L. den 28ten Febr.-97.
Da ich eben jezt Zeit gewonnen habe, die Fortsezung auszuarbeiten, so schike ich Sie Ihnen hiermit – dißmal schon abgeschrieben – ehe noch das 1ste Heft fertig ist, damit ich nichts aufhalte. Sie werden hoffe ich, meine Darstellung wenigstens populär u. deutl. finden, und diß war der Zwek. – Den wärmsten Dank für Ihre freundschaftsvolle Eröffnungen gegen mich. Gewiß haben Sie keinen Grund, Ihren Schritt zu misbilligen, denn, wenn Sie auch jezt einsehen, daß in einer andern Lage auch zu leben ist, so verdanken Sie doch diese Einsicht, ohne welche Sie in einem andern Zustande nicht glük. gewesen wären, eben diesem so muthvoll gethanen Schritt aus den Schranken der gewönlichen Laufbahn. – Was Sie aber von mir sagen, so steht mir über meine Fähigkeit kein Urteil zu, wohl aber kann ich wissen, daß ich in einigen Jahren vielleicht schon alle Beschäftigung mit der Philosophie aufgeben werde, um mich dann ganz histor. und praktischen Wissenschaften zu widmen. – Auf Ihre Freundschaft darf u. werde ich immerfort rechnen. Denn auch jezt, unerachtet ich nicht fortgeschikt werde, weiß ich doch nicht, ob nicht ein einiger Augenblik voll Unmuth über meine Lage mir schnell eine Kraft gibt, die ich jezt nicht habe, die Fesseln zu sprengen, und, wie Sie, auf Geratewohl in die Welt zu gehen. In diesem Fall würde Jena wenigstens eine Zeitlang mein Asyl seyn.
Was Sie schreiben: Sie sehen jezt nicht mehr in positiven Gesezen bloße Fesseln des Despotismus, u.s.w. dünkt mir völlig wahr, so sehr Ihnen das auch mit einer Äußerung am Ende meines Aufsazes (aus Gelegenheit einer neuen Schrift, die ich im Vorbeigehn anzeigen wollte), vielleicht zu kontrastiren scheint. Es kam mir längst vor, als ob sich Naturrecht und Staatsrecht ungefähr so verhielten, wie Religion und Theologie, und als ob ein philos. Staatsrecht nicht mehr tauge, als eine philos. Theologie. Vielleicht behandle ich die Sache wo möglich im Geiste Ihrer Schrift, über Religion als Wissenschaft – nächsten Sommer für Ihr Journal. Was mir die Sache doppelt interessant macht ist Kants Naturrecht. Denn freilich läßt man sich am Ende des 18ten Jahrhunderts nicht mehr solche Dinge aufheften, als da drinn stehen, so wenig als man sich noch einen △ einigen Gott aufbinden läßt – und doch folgt beides äußerst konsequent aus positiven Prämissen, die man doch wohl anstatt immer a priori auch einmal a posteriori (aus Ihren Folgen) angreifen kann, wenn man auch gleich, wie Sie, bei'm großen Haufen als ein Hyperorthodoxer verschrieen werden sollte.
Mit dem Zeitungsinserat läßt sich nichts machen von meiner Seite. Indeß hab' ich jezt Gelegenheit, ihm im Journal bisweilen anzutun, was Rechtens ist – im Vorbeigehn versteht sich.
Empfehlen Sie mich Fichte u. a. Ganz der Ihrige
Schelling.
Verte, s. pl.
N. S. Eine Seite des Msts. hab' ich noch mit Zusätzen in margine* bereichert. Sollte sie dadurch unleserlich geworden seyn, so bitte ich, sie abschreiben zu lassen. – Verzeihen Sie meiner Eile.
* eine ganz selbst geschrieben.
Da ich eben jezt Zeit gewonnen habe, die Fortsezung auszuarbeiten, so schike ich Sie Ihnen hiermit – dißmal schon abgeschrieben – ehe noch das 1ste Heft fertig ist, damit ich nichts aufhalte. Sie werden hoffe ich, meine Darstellung wenigstens populär u. deutl. finden, und diß war der Zwek. – Den wärmsten Dank für Ihre freundschaftsvolle Eröffnungen gegen mich. Gewiß haben Sie keinen Grund, Ihren Schritt zu misbilligen, denn, wenn Sie auch jezt einsehen, daß in einer andern Lage auch zu leben ist, so verdanken Sie doch diese Einsicht, ohne welche Sie in einem andern Zustande nicht glük. gewesen wären, eben diesem so muthvoll gethanen Schritt aus den Schranken der gewönlichen Laufbahn. – Was Sie aber von mir sagen, so steht mir über meine Fähigkeit kein Urteil zu, wohl aber kann ich wissen, daß ich in einigen Jahren vielleicht schon alle Beschäftigung mit der Philosophie aufgeben werde, um mich dann ganz histor. und praktischen Wissenschaften zu widmen. – Auf Ihre Freundschaft darf u. werde ich immerfort rechnen. Denn auch jezt, unerachtet ich nicht fortgeschikt werde, weiß ich doch nicht, ob nicht ein einiger Augenblik voll Unmuth über meine Lage mir schnell eine Kraft gibt, die ich jezt nicht habe, die Fesseln zu sprengen, und, wie Sie, auf Geratewohl in die Welt zu gehen. In diesem Fall würde Jena wenigstens eine Zeitlang mein Asyl seyn.
Was Sie schreiben: Sie sehen jezt nicht mehr in positiven Gesezen bloße Fesseln des Despotismus, u.s.w. dünkt mir völlig wahr, so sehr Ihnen das auch mit einer Äußerung am Ende meines Aufsazes (aus Gelegenheit einer neuen Schrift, die ich im Vorbeigehn anzeigen wollte), vielleicht zu kontrastiren scheint. Es kam mir längst vor, als ob sich Naturrecht und Staatsrecht ungefähr so verhielten, wie Religion und Theologie, und als ob ein philos. Staatsrecht nicht mehr tauge, als eine philos. Theologie. Vielleicht behandle ich die Sache wo möglich im Geiste Ihrer Schrift, über Religion als Wissenschaft – nächsten Sommer für Ihr Journal. Was mir die Sache doppelt interessant macht ist Kants Naturrecht. Denn freilich läßt man sich am Ende des 18ten Jahrhunderts nicht mehr solche Dinge aufheften, als da drinn stehen, so wenig als man sich noch einen △ einigen Gott aufbinden läßt – und doch folgt beides äußerst konsequent aus positiven Prämissen, die man doch wohl anstatt immer a priori auch einmal a posteriori (aus Ihren Folgen) angreifen kann, wenn man auch gleich, wie Sie, bei'm großen Haufen als ein Hyperorthodoxer verschrieen werden sollte.
Mit dem Zeitungsinserat läßt sich nichts machen von meiner Seite. Indeß hab' ich jezt Gelegenheit, ihm im Journal bisweilen anzutun, was Rechtens ist – im Vorbeigehn versteht sich.
Empfehlen Sie mich Fichte u. a. Ganz der Ihrige
Schelling.
Verte, s. pl.
N. S. Eine Seite des Msts. hab' ich noch mit Zusätzen in margine* bereichert. Sollte sie dadurch unleserlich geworden seyn, so bitte ich, sie abschreiben zu lassen. – Verzeihen Sie meiner Eile.
* eine ganz selbst geschrieben.