[4. Aug. 97.]
Ich antworte Ihnen, theuerster Freund, sogleich nach Erhaltung des Pakets, vorzüglich um mir bei Ihnen für das fünfte Heft des Journals einige Bogen mehr als sonst auszubitten. Die Darstellung der praktischen Philosophie welche ich dafür bestimmt habe, ist etwas weitläufig ausgefallen, u. könnte leicht 4–5. Bogen einnehmen. Ich behalte sie noch zurük, weil ihr die lezte Hand fehlt. Sollte aber der Druk ungesäumt anfangen, (ich wünschte sie ganz u. auf Einmal gedrukt), so bitte ich um Nachricht, in welchem Fall Sie wenigstens so viel erhalten sollen, als ich fertig habe. – Die Antwort auf die – Auffordrung wird nicht schwer fallen. Wäre mir der Boden des Journals nicht zu gut, so bäte ich Sie, die ganze Scharteke darauf zu verpflanzen.
Es scheint, Hr. D. Erhard glaubt, ich hätte die * Kritik seinetwegen geschrieben. Ich bitte Sie, (da Sie ihm doch ohne Zweifel schreiben werden, daß Sie mir seinen Entschluß mitgeteilt), ihm in meinem Namen zu sagen, „daß ich seinetwegen nie nöthig gehabt habe, eine Antikr. zu schreiben. Ich kenne ihn persönl. allzuwenig, um zu wissen, ob er sich etwa durch eine 2te Recension ein persönls Verdienst um mich zu erwerben und mein Patron vor dem Publicum zu werden die Absicht habe? In diesem Fall müßte ich mir es verbitten. Ist es aber Eifer für die Wissenschaft, wovon er sich gedrungen fühlt, so versteht es sich von selbst, daß seine Rec. instruktiver Art seyn wird, in welchem Fall es völlig gleichgültig ist, wer sie geschrieben hat. – Sollte er über die Gränzen der bloßen Kritik hinausgehen wollen, so erwarte ich, daß er sich nenne, weil man mich für Teilnehmer am Journal, namentl. für Vrf. der Revision hält, u. ich nicht will, daß man glaube, ich habe dabei etwas für mich gesucht."
Wegen des Fl. Magaz. bin ich ganz Ihre Meinung. Es wäre von unglaublm. Nuzen, wenn es in der A. L. Z. so heruntergesezt würde, als es verdient, damit nicht mehr der entschiedne Ton, der die Seichtigkeit verbirgt, den schwachen Köpfen imponire. Nur ich kann es nicht thun, – auf die Art wenigstens nicht, wie Sie wollen. Ich mag den Redakteurs nicht nur zu dem theol. Schund eines Flatt gut genug seyn. Nicht als ob ich die Eitelkeit hätte, Mitarbeiter an einem Rec. Institute zu seyn, sondern damit ich nicht als Mittel diene: ich wollte es recensiren, wenn ich überhaupt recensirte, nicht aber, weil es dieses bestimmte Buch ist, das man gerne herunterhätte. – Auch kennen Sie nicht die Sagacität der wirtemb. Spürhunde, die mich bald auswittern würden; nicht als ob ich mich wegen dieser Menschen fürchtete, sondern, weil sie im Stande sind, mir allen künftigen Wirkungskreis im VaterL. zum Voraus abzuschneiden. – Wissen Sie diesen Umständen abzuhelfen, so bin ich bereit, mein Mögliches zu thun, d. h. meine volle Überzeugung so stark wie mögl. u so entschieden als es nur immer Hr. Flatt thun kann mitzuteilen.
Die Revision der Preisschriften habe ich als Ausfluchtsmittel ergriffen, u. werde sobald nicht dazu zurükkehren. Ich gestehe Ihnen, daß mir Reinhold in Ansehung d. WissenschaftsL. noch nichts weniger als au fait scheint. Es ist dem guten Manne ganz unbegreifl., wie die Standpunktslehre eine ursprüngliche Identität zwischen Verstand u. Sinnlichkeit behaupten kann. Freilich wird Hr. Bek ebensowenig wissen, wie er selbst darauf gekommen ist, diß zu behaupten. Wenn aber Reinhold die WissenschL. versteht, muß er es wissen. Ich will nächstens auf Bek zu sprechen kommen, und werde dann gelegenheitlich auch Reinhold mitnehmen, soweit er sich auf Bek einläßt. Die WissenL. hoffe ich, wenn alle diese auf die Seite gebracht sind, wahr und von einem hellern Standpunkt aus darstellen zu können, als ich es bisher vermochte. Geht es so fort, so wird bald nicht mehr davon die Rede seyn, ob man sie (wie der Kaiser die franz. Republik) anerkennen wolle.
Für die Übersendung des Honorars mache ich Ihnen den verbindlsten Dank. – Ich stehe mit einem Buchhändler in Unterhandlung, der zur nächsten Messe den ersten Teil einer Schrift unter dem Titel: Philosophische Parallelen, verlegen will. Ich werde mit einer Charakteristik d. Leibnitzischen Philos, anfangen. Ich hoffe, es soll zur Einsicht in den gegenwärtigen Zustand der Philos, sehr nüzlich seyn. – Ich biete es Ihnen zum philos. Journal an, wenn es noch vor der Herbstmesse darinn (zum Teil wenigstens) Plaz findet. Der Grund ist, weil ich gegenwärtig ungewiß bin, ob ich nicht auf den Herbst meine Stelle verlasse (ich habe die Erhöhung meines Gehalts oder die Zusichrung künftiger Entschädigung zur conditio sine qua non gemacht), und ich dann einigen Geldvorrath haben muß, so daß mir daran ligt, es sobald wie möglich gedrukt zu haben. Ist es Ihnen anständig, u. können Sie mir den Abdruk vor der Herbstmesse zusichern, so sollen Sie es, sobald Sie wollen erhalten.
Ist Fr. Schlegel gegenwärtig in Jena. Ich bin beinahe entschlossen, Leipzig mit Dresden zu verwechseln, und wünschte, von ihm einiges über d. dortigen Aufenthalt zu erfahren.
Man hat mir gesagt, daß Sie nächstens zu den Fahnen der Theologie schwören werden? Ist es wahr? Ich fürchte nicht, die Bejahung zu erhalten, weil ich zum Voraus weis, daß Sie für die Philosophie nicht verloren seyn werden. Sie haben dann wo mögl. unmittelbarern Beruf, Aberglauben jeder Art zu bekämpfen. – Noch etwas. Ich weis nicht, ob Sie Ihre vaterländische Plane aufgegeben haben. Es ist im Werk, daß Schnurrer oder Bök die Prälatur Alpirsbach erhalten. Können Sie dazu beitragen, daß die Stelle des leztern, wenn sie vakant wird, nicht an den unwürdigsten Menschen kommt, so thun Sie es dem Vaterland zu Liebe. Hochachtungsvoll
der Ihrige
Sch.
* Anti
Ich antworte Ihnen, theuerster Freund, sogleich nach Erhaltung des Pakets, vorzüglich um mir bei Ihnen für das fünfte Heft des Journals einige Bogen mehr als sonst auszubitten. Die Darstellung der praktischen Philosophie welche ich dafür bestimmt habe, ist etwas weitläufig ausgefallen, u. könnte leicht 4–5. Bogen einnehmen. Ich behalte sie noch zurük, weil ihr die lezte Hand fehlt. Sollte aber der Druk ungesäumt anfangen, (ich wünschte sie ganz u. auf Einmal gedrukt), so bitte ich um Nachricht, in welchem Fall Sie wenigstens so viel erhalten sollen, als ich fertig habe. – Die Antwort auf die – Auffordrung wird nicht schwer fallen. Wäre mir der Boden des Journals nicht zu gut, so bäte ich Sie, die ganze Scharteke darauf zu verpflanzen.
Es scheint, Hr. D. Erhard glaubt, ich hätte die * Kritik seinetwegen geschrieben. Ich bitte Sie, (da Sie ihm doch ohne Zweifel schreiben werden, daß Sie mir seinen Entschluß mitgeteilt), ihm in meinem Namen zu sagen, „daß ich seinetwegen nie nöthig gehabt habe, eine Antikr. zu schreiben. Ich kenne ihn persönl. allzuwenig, um zu wissen, ob er sich etwa durch eine 2te Recension ein persönls Verdienst um mich zu erwerben und mein Patron vor dem Publicum zu werden die Absicht habe? In diesem Fall müßte ich mir es verbitten. Ist es aber Eifer für die Wissenschaft, wovon er sich gedrungen fühlt, so versteht es sich von selbst, daß seine Rec. instruktiver Art seyn wird, in welchem Fall es völlig gleichgültig ist, wer sie geschrieben hat. – Sollte er über die Gränzen der bloßen Kritik hinausgehen wollen, so erwarte ich, daß er sich nenne, weil man mich für Teilnehmer am Journal, namentl. für Vrf. der Revision hält, u. ich nicht will, daß man glaube, ich habe dabei etwas für mich gesucht."
Wegen des Fl. Magaz. bin ich ganz Ihre Meinung. Es wäre von unglaublm. Nuzen, wenn es in der A. L. Z. so heruntergesezt würde, als es verdient, damit nicht mehr der entschiedne Ton, der die Seichtigkeit verbirgt, den schwachen Köpfen imponire. Nur ich kann es nicht thun, – auf die Art wenigstens nicht, wie Sie wollen. Ich mag den Redakteurs nicht nur zu dem theol. Schund eines Flatt gut genug seyn. Nicht als ob ich die Eitelkeit hätte, Mitarbeiter an einem Rec. Institute zu seyn, sondern damit ich nicht als Mittel diene: ich wollte es recensiren, wenn ich überhaupt recensirte, nicht aber, weil es dieses bestimmte Buch ist, das man gerne herunterhätte. – Auch kennen Sie nicht die Sagacität der wirtemb. Spürhunde, die mich bald auswittern würden; nicht als ob ich mich wegen dieser Menschen fürchtete, sondern, weil sie im Stande sind, mir allen künftigen Wirkungskreis im VaterL. zum Voraus abzuschneiden. – Wissen Sie diesen Umständen abzuhelfen, so bin ich bereit, mein Mögliches zu thun, d. h. meine volle Überzeugung so stark wie mögl. u so entschieden als es nur immer Hr. Flatt thun kann mitzuteilen.
Die Revision der Preisschriften habe ich als Ausfluchtsmittel ergriffen, u. werde sobald nicht dazu zurükkehren. Ich gestehe Ihnen, daß mir Reinhold in Ansehung d. WissenschaftsL. noch nichts weniger als au fait scheint. Es ist dem guten Manne ganz unbegreifl., wie die Standpunktslehre eine ursprüngliche Identität zwischen Verstand u. Sinnlichkeit behaupten kann. Freilich wird Hr. Bek ebensowenig wissen, wie er selbst darauf gekommen ist, diß zu behaupten. Wenn aber Reinhold die WissenschL. versteht, muß er es wissen. Ich will nächstens auf Bek zu sprechen kommen, und werde dann gelegenheitlich auch Reinhold mitnehmen, soweit er sich auf Bek einläßt. Die WissenL. hoffe ich, wenn alle diese auf die Seite gebracht sind, wahr und von einem hellern Standpunkt aus darstellen zu können, als ich es bisher vermochte. Geht es so fort, so wird bald nicht mehr davon die Rede seyn, ob man sie (wie der Kaiser die franz. Republik) anerkennen wolle.
Für die Übersendung des Honorars mache ich Ihnen den verbindlsten Dank. – Ich stehe mit einem Buchhändler in Unterhandlung, der zur nächsten Messe den ersten Teil einer Schrift unter dem Titel: Philosophische Parallelen, verlegen will. Ich werde mit einer Charakteristik d. Leibnitzischen Philos, anfangen. Ich hoffe, es soll zur Einsicht in den gegenwärtigen Zustand der Philos, sehr nüzlich seyn. – Ich biete es Ihnen zum philos. Journal an, wenn es noch vor der Herbstmesse darinn (zum Teil wenigstens) Plaz findet. Der Grund ist, weil ich gegenwärtig ungewiß bin, ob ich nicht auf den Herbst meine Stelle verlasse (ich habe die Erhöhung meines Gehalts oder die Zusichrung künftiger Entschädigung zur conditio sine qua non gemacht), und ich dann einigen Geldvorrath haben muß, so daß mir daran ligt, es sobald wie möglich gedrukt zu haben. Ist es Ihnen anständig, u. können Sie mir den Abdruk vor der Herbstmesse zusichern, so sollen Sie es, sobald Sie wollen erhalten.
Ist Fr. Schlegel gegenwärtig in Jena. Ich bin beinahe entschlossen, Leipzig mit Dresden zu verwechseln, und wünschte, von ihm einiges über d. dortigen Aufenthalt zu erfahren.
Man hat mir gesagt, daß Sie nächstens zu den Fahnen der Theologie schwören werden? Ist es wahr? Ich fürchte nicht, die Bejahung zu erhalten, weil ich zum Voraus weis, daß Sie für die Philosophie nicht verloren seyn werden. Sie haben dann wo mögl. unmittelbarern Beruf, Aberglauben jeder Art zu bekämpfen. – Noch etwas. Ich weis nicht, ob Sie Ihre vaterländische Plane aufgegeben haben. Es ist im Werk, daß Schnurrer oder Bök die Prälatur Alpirsbach erhalten. Können Sie dazu beitragen, daß die Stelle des leztern, wenn sie vakant wird, nicht an den unwürdigsten Menschen kommt, so thun Sie es dem Vaterland zu Liebe. Hochachtungsvoll
der Ihrige
Sch.
* Anti