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Sophie Bernhardi to Ludwig Tieck
Montag
den 6tn May [1792].
Lieber, bester Bruder
Du erhälst diesen Brief durch Spillner weil ich nicht gewis wissen kan ob er nicht eher in Halle ankomt als du den ich bin nun schon einmal furchtsam da du von zwei langen Briefen, welche ich dir schon geschrieben habe keinen einzigen erhalten hast. Du hast zwar dabei nicht viel verlohren mich aber hat es sehr verdrüslich gemacht und ich habe dadurch alle Lust verlohren, noch einmahl nach Bilzig zu schreiben. Ich hatte damals so wenig Zeit und schrieb diese beiden Briefe bei Nacht um dir doch Nachricht von uns zu geben und nun hast du keinen erhalten. Ich habe die Adreße doch richtig gemacht an den Seiler Fuhrman in Wittenberg. Der Fehler den ich dabei gemacht habe ist das ich auf den Brief blos An Herrn Schmohl in Bilzig schrieb du müstest ihn aber demohnerachtet erhalten haben. Sei also nicht böse auf mich du siehst das ich gar nicht schuld habe das du so lange nichts von uns erfahren hast ich will diesen Fehler wieder gut machen und dir recht oft und recht viel schreiben wenn du nur immer Geduldt haben wirst es zu lesen den das solte mich doch entsezlich ärgern wen du meine Briefe immer ungelesen beiseit legtest. Du kanst dich sicher drauf verlaßen das ich es nicht so machen werde du magst so viel schreiben als du wilst. Deine Sachen habe ich fortgeschickt du wirst sie vielleicht etwas später erhalten als diesen Brief und auch daran bin ich nicht schuld du hättest uns schon eher schreiben sollen ich dencke aber doch daß sie diesen Sonabend eintreffen werden. Vergib mir liebster Bruder daß ich dir so wenig schicke es verlohnt kaum der Mühe aber sei damit indes zufrieden wen du auf Michaeli herkömst brauchst du dir gar keine Wäsche mitzubringen dan werde ich schon dafür sorgen das du hier neue findest. Es war in der lezten Zeit hier so viel Verwirrung das ich beinah nichts mehr Nähen konte ich wolte dir einige Hemden miteinpacken welche du schon gebraucht hast das wolte Mutter aber durchaus nicht und das ich dan keinen Willen habe weist du wohl. Überhaupt habe ich recht vielen Verdruß gehabt mir wurde daß Einpacken deiner Sachen und Beten überlaßen das ich daß nun alles gar nicht recht machte versteht sich von selber besonders habe ich mich ganz entsezlich geärgert das ich den Frachtbrief allein 6 mal schreiben muste das konte ich immer nicht groß und dick genug machen und Vater meint das wäre auch die Ursach warum meine Briefe liegen geblieben sind also laß es dich künftig gar nicht Wundern wenn du immer recht große Aufschriften finden wirst. Griese hatte mir versprochen das Zeichen auf die Küste und den Koffern zu machen weil ich das gar nicht verstehe er war hier und indes ich hinaus gehe um die Farbe zu hohlen war er fortgegangen ist das nicht sehr höflich? Ich bitte dich bestelle doch kein Compliment mehr an ihn den ich erwiedre seine Höflichkeit und bestelle in meinem leben nicht. Ach mein lieber Bruder ich vermisse jezt recht deine Geselschaft ich bin jezt so einsam ach wen ich dich doch nur einmal sprechen könte aber dazu habe ich noch lange keine Hofnung ich bitte dich recht sehr schreib mir doch ja bald ich sehne mich recht nach einem Brief von dir mir ist immer als wärst du recht böse auf mich. Sage doch auch Schmohl das er mir bald sein Wort hält und schreibt ihm ist daß eine so geringe Mühe und mir würde es so viel Freude machen er ist mir um so werther geworden da er nun beinah dein beständiger Geselschafter ist er wird dir nun gewiß so manchen kleinen Dienst leisten so manche Gefälligkeit erzeigen wofür ich ihm von herzen danke. Mein Compliment wirst du wohl an ihn bestellen. Werde nicht ungeduldig über mein einfältiges Geschwätz ich kenne dich zu sehr als daß ich nicht darauf rechnen sollte daß du es mir Vergeben wirst. Lebe wohl mein Bester und höre nicht auf mich zu lieben deine Freundschaft ist der einzige Ruhepunckt auf welchen ich gern verweile das ich dich immer gleich starck lieben werde daran wirst du nicht zweifeln. Lebe wohl.
Sophie Tieck
den 6tn May [1792].
Lieber, bester Bruder
Du erhälst diesen Brief durch Spillner weil ich nicht gewis wissen kan ob er nicht eher in Halle ankomt als du den ich bin nun schon einmal furchtsam da du von zwei langen Briefen, welche ich dir schon geschrieben habe keinen einzigen erhalten hast. Du hast zwar dabei nicht viel verlohren mich aber hat es sehr verdrüslich gemacht und ich habe dadurch alle Lust verlohren, noch einmahl nach Bilzig zu schreiben. Ich hatte damals so wenig Zeit und schrieb diese beiden Briefe bei Nacht um dir doch Nachricht von uns zu geben und nun hast du keinen erhalten. Ich habe die Adreße doch richtig gemacht an den Seiler Fuhrman in Wittenberg. Der Fehler den ich dabei gemacht habe ist das ich auf den Brief blos An Herrn Schmohl in Bilzig schrieb du müstest ihn aber demohnerachtet erhalten haben. Sei also nicht böse auf mich du siehst das ich gar nicht schuld habe das du so lange nichts von uns erfahren hast ich will diesen Fehler wieder gut machen und dir recht oft und recht viel schreiben wenn du nur immer Geduldt haben wirst es zu lesen den das solte mich doch entsezlich ärgern wen du meine Briefe immer ungelesen beiseit legtest. Du kanst dich sicher drauf verlaßen das ich es nicht so machen werde du magst so viel schreiben als du wilst. Deine Sachen habe ich fortgeschickt du wirst sie vielleicht etwas später erhalten als diesen Brief und auch daran bin ich nicht schuld du hättest uns schon eher schreiben sollen ich dencke aber doch daß sie diesen Sonabend eintreffen werden. Vergib mir liebster Bruder daß ich dir so wenig schicke es verlohnt kaum der Mühe aber sei damit indes zufrieden wen du auf Michaeli herkömst brauchst du dir gar keine Wäsche mitzubringen dan werde ich schon dafür sorgen das du hier neue findest. Es war in der lezten Zeit hier so viel Verwirrung das ich beinah nichts mehr Nähen konte ich wolte dir einige Hemden miteinpacken welche du schon gebraucht hast das wolte Mutter aber durchaus nicht und das ich dan keinen Willen habe weist du wohl. Überhaupt habe ich recht vielen Verdruß gehabt mir wurde daß Einpacken deiner Sachen und Beten überlaßen das ich daß nun alles gar nicht recht machte versteht sich von selber besonders habe ich mich ganz entsezlich geärgert das ich den Frachtbrief allein 6 mal schreiben muste das konte ich immer nicht groß und dick genug machen und Vater meint das wäre auch die Ursach warum meine Briefe liegen geblieben sind also laß es dich künftig gar nicht Wundern wenn du immer recht große Aufschriften finden wirst. Griese hatte mir versprochen das Zeichen auf die Küste und den Koffern zu machen weil ich das gar nicht verstehe er war hier und indes ich hinaus gehe um die Farbe zu hohlen war er fortgegangen ist das nicht sehr höflich? Ich bitte dich bestelle doch kein Compliment mehr an ihn den ich erwiedre seine Höflichkeit und bestelle in meinem leben nicht. Ach mein lieber Bruder ich vermisse jezt recht deine Geselschaft ich bin jezt so einsam ach wen ich dich doch nur einmal sprechen könte aber dazu habe ich noch lange keine Hofnung ich bitte dich recht sehr schreib mir doch ja bald ich sehne mich recht nach einem Brief von dir mir ist immer als wärst du recht böse auf mich. Sage doch auch Schmohl das er mir bald sein Wort hält und schreibt ihm ist daß eine so geringe Mühe und mir würde es so viel Freude machen er ist mir um so werther geworden da er nun beinah dein beständiger Geselschafter ist er wird dir nun gewiß so manchen kleinen Dienst leisten so manche Gefälligkeit erzeigen wofür ich ihm von herzen danke. Mein Compliment wirst du wohl an ihn bestellen. Werde nicht ungeduldig über mein einfältiges Geschwätz ich kenne dich zu sehr als daß ich nicht darauf rechnen sollte daß du es mir Vergeben wirst. Lebe wohl mein Bester und höre nicht auf mich zu lieben deine Freundschaft ist der einzige Ruhepunckt auf welchen ich gern verweile das ich dich immer gleich starck lieben werde daran wirst du nicht zweifeln. Lebe wohl.
Sophie Tieck