Leipzig den 26ten Aug.
Eben, da ich von einer kleinen Reise zurükkomme, treffe ich Ihren Brief an, u. schike Ihnen sogleich, was ich vom Mst. fertig habe. Ich überlasse es ganz Ihrem Gutdünken, ob Sie im 5ten Heft gar nichts, oder etwa nur die 3 ersten Bogen des Msts. oder das Ganze* wollen abdruken lassen. Wenn es den Druk nicht zu sehr aufhielte und Ihnen zu viele Beschwerde verursachte, so würde ich Sie gerne bitten, mir von dem Aufsaz über die prakt. Philos, ein Duzend Exemplarien besonders auf schön Schreibpapier abziehen zu lassen. Die erste Seite, welche eine Vorerinnerung einnimmt, könnte auf diesen leergelassen und der Titel: Praktische Philosophie, darauf gedrukt werden. Sollte es nicht ohne Beschwerde von Ihrer Seite geschehen können, so bitte ich Sie, das obige als nichtgeschrieben anzusehen.
Auch erhalten Sie die Antwort 'f die Auffordrung, mit der es übrigens nicht eilt, u. die auch erst im künftigen Heft abgedrukt werden kann.
Jezt zur Antwort auf Ihren Brief. – Ich bitte sehr um Verzeihung, daß ich Sie wegen der L. Z. misverstanden habe. Ich hielt es nicht für möglich, daß Sie die förmliche Bestallung zum Mitarbeiter für mich erhalten könnten, u. mußte also Ihren Antrag falsch verstehen. Ich sehe das Vorteilhafte der Sache sehr wohl ein, und bin Ihnen neuen Dank auch für diesen erwiesnen Dank schuldig.
Noch größern Dank verdient Ihre Sorge, mich in einen angemessnen Wirkungskreis, wo möglich zu versezen. Unter andern Umständen würde ich vielleicht großes Bedenken tragen ohne bestimmte Aussicht u. ohne Gehalt eine solche Stelle anzunehmen. Unter den jezigen Umständen aber, da mir meine Lage von Tag zu Tag verdrüßlicher u. unertraglr. wird – da mir am Ende, wenn ich mich auch losgerissen habe, (was ich auf jeden Fall thun müßte, wenn ich nicht meine gute Laune und alle Zeit, die mir täglich kostbarer wird, aufopfern wollte) – doch nichts übrig bliebe, als auf eigne Faust zu leben, weil ich jezt nicht in's Vaterland zurükwill, endlich in die Repetentencarriere einzugehen, u. vielleicht in 6. Jahren ein trauriger Prof, extraord. in Tübingen zu werden – unter diesen Umständen u. Aussichten würde ich den Antrag, von dem Sie sprechen, als ein Glük betrachten, und allen Kräften aufbieten, um den Erwartungen meiner Freunde zu entsprechen. Sie sehen indeß von selbst ein, daß ein solcher Antrag für mich nur dann ein wahres Verdienst hat, wenn er sobald wie möglich erfolgt, da die Notwendigkeit abzudanken immer dringender wird, weil ich, je länger ich bliebe, desto mehr gefesselt werde. Ich denke, daß wenn man es Einmal thun will, da der bloße Ruf keine Kosten verursacht, es ziemlich gleichgültig ist, ob es ein Jahr früher oder später geschieht. Ich rechne, mit meinen Eleven nur noch ein Jahr hier zu seyn, erfolgt also der Antrag erst künftigen Sommer etwa, so ist es dann für mich höchstwahrscheinlich zu spät. – Sie haben richtig vorausgesehen, daß ich mich um die Stelle nicht melden würde. Wenn ich übrigens durch irgend etwas zur Entscheidung mitwirken kann, so bin ich dazu bereit. Da Sie sich einmal der Sache so freundschaftl. angenommen haben, so bitte ich Sie, ferner fortzufahren, und gebe meine Einwilligung zu allen Schritten, die Sie in der Sache thun können. – Das Glük, dann in Ihrem unmittelbaren Umgange zu leben, ist nicht das Geringste, was mir die Hoffnung reizend macht.
Ich bitte Sie, mich Hn. Prof. Fichte zu empfelen, und ihm zu sagen, „wie sehr mich seine Gesinnung gegen mich zum Dank verpflichtet. Ich würde mich doppelt glüklich schäzen, gemeinschaftlich mit ihm und sein Beispiel vor Augen an der Befördrung der wahren Philosophie arbeiten zu können".
Leben Sie wohl, bester Freund. Meine Wünsche für Sie und für das Schiksal der Philosophie begleiten Sie in ihre theol. Laufbahn.
Unverändert der Ihrige
S.
* bis p. 38 des Msts.
Eben, da ich von einer kleinen Reise zurükkomme, treffe ich Ihren Brief an, u. schike Ihnen sogleich, was ich vom Mst. fertig habe. Ich überlasse es ganz Ihrem Gutdünken, ob Sie im 5ten Heft gar nichts, oder etwa nur die 3 ersten Bogen des Msts. oder das Ganze* wollen abdruken lassen. Wenn es den Druk nicht zu sehr aufhielte und Ihnen zu viele Beschwerde verursachte, so würde ich Sie gerne bitten, mir von dem Aufsaz über die prakt. Philos, ein Duzend Exemplarien besonders auf schön Schreibpapier abziehen zu lassen. Die erste Seite, welche eine Vorerinnerung einnimmt, könnte auf diesen leergelassen und der Titel: Praktische Philosophie, darauf gedrukt werden. Sollte es nicht ohne Beschwerde von Ihrer Seite geschehen können, so bitte ich Sie, das obige als nichtgeschrieben anzusehen.
Auch erhalten Sie die Antwort 'f die Auffordrung, mit der es übrigens nicht eilt, u. die auch erst im künftigen Heft abgedrukt werden kann.
Jezt zur Antwort auf Ihren Brief. – Ich bitte sehr um Verzeihung, daß ich Sie wegen der L. Z. misverstanden habe. Ich hielt es nicht für möglich, daß Sie die förmliche Bestallung zum Mitarbeiter für mich erhalten könnten, u. mußte also Ihren Antrag falsch verstehen. Ich sehe das Vorteilhafte der Sache sehr wohl ein, und bin Ihnen neuen Dank auch für diesen erwiesnen Dank schuldig.
Noch größern Dank verdient Ihre Sorge, mich in einen angemessnen Wirkungskreis, wo möglich zu versezen. Unter andern Umständen würde ich vielleicht großes Bedenken tragen ohne bestimmte Aussicht u. ohne Gehalt eine solche Stelle anzunehmen. Unter den jezigen Umständen aber, da mir meine Lage von Tag zu Tag verdrüßlicher u. unertraglr. wird – da mir am Ende, wenn ich mich auch losgerissen habe, (was ich auf jeden Fall thun müßte, wenn ich nicht meine gute Laune und alle Zeit, die mir täglich kostbarer wird, aufopfern wollte) – doch nichts übrig bliebe, als auf eigne Faust zu leben, weil ich jezt nicht in's Vaterland zurükwill, endlich in die Repetentencarriere einzugehen, u. vielleicht in 6. Jahren ein trauriger Prof, extraord. in Tübingen zu werden – unter diesen Umständen u. Aussichten würde ich den Antrag, von dem Sie sprechen, als ein Glük betrachten, und allen Kräften aufbieten, um den Erwartungen meiner Freunde zu entsprechen. Sie sehen indeß von selbst ein, daß ein solcher Antrag für mich nur dann ein wahres Verdienst hat, wenn er sobald wie möglich erfolgt, da die Notwendigkeit abzudanken immer dringender wird, weil ich, je länger ich bliebe, desto mehr gefesselt werde. Ich denke, daß wenn man es Einmal thun will, da der bloße Ruf keine Kosten verursacht, es ziemlich gleichgültig ist, ob es ein Jahr früher oder später geschieht. Ich rechne, mit meinen Eleven nur noch ein Jahr hier zu seyn, erfolgt also der Antrag erst künftigen Sommer etwa, so ist es dann für mich höchstwahrscheinlich zu spät. – Sie haben richtig vorausgesehen, daß ich mich um die Stelle nicht melden würde. Wenn ich übrigens durch irgend etwas zur Entscheidung mitwirken kann, so bin ich dazu bereit. Da Sie sich einmal der Sache so freundschaftl. angenommen haben, so bitte ich Sie, ferner fortzufahren, und gebe meine Einwilligung zu allen Schritten, die Sie in der Sache thun können. – Das Glük, dann in Ihrem unmittelbaren Umgange zu leben, ist nicht das Geringste, was mir die Hoffnung reizend macht.
Ich bitte Sie, mich Hn. Prof. Fichte zu empfelen, und ihm zu sagen, „wie sehr mich seine Gesinnung gegen mich zum Dank verpflichtet. Ich würde mich doppelt glüklich schäzen, gemeinschaftlich mit ihm und sein Beispiel vor Augen an der Befördrung der wahren Philosophie arbeiten zu können".
Leben Sie wohl, bester Freund. Meine Wünsche für Sie und für das Schiksal der Philosophie begleiten Sie in ihre theol. Laufbahn.
Unverändert der Ihrige
S.
* bis p. 38 des Msts.