Montag, den 30. Juni.
Ich schreibe Ihnen, 1. Eltern, von Künzelsau aus – schon jenseits aller Gefahren des Kriegs. – Beate wird Ihnen erzählen, wie unglücklich mein Plan, zu reiten, gleich anfangs gescheitert ist und wie ich mich genöthigt gesehen habe, mit Extrapost weiter zu reisen. Ich gieng Abends sechs Uhr von Stuttgart ab und kam ein Uhr Nachts glücklich durch die Vorposten von Szekler Husaren hindurch nach Heilbronn. Als ich kaum eine Viertelstunde da angekommen war, erhielten diese Husaren Befehl zu satteln, um nach Oehringen zu marschiren. Auf diese Weise und da ich in Heilbronn nicht sogleich Pferde bekommen konnte, wäre ich mitten in diesen Zug gerathen, wenn nicht glücklicher Weise eine Gehringer Retourchaise mich mitgenommen hätte. So kam ich heute früh nach Oehringen und endlich gegen Mittag hierher, wo ich eine Zeit lang mich ausruhen werde, weil ich schon vier Nächte so gut wie nicht geschlafen habe. – Wie und wann ich weiter kommen werde, weiß ich noch nicht. Erst in meinem nächsten Brief kann ich Ihnen bestimmt Nachricht geben, wohin Sie mir schreiben können. Haben Sie aber irgend etwas mir zu schreiben, so schließen Sie Ihre Briefe nur an Professor Röschlaub in Bamberg ein, dem ich noch eher werde meine Adresse geben können. Auch wenn bei jetzt (wie ich in Stuttgart hörte) wieder offenem Postcours von Gmünd nach Schorndorf Briefe an mich gekommen sein sollten, bitte ich Sie, selbige an Röschlaub zu schicken, durch den sie mir sicher zukommen.
Erst nachdem ich Sie ganz verlassen und mich auch von meiner Schwester, welche mich den kurzen Weg nach Zuffenhausen noch begleitete, verabschiedet hatte, fühlte ich, wie wohl mir bei Ihnen gewesen. Ich danke Ihnen, 1. Eltern, tausendmal für die mir bewiesene Liebe; sie wird mir ein heiliges Andenken sein, und obgleich es mich darum doppelt schmerzt, so entfernt von Ihnen sein zu müssen, wird sie doch oft noch in der Ferne mich erquicken und aufrichten. Gott segne Sie reichlich und erhalte Ihnen wie mir den guten Muth auch bei ungewissen Aussichten – leben Sie wohl!
Ich bedaure jetzt erst, daß ich so wenig für Sie gewesen bin bei meinem Aufenthalt in Schorndorf – in ruhigeren Zeiten wollen wir auch ruhiger zusammenleben. Auch meiner Schwester habe ich nicht mehr die geringste Freude machen können, und, in Gedanken nur auf meine Reise gerichtet, ihr auch nichts, gar nichts zum Andenken hinterlassen. – Ich muß jetzt schließen. Leben Sie nochmals wohl, ich wünsche Ihnen Sicherheit und Ruhe. Wo ich hingehe, ist es ruhig – aber da bin ich auch allein und einsam.
Behalten Sie im guten Andenken
Ihren
Fritz.
Ich schreibe Ihnen, 1. Eltern, von Künzelsau aus – schon jenseits aller Gefahren des Kriegs. – Beate wird Ihnen erzählen, wie unglücklich mein Plan, zu reiten, gleich anfangs gescheitert ist und wie ich mich genöthigt gesehen habe, mit Extrapost weiter zu reisen. Ich gieng Abends sechs Uhr von Stuttgart ab und kam ein Uhr Nachts glücklich durch die Vorposten von Szekler Husaren hindurch nach Heilbronn. Als ich kaum eine Viertelstunde da angekommen war, erhielten diese Husaren Befehl zu satteln, um nach Oehringen zu marschiren. Auf diese Weise und da ich in Heilbronn nicht sogleich Pferde bekommen konnte, wäre ich mitten in diesen Zug gerathen, wenn nicht glücklicher Weise eine Gehringer Retourchaise mich mitgenommen hätte. So kam ich heute früh nach Oehringen und endlich gegen Mittag hierher, wo ich eine Zeit lang mich ausruhen werde, weil ich schon vier Nächte so gut wie nicht geschlafen habe. – Wie und wann ich weiter kommen werde, weiß ich noch nicht. Erst in meinem nächsten Brief kann ich Ihnen bestimmt Nachricht geben, wohin Sie mir schreiben können. Haben Sie aber irgend etwas mir zu schreiben, so schließen Sie Ihre Briefe nur an Professor Röschlaub in Bamberg ein, dem ich noch eher werde meine Adresse geben können. Auch wenn bei jetzt (wie ich in Stuttgart hörte) wieder offenem Postcours von Gmünd nach Schorndorf Briefe an mich gekommen sein sollten, bitte ich Sie, selbige an Röschlaub zu schicken, durch den sie mir sicher zukommen.
Erst nachdem ich Sie ganz verlassen und mich auch von meiner Schwester, welche mich den kurzen Weg nach Zuffenhausen noch begleitete, verabschiedet hatte, fühlte ich, wie wohl mir bei Ihnen gewesen. Ich danke Ihnen, 1. Eltern, tausendmal für die mir bewiesene Liebe; sie wird mir ein heiliges Andenken sein, und obgleich es mich darum doppelt schmerzt, so entfernt von Ihnen sein zu müssen, wird sie doch oft noch in der Ferne mich erquicken und aufrichten. Gott segne Sie reichlich und erhalte Ihnen wie mir den guten Muth auch bei ungewissen Aussichten – leben Sie wohl!
Ich bedaure jetzt erst, daß ich so wenig für Sie gewesen bin bei meinem Aufenthalt in Schorndorf – in ruhigeren Zeiten wollen wir auch ruhiger zusammenleben. Auch meiner Schwester habe ich nicht mehr die geringste Freude machen können, und, in Gedanken nur auf meine Reise gerichtet, ihr auch nichts, gar nichts zum Andenken hinterlassen. – Ich muß jetzt schließen. Leben Sie nochmals wohl, ich wünsche Ihnen Sicherheit und Ruhe. Wo ich hingehe, ist es ruhig – aber da bin ich auch allein und einsam.
Behalten Sie im guten Andenken
Ihren
Fritz.