiederholten Jesuiten- u. Freymäurer-Hypothese? – in seinen Fabrikenkenntnissen, u.s.w. Ich bitte Sie um Aufklärung über diese Fragen. Noch eine Bitte. Ist das Dokument, das Sie in Händen haben so beschaffen, daß es vor's Publikum gebracht werden kann, so behalten Sie es doch nicht zurük. So etwas überzeugt, weil schwarz auf weis steht. Zugleich könnt' ich damit eine kränkende, erniedrigende Cerimonie mehr in meinem Gerechtigkeitsakt anbringen. Was mir die meiste Schwierigkeit machen würde, wäre die Antwort, die Horen betreffend. Das ganze ist zu wenig ernsthaft, als daß ich mich hier tiefer einlassen könnte. Ein andrer, der an der Farce keinen Anteil hat, würde diß besser bearbeiten. Ich bitte daher Sie, ob Sie diesen Artikel nicht ausarbeiten wollen. Vorzüglich käm' es darauf an, den gemeinen, populären Geschmak des H. Nicol., der hiesigen Bibl. der schönen Wissensch. u.s.w. recht stark, u. in treffenden, gleichfalls populären Ausdrüken u. Gleichnissen zu karakterisiren. Wer nur eine Seite von N. gelesen hat, kennt diesen gemeinen Geschmak. Ich habe nicht Zeit, mich weiter darüber zu erklären, aber Sie wissen, was ich meine. Sie würden mir eine große Gefälligkeit erzeigen, wenn Sie das übernähmen. – Ohnehin bitte ich Sie, mir d. Gebrauch mehrerer Ausdrüke u. Wendungen, vorzügl. aber das Grobschmids-Beispiel aus Ihrem Aufsatze zu überlassen. Wollten Sie mir hülfreiche Hand leisten, so könnte in ein Paar Wochen alles fertig seyn. Dann fehlt nichts, als der Verleger. Ich erwarte auch hierüber Ihren Rath. Es liegt alles daran, daß die Sache bald in's Publ. komme.
Wie ich mir zum Voraus vorstellte, hatte das lange Stillschweigen des Prof. Heydenreichs keinen andern Grund, als seine lange Abwesenheit von hier. Er ist erst vor einigen Tagen zurükgekommen – doch er hat Ihnen wahrsch. das selbst geschrieben, oder wird es wenigstens bald thun.
Märklin traf Ihr Brief eben noch hier. Er war über 8. Tage in L., u. machte mir manche angenehme Stunde. Auch Er – der sonst sehr bedachtsam ist – billigte meinen Plan, sobald ich ihm den Entwurf davon vorgelesen hatte.
Ich hoffe, Sie werden mich in d. Sachen nicht verlassen. Geben u. bekommen Sie mir, was Sie nur immer können. Verzeihen Sie die Flüchtigkeit dieses Schreibens.
Mit der dankbarsten Hochachtung
der Ihrige
S.
Ich habe die Gründe, womit Sie mich von er. Antwort auf N. Schmähschrift abzubringen suchten, ernsthaft geprüft; aber ich muß Ihnen auch sogleich sagen, daß sie mich nicht überzeugten. Sie sezen voraus, ich wolle dh meine Schrift jemand gewinnen – Nicolai oder den Pöbel, der um seine Bude sich sammelt? Nichts weniger. Die einige Absicht ist, jenen Büchervertrödler an liter. Pranger zu stellen. Da der Pöbel überall sich sammelt, wo es etwas zu gaffen und zu lachen gibt, so wird er sich wohl auch um Nicolais Pranger sammeln. – Von ernsthaften Untersuchungen kann die Rede nicht seyn. Was von der Art vorkömmt, ist wie im Vorbeigehen eingestreut. Erniedrigen – zu schmuzigen, pöbelhaften Einfällen – werde ich mich freilich nicht. Aber geißeln, mit Scorpionen züchtigen, und prostituiren, das ist's, was ich ohne mich selbst herabzusezen thun kann. Ich führe N. als armen Sünder vor d. Publicum auf, laß' ihn wie einen Schülerknaben die Lektion aufsagen, komme mit der Geißel hinterdrein, und übergebe ihn dem Gerichte. Das ganze ist im Ton der tiefsten Verachtung – nicht ein Zug von Erbittrung u.s.w. Schmeicheln soll es ihn nicht, von mir ausgestäupt zu werden. – Sobald ich Ihnen etwas davon schiken kann, sollen Sie eine Probe bekommen. Ich bin sicher, daß Sie mit mir zufrieden sind. Den Titel – eine Hauptsache, sobald es die Kunst gilt, das Auditorium herbeizuloken – würde ich ungefähr so fassen: An das Publicum, eine Standrede, Nicol., den Buchh., u. den neusten Teil sr. R. beschr. betreffend.
Sie versprechen mir hülfreiche Hand! Gut! Die Hauptsache ist, N.'s Ignoranz zu beweisen. Hiezu werd' ich vorzüglich seine keltischen Sprachableitungen benüzen. Können Sie mir über seine Abh. in der Beilage Bemerkungen verschaffen, so bin ich Ihnen doppelt verbunden. Was Sie sonst zu jenem Zweck wissen, teilen Sie mir mit! Es soll nichts verloren gehen. Soviel ich weiß, so bestehen N.'s. eigne Arbeiten vorzügl. in sm. Anteil an den Literaturbriefen – wie weit erstrekt sich dieser? – in einer Schrift über die Tempelherrn – ist hier wirkle. Gelehrsamkeit, oder nur die wiederholten Jesuiten- u. Freymäurer-Hypothese? – in seinen Fabrikenkenntnissen, u.s.w. Ich bitte Sie um Aufklärung über diese Fragen. Noch eine Bitte. Ist das Dokument, das Sie in Händen haben so beschaffen, daß es vor's Publikum gebracht werden kann, so behalten Sie es doch nicht zurük. So etwas überzeugt, weil schwarz auf weis steht. Zugleich könnt' ich damit eine kränkende, erniedrigende Cerimonie mehr in meinem Gerechtigkeitsakt anbringen. Was mir die meiste Schwierigkeit machen würde, wäre die Antwort, die Horen betreffend. Das ganze ist zu wenig ernsthaft, als daß ich mich hier tiefer einlassen könnte. Ein andrer, der an der Farce keinen Anteil hat, würde diß besser bearbeiten. Ich bitte daher Sie, ob Sie diesen Artikel nicht ausarbeiten wollen. Vorzüglich käm' es darauf an, den gemeinen, populären Geschmak des H. Nicol., der hiesigen Bibl. der schönen Wissensch. u.s.w. recht stark, u. in treffenden, gleichfalls populären Ausdrüken u. Gleichnissen zu karakterisiren. Wer nur eine Seite von N. gelesen hat, kennt diesen gemeinen Geschmak. Ich habe nicht Zeit, mich weiter darüber zu erklären, aber Sie wissen, was ich meine. Sie würden mir eine große Gefälligkeit erzeigen, wenn Sie das übernähmen. – Ohnehin bitte ich Sie, mir d. Gebrauch mehrerer Ausdrüke u. Wendungen, vorzügl. aber das Grobschmids-Beispiel aus Ihrem Aufsatze zu überlassen. Wollten Sie mir hülfreiche Hand leisten, so könnte in ein Paar Wochen alles fertig seyn. Dann fehlt nichts, als der Verleger. Ich erwarte auch hierüber Ihren Rath. Es liegt alles daran, daß die Sache bald in's Publ. komme.
Wie ich mir zum Voraus vorstellte, hatte das lange Stillschweigen des Prof. Heydenreichs keinen andern Grund, als seine lange Abwesenheit von hier. Er ist erst vor einigen Tagen zurükgekommen – doch er hat Ihnen wahrsch. das selbst geschrieben, oder wird es wenigstens bald thun.
Märklin traf Ihr Brief eben noch hier. Er war über 8. Tage in L., u. machte mir manche angenehme Stunde. Auch Er – der sonst sehr bedachtsam ist – billigte meinen Plan, sobald ich ihm den Entwurf davon vorgelesen hatte.
Ich hoffe, Sie werden mich in d. Sachen nicht verlassen. Geben u. bekommen Sie mir, was Sie nur immer können. Verzeihen Sie die Flüchtigkeit dieses Schreibens.
Mit der dankbarsten Hochachtung
der Ihrige
S.