Liebste Schwester,
Ich hoffe, daß es Dir wohl geht, daß Du nicht krank bist, Du hast mir lange nicht geschrieben und machst mir dadurch grosse Angst. Auch ich habe das Schreiben unterlassen, aber Du vergiebst mir wohl, wenn ich Dir sage, daß ich leider immer noch krank bin; die Gicht in dem linken Knie macht mir noch immer grosse Leiden, auch habe ich noch nicht alle meine Kräffte wieder. Nun schob ich es bis zu Deinem Geburtstage auf, weil ich dachte, ich würde Dir zu diesem schon die Genoveva schicken können, die Du dann als ein Geschenk hättest ansehn müssen: aber die Esel von Drukkern sind nicht fertig geworden und so wurde auch mein Brief aufgeschoben. Du vergiebst mir, ich denke unaufhörlich an Dich, an Deinem Geburtstage war ich recht betrübt, daß wir ihn nicht mit einander feyern konnten: wenn Du nur nicht krank bist! Gieb mir doch Nachrichten, sage mir doch ein tröstendes Wort. Mit mir wird es jetzt etwas besser, ich bade und das scheint am meisten zu helfen, doch kann ich noch nicht allein gut gehn, wenigstens nicht über die Strasse, ich nehme auch viel Medizin, besonders um mich wieder zu stärken. Hier hast Du nun das Gedicht, und wie glücklich würde ich sein, wenn ich es nun mit euch lesen könnte, aber ich hoffe doch, ihr sagt mir nun recht viel darüber und umständlich, wie es euch erschienen ist, ich bin so begierig darauf, als wenn dies meine erste Arbeit wäre: ihr bittet auch wohl Bing dazu, wenn ihr es lest, grüßt ihn von Herzen, ich möchte ihm gern schreiben, und komme nicht dazu; aber lest es hintereinander, nicht einzeln, wenn Ihr auch Pausen machen müst, denn es ist sehr lang.
Daß ich es wegen des Schreibtisches nicht vergesse, ich glaube, ich habe darauf noch keinmal geantwortet, sucht ihn zu verkaufen, oder wenn das nicht angeht, so verbrennt ihn im Ofen mit Feuer, denn er ist doch nicht zu gebrauchen. Was soll ich schreiben, als daß ich Dich, liebste Schwester, unendlich liebe, und daß Du das glauben mußt, sei nicht so trübsinnig, ich werde es auch, lies wenn es Dich anwandelt den Jakob Böhm, da ist die Lebensfülle, da ist der ewige Frühling, wie er nirgends mehr blüht. Dieser Mann ist durchaus mit Gott angefüllt, und keiner kann so wie er, die Seele unmittelbar zu Gott führen, besonders in der Morgenröthe, Ich lege einen Brief vom Bruder bei, der mir grosse Freude gemacht hat, und den ich auch recht weitläuftig, wie Malchen bezeugen kann, schon seit einiger Zeit beantwortet habe. Ihr hebt ihn wohl auf, oder schickt ihn bei Gelegenheit wieder zurück.
Auf Bernhardi’s Buch bin ich sehr begierig, im J. Böhm ist die gröste Ansicht der Sprache, ich bekehre hier alle Leute zu ihm und bin sein Prediger. Die Genoveva mögt ihr verleihen, z. B. an Schütz und Schleiermacher, doch mit der Bedingung, daß sie es nicht weitergeben und bald wieder bringen, weiter wüste ich keinen, den es in Berlin interessieren könnte. Ihr müßt mir aber gleich und weitläuftig antworten, wenn Ihr es gelesen habt; von der Schwester denke ich was zu lernen, hier wollen die Urtheile sogar viel nicht bedeuten (doch das unter uns) Göthe abgerechnet, der viel für mich lehrreiches darüber gesagt hat.
Unser Kind ist gesund und ganz allerliebst, sie hat jetzt 6 Zähne, die sie alle sehr leicht bekommen hat. Man kann jetzt herrlich mit ihr spielen, auch ist sie im Ganzen sehr artig.
Neuigkeiten weiß ich euch von hier nicht zu schreiben. Unter uns gesprochen, so hat die Veit einen Roman angefangen, der auch wohl gedruckt werden wird; erbärmliches Zeug, Sternbald und alles durcheinander, eigne Geschichten und Dummheiten, doch das bleibt alles unter uns, ihr werdet ihn früh genug zu sehn bekommen. Elend ist das Zeug und sie sind hier alle gegen mich und finden mich intolerant. Schickt mir doch etwas für mein Journal, ich werde es mit dem grösten Danke annehmen. An Schütz muß ich auch schreiben, die Gedichte, die Du neulich geschickt hast, sind eigentlich nicht die rechten, ich will sie ihm selber beschreiben. Grüßt ihn recht sehr von mir: aus ihm wird noch ein ganzer Poet werden, das sollt ihr sehn.
Bernhardi hat ja nun auch Literarische Aufsätze im Archiv, wir haben zwar noch keinen davon gesehn, und Schlegel schiebt seinen Brief auf, bis er das Archiv gelesen hat, läßt aber von Herzen grüssen, ich hoffe, B. nun sollst Du den Zerbino entweder ordentlich oder ironisch anzeigen, wie es Dir am besten gut dünkt.
Schickt mir doch mit der nächsten Post, die beste Abschrift meiner Oper, ich will sie nun so drucken lassen, ich denke, ihr habt sie wohl mit der ersten Schrift verglichen. – Es ist spät, die Post will gehn, ich küsse Dich tausend mahl in Gedanken, Malchen grüßt und will noch wenige Worte zuschreiben.
Ewig Dein
L. T.
Ich muß Dir doch auch noch mit ein paar Worten sagen, das ich an Deinem Geburtstag Dein gedacht und Dir so viel Freude und Fröhlichkeit wie möglich gewünscht habe. Künftig Jahr feyern wir ihn wieder zusammen und dan noch ein kleines dito. Schreib recht umständlich wie Dir die Genovefa vorkomt es ist gar was wunderschönes und wird Dir auch gewiß so erscheinen,
Was sich von uns sagen läßt, hat Tieck wohl alles gesagt, ich wünsche recht Du köntest Dorothe mal sehn sie wird immer niedlicher fängt auch an zu sprechen grüß Bernhardi und die Eltern es eilt zur Post
Deine Amalie Tieck.
Ich hoffe, daß es Dir wohl geht, daß Du nicht krank bist, Du hast mir lange nicht geschrieben und machst mir dadurch grosse Angst. Auch ich habe das Schreiben unterlassen, aber Du vergiebst mir wohl, wenn ich Dir sage, daß ich leider immer noch krank bin; die Gicht in dem linken Knie macht mir noch immer grosse Leiden, auch habe ich noch nicht alle meine Kräffte wieder. Nun schob ich es bis zu Deinem Geburtstage auf, weil ich dachte, ich würde Dir zu diesem schon die Genoveva schicken können, die Du dann als ein Geschenk hättest ansehn müssen: aber die Esel von Drukkern sind nicht fertig geworden und so wurde auch mein Brief aufgeschoben. Du vergiebst mir, ich denke unaufhörlich an Dich, an Deinem Geburtstage war ich recht betrübt, daß wir ihn nicht mit einander feyern konnten: wenn Du nur nicht krank bist! Gieb mir doch Nachrichten, sage mir doch ein tröstendes Wort. Mit mir wird es jetzt etwas besser, ich bade und das scheint am meisten zu helfen, doch kann ich noch nicht allein gut gehn, wenigstens nicht über die Strasse, ich nehme auch viel Medizin, besonders um mich wieder zu stärken. Hier hast Du nun das Gedicht, und wie glücklich würde ich sein, wenn ich es nun mit euch lesen könnte, aber ich hoffe doch, ihr sagt mir nun recht viel darüber und umständlich, wie es euch erschienen ist, ich bin so begierig darauf, als wenn dies meine erste Arbeit wäre: ihr bittet auch wohl Bing dazu, wenn ihr es lest, grüßt ihn von Herzen, ich möchte ihm gern schreiben, und komme nicht dazu; aber lest es hintereinander, nicht einzeln, wenn Ihr auch Pausen machen müst, denn es ist sehr lang.
Daß ich es wegen des Schreibtisches nicht vergesse, ich glaube, ich habe darauf noch keinmal geantwortet, sucht ihn zu verkaufen, oder wenn das nicht angeht, so verbrennt ihn im Ofen mit Feuer, denn er ist doch nicht zu gebrauchen. Was soll ich schreiben, als daß ich Dich, liebste Schwester, unendlich liebe, und daß Du das glauben mußt, sei nicht so trübsinnig, ich werde es auch, lies wenn es Dich anwandelt den Jakob Böhm, da ist die Lebensfülle, da ist der ewige Frühling, wie er nirgends mehr blüht. Dieser Mann ist durchaus mit Gott angefüllt, und keiner kann so wie er, die Seele unmittelbar zu Gott führen, besonders in der Morgenröthe, Ich lege einen Brief vom Bruder bei, der mir grosse Freude gemacht hat, und den ich auch recht weitläuftig, wie Malchen bezeugen kann, schon seit einiger Zeit beantwortet habe. Ihr hebt ihn wohl auf, oder schickt ihn bei Gelegenheit wieder zurück.
Auf Bernhardi’s Buch bin ich sehr begierig, im J. Böhm ist die gröste Ansicht der Sprache, ich bekehre hier alle Leute zu ihm und bin sein Prediger. Die Genoveva mögt ihr verleihen, z. B. an Schütz und Schleiermacher, doch mit der Bedingung, daß sie es nicht weitergeben und bald wieder bringen, weiter wüste ich keinen, den es in Berlin interessieren könnte. Ihr müßt mir aber gleich und weitläuftig antworten, wenn Ihr es gelesen habt; von der Schwester denke ich was zu lernen, hier wollen die Urtheile sogar viel nicht bedeuten (doch das unter uns) Göthe abgerechnet, der viel für mich lehrreiches darüber gesagt hat.
Unser Kind ist gesund und ganz allerliebst, sie hat jetzt 6 Zähne, die sie alle sehr leicht bekommen hat. Man kann jetzt herrlich mit ihr spielen, auch ist sie im Ganzen sehr artig.
Neuigkeiten weiß ich euch von hier nicht zu schreiben. Unter uns gesprochen, so hat die Veit einen Roman angefangen, der auch wohl gedruckt werden wird; erbärmliches Zeug, Sternbald und alles durcheinander, eigne Geschichten und Dummheiten, doch das bleibt alles unter uns, ihr werdet ihn früh genug zu sehn bekommen. Elend ist das Zeug und sie sind hier alle gegen mich und finden mich intolerant. Schickt mir doch etwas für mein Journal, ich werde es mit dem grösten Danke annehmen. An Schütz muß ich auch schreiben, die Gedichte, die Du neulich geschickt hast, sind eigentlich nicht die rechten, ich will sie ihm selber beschreiben. Grüßt ihn recht sehr von mir: aus ihm wird noch ein ganzer Poet werden, das sollt ihr sehn.
Bernhardi hat ja nun auch Literarische Aufsätze im Archiv, wir haben zwar noch keinen davon gesehn, und Schlegel schiebt seinen Brief auf, bis er das Archiv gelesen hat, läßt aber von Herzen grüssen, ich hoffe, B. nun sollst Du den Zerbino entweder ordentlich oder ironisch anzeigen, wie es Dir am besten gut dünkt.
Schickt mir doch mit der nächsten Post, die beste Abschrift meiner Oper, ich will sie nun so drucken lassen, ich denke, ihr habt sie wohl mit der ersten Schrift verglichen. – Es ist spät, die Post will gehn, ich küsse Dich tausend mahl in Gedanken, Malchen grüßt und will noch wenige Worte zuschreiben.
Ewig Dein
L. T.
Ich muß Dir doch auch noch mit ein paar Worten sagen, das ich an Deinem Geburtstag Dein gedacht und Dir so viel Freude und Fröhlichkeit wie möglich gewünscht habe. Künftig Jahr feyern wir ihn wieder zusammen und dan noch ein kleines dito. Schreib recht umständlich wie Dir die Genovefa vorkomt es ist gar was wunderschönes und wird Dir auch gewiß so erscheinen,
Was sich von uns sagen läßt, hat Tieck wohl alles gesagt, ich wünsche recht Du köntest Dorothe mal sehn sie wird immer niedlicher fängt auch an zu sprechen grüß Bernhardi und die Eltern es eilt zur Post
Deine Amalie Tieck.