Leipzig, den 25. Juni 98.
Ich danke Ihnen, theuerster Vater, für die väterliche Vorsorge für mich; ich sehe freilich voraus, daß alles vergeblich sein wird. Sie haben ohne Zweifel indeß einige Exemplare meiner neuen Schrift erhalten; es wird Sie viel Porto gekostet haben, das thut mir leid, ich wußte aber keinen schnellern Weg, sie Ihnen zuzubringen. Ich überlasse es Ihnen, ob Sie etwa einen nützlichen Gebrauch davon machen können, denn an den Herzog usw. zu schreiben habe ich jetzt keine Zeit, werde aber doch vielleicht Briefe nachschicken. Zu der Stelle in Tübingen kann mir das doch nicht verhelfen; und wenn diese an Schott kommt, so ist mein Loos entschieden – ich gehe nach Jena, wo ich mich ohne Zweifel besser befinden werde, als in Tübingen, wo ich mit den kleinlichsten Cabalen hätte kämpfen müssen. – Was der Herr Onkel von Stuttgart schreibt, darin ist – mit Erlaubniß gesagt – nicht viel Verstand.
Daß Schott ohne Bedenken sich anerbieten, – so gütig sein wird, die Stelle anzunehmen, daran ist kein Zweifel. Es fragt sich aber, ob er nicht durch eclatante Schritte zu verdrängen ist. Ich kenne das Terrain jetzt zu wenig, um zu wissen, ob ein coup de force etwas helfen könnte. – Es sollte mir leid thun, wenn Sie an den armen Teufel, den Abel, etwa geschrieben hätten; ist er ein ehrlicher Mann, so thut er von selbst, was ihm sein eigen Bewußtsein zu thun befiehlt, und thut er das nicht, wozu ihm Veranlassung geben, über Indiscretion zu klagen? Breyer hat von Jena aus an Georgii geschrieben, Abel zu influenciren. Niethammer hat Schnurrer geschrieben, daß mich ein Ruf nach Jena erwartet. Ebendeßwegen vielleicht erwartet Schnurrer, daß Sie ihm schreiben. – An Bök´s Brief erkennt man den alten Haasenfuß. – Ich hoffe doch nicht, daß Sie in Ihrem Brief etwas von seiner Tochter einfließen ließen, Sie haben mir einmal etwas Aehnliches geschrieben. Ich bitte Sie inständigst, mir es aufrichtig zu sagen.
Für die Nachricht wegen des Ursprungs der Recension sage ich Ihnen Dank. Ich konnte mir das alles zwar vorstellen, es ist aber gut, daß es jetzt sogar erweislich ist. Ich werde gelegenheitlich in das Intelligenzblatt der Allg. Lit. Zeitung einrücken lassen, ich hoffe, der Recensent werde sich selbst verachten lernen, daß er jenem elenden Insect das zu Tübingens Schmach die Zeitung redigire und mir früher oder später einmal unter die Füße kommen werde, als Instrument gedient habe.
Der erste Bogen Ihrer Schrift ist gesetzt und hat auch schon die dritte Correctur passirt, ist aber noch nicht aus der Presse. Ich hoffe, Ihnen nun mehrere zugleich schicken zu können. Sie sollen mit der Correctur zufrieden sein; ich wende alle Sorgfalt darauf, die ich bei meinen jetzigen überhäuften Arbeiten (da ich beinahe bloß den Sonntag zu meiner Disposition habe) verwenden kann [...]
[Hier ist ein Teil des Briefes abgerissen.]
[...] Professor in Jena zu werden, noch vor Ablauf des Sommers, so werden mir einige Monate Freiheit (die ich in Dresden zubringen will) gar wohl thun. Ich werde also um meine Entlassung diese Tage anhalten. Wär´ es möglich, vor dem Herbst noch mir beim Kirchenrath das Reisestipendium (das ich doch nicht zurücklassen mag und späterhin nicht mehr bekommen kann], auszuwirken, so wäre mir dieß große Erleichterung.
Der Herr Major von Rieger hat den Brief für mich, da ich eben verreist war, im Hotel, wo er logirte und wo ich ihn richtig erhalten habe, abgegeben. Ich bedaure, ihn nicht gesehen zu haben. – Der Frau Pfr. Nicolai können Sie sagen, daß Niethammer höchst glücklich ist, er hat nicht nur eine reiche, sondern, was noch weit mehr ist, eine hübsche, frohe und gute Frau. – Wenn ich nach Jena gehe, werde ich bei ihm wohnen, denn er hat nicht weniger als zwei eigne Häuser.
Wenn meine Präsente gut gewählt waren, so freut mich das unaussprechlich. – Muntern Sie doch August immer mehr auf, Gesellschaft zu suchen! Hat er keine Lust mehr, das Kloster zu verlassen? Es ist doch jammerschade, bei den jetzigen politischen Aussichten keinen Sohn zu haben, der Jura studirt. Ist er mit seiner Bestimmung nicht zufrieden (und wie könnte er es sein, wenn er klug ist), so legen Sie ihm doch um's Himmels willen keine Schwierigkeit in [...]
[Der Schluß des Briefes fehlt.]
Ich danke Ihnen, theuerster Vater, für die väterliche Vorsorge für mich; ich sehe freilich voraus, daß alles vergeblich sein wird. Sie haben ohne Zweifel indeß einige Exemplare meiner neuen Schrift erhalten; es wird Sie viel Porto gekostet haben, das thut mir leid, ich wußte aber keinen schnellern Weg, sie Ihnen zuzubringen. Ich überlasse es Ihnen, ob Sie etwa einen nützlichen Gebrauch davon machen können, denn an den Herzog usw. zu schreiben habe ich jetzt keine Zeit, werde aber doch vielleicht Briefe nachschicken. Zu der Stelle in Tübingen kann mir das doch nicht verhelfen; und wenn diese an Schott kommt, so ist mein Loos entschieden – ich gehe nach Jena, wo ich mich ohne Zweifel besser befinden werde, als in Tübingen, wo ich mit den kleinlichsten Cabalen hätte kämpfen müssen. – Was der Herr Onkel von Stuttgart schreibt, darin ist – mit Erlaubniß gesagt – nicht viel Verstand.
Daß Schott ohne Bedenken sich anerbieten, – so gütig sein wird, die Stelle anzunehmen, daran ist kein Zweifel. Es fragt sich aber, ob er nicht durch eclatante Schritte zu verdrängen ist. Ich kenne das Terrain jetzt zu wenig, um zu wissen, ob ein coup de force etwas helfen könnte. – Es sollte mir leid thun, wenn Sie an den armen Teufel, den Abel, etwa geschrieben hätten; ist er ein ehrlicher Mann, so thut er von selbst, was ihm sein eigen Bewußtsein zu thun befiehlt, und thut er das nicht, wozu ihm Veranlassung geben, über Indiscretion zu klagen? Breyer hat von Jena aus an Georgii geschrieben, Abel zu influenciren. Niethammer hat Schnurrer geschrieben, daß mich ein Ruf nach Jena erwartet. Ebendeßwegen vielleicht erwartet Schnurrer, daß Sie ihm schreiben. – An Bök´s Brief erkennt man den alten Haasenfuß. – Ich hoffe doch nicht, daß Sie in Ihrem Brief etwas von seiner Tochter einfließen ließen, Sie haben mir einmal etwas Aehnliches geschrieben. Ich bitte Sie inständigst, mir es aufrichtig zu sagen.
Für die Nachricht wegen des Ursprungs der Recension sage ich Ihnen Dank. Ich konnte mir das alles zwar vorstellen, es ist aber gut, daß es jetzt sogar erweislich ist. Ich werde gelegenheitlich in das Intelligenzblatt der Allg. Lit. Zeitung einrücken lassen, ich hoffe, der Recensent werde sich selbst verachten lernen, daß er jenem elenden Insect das zu Tübingens Schmach die Zeitung redigire und mir früher oder später einmal unter die Füße kommen werde, als Instrument gedient habe.
Der erste Bogen Ihrer Schrift ist gesetzt und hat auch schon die dritte Correctur passirt, ist aber noch nicht aus der Presse. Ich hoffe, Ihnen nun mehrere zugleich schicken zu können. Sie sollen mit der Correctur zufrieden sein; ich wende alle Sorgfalt darauf, die ich bei meinen jetzigen überhäuften Arbeiten (da ich beinahe bloß den Sonntag zu meiner Disposition habe) verwenden kann [...]
[Hier ist ein Teil des Briefes abgerissen.]
[...] Professor in Jena zu werden, noch vor Ablauf des Sommers, so werden mir einige Monate Freiheit (die ich in Dresden zubringen will) gar wohl thun. Ich werde also um meine Entlassung diese Tage anhalten. Wär´ es möglich, vor dem Herbst noch mir beim Kirchenrath das Reisestipendium (das ich doch nicht zurücklassen mag und späterhin nicht mehr bekommen kann], auszuwirken, so wäre mir dieß große Erleichterung.
Der Herr Major von Rieger hat den Brief für mich, da ich eben verreist war, im Hotel, wo er logirte und wo ich ihn richtig erhalten habe, abgegeben. Ich bedaure, ihn nicht gesehen zu haben. – Der Frau Pfr. Nicolai können Sie sagen, daß Niethammer höchst glücklich ist, er hat nicht nur eine reiche, sondern, was noch weit mehr ist, eine hübsche, frohe und gute Frau. – Wenn ich nach Jena gehe, werde ich bei ihm wohnen, denn er hat nicht weniger als zwei eigne Häuser.
Wenn meine Präsente gut gewählt waren, so freut mich das unaussprechlich. – Muntern Sie doch August immer mehr auf, Gesellschaft zu suchen! Hat er keine Lust mehr, das Kloster zu verlassen? Es ist doch jammerschade, bei den jetzigen politischen Aussichten keinen Sohn zu haben, der Jura studirt. Ist er mit seiner Bestimmung nicht zufrieden (und wie könnte er es sein, wenn er klug ist), so legen Sie ihm doch um's Himmels willen keine Schwierigkeit in [...]
[Der Schluß des Briefes fehlt.]