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Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling to Friedrich Immanuel Niethammer TEI-Logo

den 23ten Sept.
Werden Sie gütigst verzeihen, daß ich Ihnen indeß wegen des Auftrags von Reinhard und an Heydenreich keine Antwort schikte? Ich war aber seit einiger Zeit bald dh Geschäfte, bald dh Zerstreuungen gehindert. Den ersten auszuführen, gelang mir nicht, und da mir H. R. durch die 3te Person schreiben ließ, ich sollte mir keine weitre Mühe mehr geben, so hörte ich damit auf. H - - - bekam ich schon vor 14. Tagen an einem öffentlichen Ort, wohin er gewöhnl. kommt, zu sprechen. Zu ihm selbst gehen konnte ich nicht. Ich brachte ihn bald auf's Gespräche vom philos. J. Die Entschuldigung sr. Langsamkeit waren lauter Complimente über die Vortrefflichkeit des Journals. Es seien Abh. drinn, über die man 1/2 Jahr denken möchte, wie es möglich sei, in so kurzer Zeit damit fertig zu werden. Auf seine Unhöflichkeit gegen Sie konnte ich ihn – zur Schande meiner Politik sei es gesagt – nicht bringen, ohne Sie wenigstens einigermaßen zu compromittiren, das wollte ich nicht u. unterließ es.
Sie sehen, daß die Antwort auf Ihre beide Aufträge immer noch zu bald kommt. Ohne Zweifel wird das mit der Antwort wegen der Fragmente derselbe Fall seyn – Immerhin! Beinahe habe ich Lust und Liebe zu allen Arbeiten verloren, seitdem ich mich – bei dem Unglük und der Schande unsers Vaterlandes – bei allen wissenschaftln. Beschäftigungen so schrekl. unthätig fühle. O, wer das alles auf die Seite werfen könnte, um handeln u. retten zu können. Sie wissen, daß die Lan<d>stände beisammen sind. Schriften die Menge sind darüber erschienen, aber sie scheinen alle keine wichtigere Frage zu kennen, als die, wo man das Geld für die franz. Contribution hernehmen solle. Glükle. Menschen, die über alle frühem Fragen so leicht hinweg sind. Was man da noch erwarten kann!
Die Messe naht jezt herbei, und mit ihr die Hoffnung, Sie, verehrtester Freund, hier zu sehen. Wenn es möglich ist, so kommen Sie doch, ich will alles anwenden, Ihnen den Ekel gegen L. zu vertreiben. Zugleich bitte ich Sie, mir die Zeit zu bestimmen, wann Sie kommen, damit ich mich bei einer kleinen Reise, die ich vorhabe, danach richten kann. Vielleicht würden Sie diese selbst mitmachen. Herr D. Göritz versprach wenn ich nicht irre gleichfalls, hieherzukommen. Auch Fichte. Kommen Sie doch alle 3. zusammen. In Erwartung, bald einen Brief von Ihnen – besser, Sie selbst – zu sehen, mit unverändert Hochachtung
der Ihrige
S.
Metadata Concerning Header
  • Date: Freitag, 23. September 1796
  • Sender: Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling ·
  • Recipient: Friedrich Immanuel Niethammer ·
  • Place of Dispatch: Leipzig · ·
  • Place of Destination: Jena · ·
  • Notations:
Printed Text
  • Bibliography: Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Briefe und Dokumente. Bd. 1. 1775‒1809. Hrsg. v. Horst Fuhrmans. Bonn 1962, S. 89‒90.

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