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Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling to Friedrich Schiller TEI-Logo

Jena 25. Apr. 1800.
Ich bin so frei, Hochzuverehrender Herr Hofrath, Sie geh. zu bitten, daß Sie den beiliegenden Brief für Cotta bei Ihnen niederzulegen, mir erlauben. Ich wünschte ihn ihm bald in die Hände zu bringen, da ich nicht weiß, ob er hierher kommt, oder mich hier noch findet.
Ohne Zweifel haben Sie schon von meiner Expedition gegen die Lit. Zeitung gehört, und ich nehme mir die Freiheit, Ihnen einige Notizen darüber mitzutheilen. Ich würde Ihnen die Schrift sogleich überschikt haben, oder jezt überschiken, wenn ich sie Ihnen nicht mit dem Journal zuzusenden Willens gewesen wäre. Vielleicht ist man in Weimar der Meinung, ich hätte bereits die neuern Rescripte, wodurch hiesigen Professoren untersagt wird, gegen einander zu schreiben, gekannt, als jene Broschüre erschien. Allein sie sind mir erst gestern, nachdem die Schrift hier schon 2 Tage zuvor publicirt, und noch längere Zeit vorher nach auswärts verschikt war, publicirt worden, auch habe ich in der gänzlichen Entfernung von hiesiger Gesellschaft früher nichts davon gehört, als meine Schrift bereits gedrukt war. Ebenso wenig habe ich feindselige Absichten gegen die Universität dabei gehabt, welche mir, wie ich höre die, welche sich dadurch getroffen fühlen, gern zuschreiben möchten. Vielmehr würden die Verbindlichkeiten, welche ich gegen die Universität habe, mich allein schon von diesem Schritt zurükgehalten haben, wenn ich nicht noch höhere Verbindlichkeiten gegen die Sache hätte, welche ich durch jene Schrift geführt zu haben glaube. Es wird auch kein unbefangner Leser in der Schrift irgend etwas auffinden können, das nicht entweder bewiesen, oder wenn der Beweis verlangt wird, des vollständigsten Beweises fähig wäre.
Herr GeheimerRath von Goethe hat schon lezten Herbst, als ich ihm meinen Entschluß, gegen die Lit. Z. etwas schriftlich ausgehen zu lassen, eröffnete, die Gewogenheit gehabt, mir davon abzurathen, sobald es nämlich nicht die Sache selbst nothwendig machte. Ich glaube, dieser Fall war eingetreten, und ohne Zweifel enthält die Schrift selbst, die auf lauter Thatsachen sich stüzt, die Belege dazu.
Äußerst leid sollte es mir daher thun, wenn ich doch unwillkührlich und unvermeidlich dadurch unangenehme Eindrüke machen sollte, und ich muß freilich wünschen, aber kann auch nur wünschen, daß die dadurch verursachte Reaction eher diejenigen treffe, welche durch ihr hinlänglich documentirtes Betragen mich zu so harten Maßregeln gezwungen haben, als mich, der ich in der Sache völlig rein bin, und der selbst nur mit dem größten Widerwillen dieses Geschäft unternehmen konnte.
Dürfte ich Sie nur um einige Worte über die Sache bitten? – Ich werde dieß als einen neuen Beweis Ihrer Gewogenheit ansehen, der ich mich angelegentlichst empfehle, indem ich mit vollkommner Hochachtung verharre
Ihr
ganz gehors.
Schelling.
Metadata Concerning Header
  • Date: Freitag, 25. April 1800
  • Sender: Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling ·
  • Recipient: Friedrich Schiller ·
  • Place of Dispatch: Jena · ·
  • Place of Destination: Weimar · ·
  • Notations:
Printed Text
  • Bibliography: Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Briefe und Dokumente. Bd. 1. 1775‒1809. Hrsg. v. Horst Fuhrmans. Bonn 1962, S. 185‒186.

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