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Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling to Karl Josef Hieronymus Windischmann TEI-Logo

Den 7. Februar 1802
Nicht verdenken könnte ich es Ihnen, mein Theurer, wenn Sie auf mich sehr ungehalten wären und meine Nachlässigkeit unverzeihlich fänden.
Ihr Aufsatz ist richtig zu gehöriger Zeit angekommen. Der Grund, warum ich nicht auf der Stelle antwortete, war, weil ich Hoffnung hatte, ihn auf der Stelle abdrucken lassen und Sie mit dem Abdruck davon überraschen zu können.
Es erhoben sich aber nach der Hand Bedenklichkeiten wegen des Verlegers, die mich sogar zweifelhaft ließen, ob die Zeitschrift in dieser Form und diesem Verlage fortgesetzt würde. Dieß machte mich der Sache verdrießlich und ich wollte in dieser Ungewißheit nicht antworten.
Indeß unterzog ich mich anderen Arbeiten, so daß die für die Zeitschrift zwar schon gefertigten unpolirt und unrevidirt liegen blieben bis jetzt. Dieß ist außerdem, daß ich zwei Hefte zugleich in einem Band erscheinen lassen wollte, der Grund, daß bis daher nichts von der Zeitschrift erschienen ist. Jetzt aber fängt der Druck des ersten Hefts vom dritten Band an, worin ein speculatives Gespräch von mir kommt, das sich wohl bis in das zweite ausdehnen möchte. Es fragt sich alsdann, ob der in diesem Heft (dem zweiten) übrige Raum gerade durch Ihren Aufsatz ausgefüllt wird. Sonst müßte ich einen ohnehin schon länger daliegenden, gleichfalls höchst interessanten Aufsatz noch in das zweite Heft einrücken, dann aber ist der Ihrige der erste oder zweite im ersten Heft des dritten Bandes. Die Anstalt mit dem Druck ist so gemacht, daß ich Ihnen die Erscheinung Ihres Aufsatzes bis Anfang des folgenden Monats sicher versprechen kann. Haben Sie also noch diese kurze Nachsicht, und liegt irgend etwas daran, so kann noch ausdrücklich bemerkt werden, daß er früher geschrieben als abgedruckt ist. Empfangen sie indeß meinen Dank für die gütige Überlassung desselben und lassen Sie der Zeitschrift auch künftig solche Unterstützung angedeihen. Das Honorar erhalten Sie den Augenblick, nachdem ich es selbst von dem Verleger bekommen.
Ihr größeres Werk betreffend, so habe ich mehreren Buchhändlern davon ernstlich gesprochen; die aber geneigt waren, äußerten, daß es ihnen jetzt schon zu spät wäre, für die Ostermesse noch einen Verlagsartikel zu übernehmen. Sollte sich aber die Erscheinung ohnehin bis Michael-Messe verziehen, so getraue ich mir, einen rechtlichen Verleger unter den angegebenen Bedingungen (zwei Carolinen) und anderen guten zu verschaffen.
Können Sie in Ihrem Kreis auch etwas zur Verbreitung des Kritischen Journals der Philosophie von mir und Hegel thun, so bitte ich Sie darum. Ich freue mich, wenn Ihre Lage Ihren Wünschen jetzt angemessener ist, und wünsche, daß es Ihnen immer noch mehr und mehr wohl gehe. – Leben Sie wohl und bleiben Sie mir immer gewogen.
Ganz der Ihrige.
Schelling.
Metadata Concerning Header
  • Date: Sonntag, 7. Februar 1802
  • Sender: Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling ·
  • Recipient: Karl Josef Hieronymus Windischmann ·
  • Place of Dispatch: Jena · ·
  • Place of Destination: Aschaffenburg · ·
  • Notations:
Printed Text
  • Bibliography: Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: Briefe und Dokumente. Bd. 2. 1775‒1809: Zusatzband. Hrsg. v. Horst Fuhrmans. Bonn 1973, S. 386‒388.

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