Leipzig, den 28. Juni 97.
Daß Sie so spät erst Briefe von mir erhalten, liebste Eltern, werden Sie mir verzeihen, wenn ich Ihnen sage, daß es in Berlin unmöglich war, etwas Zusammenhängendes, Lesbares zu Papier zu bringen – und so etwas wollten Sie doch? – Ob es jetzt nach meiner Zurückkunft besser geht, weiß ich nicht; denn der Kopf ist mir noch so voll, und unsere neuen Beschäftigungen sind so dringend, daß mein Vorsatz, Ihnen etwas Zusammenhängendes zu schreiben, jetzt vielleicht eben so schlecht als bisher ausgeführt wird. – Alles war mir in Berlin neu – neu wenigstens in Bezug auf Leipzig; neu die frische Luft dieser Stadt, die gescheuten Menschen, die man in allen Klassen findet, der wahrhaft edle Ton der Gesellschaften, der männliche Geist, der in allem sichtbar wird, eine rastlose Thätigkeit, deren nächster Zweck wenigstens nicht das Geld ist, wie hier, die Mannichfaltigkeit von Vergnügungen verbunden mit dem Instructiven des dasigen Aufenthalts: dieß alles zusammengenommen beschäftigte so sehr meine ganze Einbildungskraft; daß ich wenige Augenblicke hatte, in welchen ich es zu einer ruhigen Aufeinanderfolge meiner Gedanken hätte bringen können.
Unsere Reise verschob sich durch zufällige Umstände noch länger, als wir erwarteten. Wir konnten erst den 29. April abreisen [...]
Bis hieher, liebste Eltern, hatte ich geschrieben, als Geschäfte aller Art mich bis heute am Schreiben hinderten. Die beständige Hoffnung, den Brief fortsetzen zu können, veranlaßte mich, ihn bisher zurückzuhalten. Nun seh ich aber keine Möglichkeit, daran so schnell als ich wünschte, fortzuschreiben. Also mag er abgehen. Die Fortsetzung soll gewiß folgen. Alle Erinnerungen an Berlin sind so lebhaft bei mir, daß Sie dabei nichts verlieren sollen. Manches merkwürdige, was ich da gehört und gelernt habe, läßt sich nicht einmal dem Papier anvertrauen.
[Fortsetzung fehlt]
Daß Sie so spät erst Briefe von mir erhalten, liebste Eltern, werden Sie mir verzeihen, wenn ich Ihnen sage, daß es in Berlin unmöglich war, etwas Zusammenhängendes, Lesbares zu Papier zu bringen – und so etwas wollten Sie doch? – Ob es jetzt nach meiner Zurückkunft besser geht, weiß ich nicht; denn der Kopf ist mir noch so voll, und unsere neuen Beschäftigungen sind so dringend, daß mein Vorsatz, Ihnen etwas Zusammenhängendes zu schreiben, jetzt vielleicht eben so schlecht als bisher ausgeführt wird. – Alles war mir in Berlin neu – neu wenigstens in Bezug auf Leipzig; neu die frische Luft dieser Stadt, die gescheuten Menschen, die man in allen Klassen findet, der wahrhaft edle Ton der Gesellschaften, der männliche Geist, der in allem sichtbar wird, eine rastlose Thätigkeit, deren nächster Zweck wenigstens nicht das Geld ist, wie hier, die Mannichfaltigkeit von Vergnügungen verbunden mit dem Instructiven des dasigen Aufenthalts: dieß alles zusammengenommen beschäftigte so sehr meine ganze Einbildungskraft; daß ich wenige Augenblicke hatte, in welchen ich es zu einer ruhigen Aufeinanderfolge meiner Gedanken hätte bringen können.
Unsere Reise verschob sich durch zufällige Umstände noch länger, als wir erwarteten. Wir konnten erst den 29. April abreisen [...]
Bis hieher, liebste Eltern, hatte ich geschrieben, als Geschäfte aller Art mich bis heute am Schreiben hinderten. Die beständige Hoffnung, den Brief fortsetzen zu können, veranlaßte mich, ihn bisher zurückzuhalten. Nun seh ich aber keine Möglichkeit, daran so schnell als ich wünschte, fortzuschreiben. Also mag er abgehen. Die Fortsetzung soll gewiß folgen. Alle Erinnerungen an Berlin sind so lebhaft bei mir, daß Sie dabei nichts verlieren sollen. Manches merkwürdige, was ich da gehört und gelernt habe, läßt sich nicht einmal dem Papier anvertrauen.
[Fortsetzung fehlt]