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Ludwig Tieck to Sophie Bernhardi TEI-Logo

Liebste Schwester,
Ich bin wohl und gesund und von einer Harzreise noch gesunder zurückgekommen. – Vergieb mir d[ie]se neue Manier von Brief, du sollst dafür nächstens einen in einer andern ganz neuen Manier bekommen, du siehst, einen recht weitläuftigen. – Warum schreibst du mir so sparsam? – Ich fürchte immer du bist kranck und dieser Gedanke thut meinem Herzen in jeder Minute wehe und macht mir manche Stunde sehr trübe. Nimm dich ja in Acht, damit ich dich nun bald mit völliger Freude an meine Brust drükken kann: ich sehe diesem Tage mit grosser Hoffnung entgegen. Seit ich von Berlin bin, bin ich mir immer sehr unstät vorgekommen, dann will ich mich mehr fixiren und recht dir und meinen Freunden leben. – Bernhardi ist doch wohl? Treib ihn doch an, daß er mir schreiben soll. – Ich hab's vergessen, laß durch ihn Rambach grüßen und grüsse du selbst den Künstler recht he[r]zlich, so wie meine lieben Eltern. Ich hoffe, daß auch diese ganz wohl sind. –
Lebe wohl, liebste Schwester, und bleibe ja gesund, du ängstigst mich herzlich mit deiner Kränklichkeit, wenn ich nur darüber ruhig wäre, so würde ich in der Entfernung von dir weit ruhiger sein. – Hast du noch starke Zahnschmerzen? Du vergissest dich selbst in deinen Briefen immer ganz über mich. –
Lebe recht wohl! herzlich wohl!
Dein Brud. Tieck.
Metadata Concerning Header
  • Date: [Ende Juni/Anfang Juli 1792]
  • Sender: Ludwig Tieck ·
  • Recipient: Sophie Bernhardi ·
  • Place of Dispatch: Halle (Saale) · ·
  • Place of Destination: Berlin · ·
  • Notations:
Printed Text
  • Bibliography: Letters to and from Ludwig Tieck and His Circle. Unpublished Letters from the Period of German Romanticism Including the Unpublished Correspondence of Sophie and Ludwig Tieck. Edited by Percy Matenko, Edwin H. Zeydel, Bertha M. Masche. Chapel Hill 1967 (= UNC Studies in the Germanic Languages and Literature; 57), S. 294–295.

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