Ew. Wohlgeboren haben bei Ihrem neulichen Besuch lebhafte Empfindlichkeit über eine Karrikatur, im Lustspiel Kamäleon geäußert, welches die Wirkung eines Hörensagens war, das Ihnen Verdruß gemacht, und mir sehr leid war.
Ich habe wahre Achtung für Sie und Ihr Verdienst empfunden, und stets so gut ich konnte zu beweisen gesucht, deshalb fragte ich auf der Stelle bei Ihnen an, ob Sie das Stück ausgesezt verlangten.
Sie bestimmten sich damals nicht darüber, verlangen es jetzt nicht, wünschen das Stück wiederholt, woran Sie Recht haben, auch dürfte ich es nicht füglich zurücknehmen.
Ich wiederhole Ihnen, daß ich mich völlig überzeugt halte, wie weder auf Sie, noch irgend jemand, der durch die Würde, welche den Gelehrten ankündigt, sich bewährt, mit dieser flachen Karikatur hat können gedeutet werden sollen. Daher sehe ich auch nicht ein, weshalb – wie Sie mir schreiben – von Ihrer Seite etwas gesagt werden müßte. Vielmehr glaube ich, daß Mißverstand, den, wie Sie sagen, Einzelne genommen haben sollen, durch jede öffentliche Erklärung allgemeines Mißverständniß geben kann. Das von Ihnen neulich und gestern wiederholt zur Durchsicht verlangte Manuscript wird von mir einzig in der Rücksicht verwilligt, damit Sie sich überzeugen möchten, daß keine Beziehung darin vorkomme, die ein Gelehrter von gutem Bewußtsein auf sich zu deuten Ursach habe.
Pflichten gegen den Dichter, welcher der hiesigen Schaubühne ein Manuscript anvertraut, versagen mir jede Veranlassung, daß sein Stück, an welchem er ja vor dem Druck noch ändern kann, was ihm beliebt, und wovon, bis er diesen Druck veranstaltet, durch das Sehen der Vorstellung, und nicht durch kaltes Lesen geurtheilt werden soll, einer Prüfung unterworfen werde, für welche es noch der Dichter selbst nicht reif hält.
Ihr Billet an mich droht ausdrücklich mit einer solchen Untersuchung. Indeß will ich zur Ehre des Ihnen unbefangen und nicht zu einem solchen Zwecke gegebenen Werks, mich mit meinem ältern Freunde abzufinden suchen, und Ihnen das Stück übersenden, aber auch nur Ihnen, und in der gerechten Erwartung, daß Sie solches sobald zurückschicken, als Ihre Durchsicht geendet ist, und mit der unerläßlichen Bedingung, daß es in keine andre Hände komme, als die Ihrigen, denn Ihnen brauche ich ja nicht erst hinzuzusetzen, was sich von selbst versteht, daß die gedruckte Bekanntmachung einzelner Scenen, dieses von dem Dichter noch bloß für die Vorstellung bestimmte Lustspiel von mir pflichtvergessen sein würde, und daß ich solche daher auch keinem andern verstatten darf.
Mit Achtung
Ihr ergebener
Iffland.
Berlin den 14. November 1800.
Sr. Wohlgeboren Hrn. Tieck.
Ich habe wahre Achtung für Sie und Ihr Verdienst empfunden, und stets so gut ich konnte zu beweisen gesucht, deshalb fragte ich auf der Stelle bei Ihnen an, ob Sie das Stück ausgesezt verlangten.
Sie bestimmten sich damals nicht darüber, verlangen es jetzt nicht, wünschen das Stück wiederholt, woran Sie Recht haben, auch dürfte ich es nicht füglich zurücknehmen.
Ich wiederhole Ihnen, daß ich mich völlig überzeugt halte, wie weder auf Sie, noch irgend jemand, der durch die Würde, welche den Gelehrten ankündigt, sich bewährt, mit dieser flachen Karikatur hat können gedeutet werden sollen. Daher sehe ich auch nicht ein, weshalb – wie Sie mir schreiben – von Ihrer Seite etwas gesagt werden müßte. Vielmehr glaube ich, daß Mißverstand, den, wie Sie sagen, Einzelne genommen haben sollen, durch jede öffentliche Erklärung allgemeines Mißverständniß geben kann. Das von Ihnen neulich und gestern wiederholt zur Durchsicht verlangte Manuscript wird von mir einzig in der Rücksicht verwilligt, damit Sie sich überzeugen möchten, daß keine Beziehung darin vorkomme, die ein Gelehrter von gutem Bewußtsein auf sich zu deuten Ursach habe.
Pflichten gegen den Dichter, welcher der hiesigen Schaubühne ein Manuscript anvertraut, versagen mir jede Veranlassung, daß sein Stück, an welchem er ja vor dem Druck noch ändern kann, was ihm beliebt, und wovon, bis er diesen Druck veranstaltet, durch das Sehen der Vorstellung, und nicht durch kaltes Lesen geurtheilt werden soll, einer Prüfung unterworfen werde, für welche es noch der Dichter selbst nicht reif hält.
Ihr Billet an mich droht ausdrücklich mit einer solchen Untersuchung. Indeß will ich zur Ehre des Ihnen unbefangen und nicht zu einem solchen Zwecke gegebenen Werks, mich mit meinem ältern Freunde abzufinden suchen, und Ihnen das Stück übersenden, aber auch nur Ihnen, und in der gerechten Erwartung, daß Sie solches sobald zurückschicken, als Ihre Durchsicht geendet ist, und mit der unerläßlichen Bedingung, daß es in keine andre Hände komme, als die Ihrigen, denn Ihnen brauche ich ja nicht erst hinzuzusetzen, was sich von selbst versteht, daß die gedruckte Bekanntmachung einzelner Scenen, dieses von dem Dichter noch bloß für die Vorstellung bestimmte Lustspiel von mir pflichtvergessen sein würde, und daß ich solche daher auch keinem andern verstatten darf.
Mit Achtung
Ihr ergebener
Iffland.
Berlin den 14. November 1800.
Sr. Wohlgeboren Hrn. Tieck.