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Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling to Adalbert Friedrich Marcus TEI-Logo

Saalfeld d. 3ten May 1800
Lieber Freund,
Ich wende mich an Sie mit einigen Bitten und Aufträgen, und weiß, daß Sie solche gerne und sorgfältig ausrichten werden.
Mein Plan war, von hier aus mit Röschlaub nach Bamberg zu reisen. Da ich ihn nun hier nicht gefunden, so ist dadurch mein ganzer Reiseplan verändert worden. Der Grund ist folgender. Madame Schlegel will gleichfalls nach Bamberg reisen. Theils um Röschlaub wegen ihrer Gesundheit zu consuliren, theils um Eines der fränkischen Bäder zu gebrauchen. Ich werde nun die Reise mit ihr machen, und will sie hier erwarten.
Nun wünschte sie aber in Bamberg schon ein eingerichtetes Logis zu finden, und da ich jezt ein solches nicht bestellen kann, so wende ich mich deshalb an Sie, dessen Geschmak ich hierin am meisten traue.
Sie müssen beurteilen können, ob es thunlich ist, daß Madame Schlegel bei Röschlaub, wenn er in seinem neuen Logis Raum hat, Quartier nimmt, oder ob es nicht thunlich ist? – Sie werden verstehen was ich meine. Ich kenne zwar Röschlaub sehr gut, weiß aber nicht was sonst für Gesellschaft im Hause ist.
Hat Röschlaub Raum, und finden Sie sonst kein Bedenken dabei, so bitten Sie ihn um 4. Zimmer für Madame Schlegel. Eines, wo sie wohnen kann, und das zwar nicht groß, aber doch hübsch seyn muß. In diesem Zimmer braucht von Moebeln vorerst nichts zu seyn, als ein großes hübsches Sopha, Stühle, 2. Spiegel, einige Tische, und Eine Commode, wo möglich mit einem Bureau dabei. Ein zweites Zimmer, wo sie schläft, was womöglich nebenan – etwa ein Alkoven – ist, übrigens nicht groß zu seyn braucht, und wohin nur ein gutes Bett und etwa ein Tisch und Spiegel zu kommen braucht, ein drittes für ihre Tochter ebenso wie das zweite, endlich das vierte für das Dienstmädchen, das ganz schlecht seyn kann.
Für mich bitte ich Sie ein heitres Zimmer nebst Schlafkammer zu bestellen, worin außer einem Bett und Bureau nebst einigen Stühlen vorerst nichts zu seyn braucht.
Vielleicht kann Röschlaub alle diese Zimmer auf Einer Etage geben, welches sehr angenehm wäre, um nicht vielleicht neben jemand zu wohnen, den man nicht kennt oder mit dem man keine Gemeinschaft haben mag.
Sollte Röschlaub nicht soviel Zimmer haben, oder sollten Sie sonst Bedenken tragen, bei ihm auch für Mdme Schlegel einzumiethen, so bitte ich Sie, für uns gemeinschaftlich wo möglich ein Gartenhaus zu miethen, und wenn ein so geräumiges nicht zu haben wäre irgend ein anders frei und hübsch gelegnes Logis, von denselben Qualitäten, als ich oben angegeben habe, zu bestellen.
Sie sehen, daß ich sehr viel auf Ihre Freundschaft rechne. Ich weiß, daß dieser Auftrag wenn er in Ihren Händen ist, am besten wird besorgt werden. Auf Wohlfeilheit ist, wie überall, also natürl. auch hierbei zu sehen.
Ich denke mit meiner Begleitung Donnerstag oder Freitag in Bamberg einzutreffen. Dies wird Ihnen Zeit lassen, die Bestellungen zu machen. Sehr lieb wäre es mir, vorher zu wissen, ob und wo Sie uns eingemiethet haben, damit wir gleich in unsrem Logis absteigen können. Dies wird am leichtesten erreicht werden, wenn Sie entweder in Bamberg unter dem Thor ein Billet für mich abgeben, oder auf der lezten Station vor Bamberg einen Brief poste restante für mich niederlegen, wodurch Sie mich von dem Erfolg Ihrer Bemühungen benachrichtigen.
Ich bitte Sie Röschlaub von mir zu grüßen, und ihm zu sagen, wie meine Reise jezt eingerichtet seye. Ich habe sehr bedauert, ihn nicht hier zu finden, und vermuthe, daß entweder die schlechte Bestellung meiner Nachrichten durch den Dr. Streng, oder dringende Geschäfte in Bamberg ihn früher zurükgeführt haben. Mein Bruder grüßt Sie.
Ich empfele Ihnen nochmals meine Aufträge, und bitte Sie die Zumuthung, die ich Ihnen dadurch mache, durch mein Zutrauen zu Ihrer Freundschaft zu entschuldigen.
Der ich Ihnen indeß wohl zu leben wünsche, und Sie bald persönlich zu begrüßen hoffe.
Schelling.
Metadata Concerning Header
  • Date: Samstag, 3. Mai 1800
  • Sender: Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling ·
  • Recipient: Adalbert Friedrich Marcus ·
  • Place of Dispatch: Saalfeld/Saale · ·
  • Place of Destination: Bamberg · ·
  • Notations:
Printed Text
  • Bibliography: Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Briefe und Dokumente. Bd. 1. 1775‒1809. Hrsg. v. Horst Fuhrmans. Bonn 1962, S. 193‒195.

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