Liebster Bruder
Du wirst gewiß recht böse sein daß du schon wieder einen leeren Brief erhälst aber du wirst doch wohl glauben daß es nicht an mir liegt lieber Bruder du kanst gar nicht glauben wie sehr ich mich ängste daß ich dir nichts schiken kan aber es ist warhaftig nicht in meinem vermögen ich habe keinen Groschen und Vater kan auch nicht die 100 Thaler sind uns nun am Dienstag versprochen dan will ich sie auch sogleich schiken. Der Prediger Lüdeke läßt dich grüßen er wundert sich daß du ihm die Quitung nicht schickts er kan dir das Geld denselben Tag schiken an welchem er sie erhält ich weis nicht wie du daß hast vergeßen können da dir daß Geld doch mangelt. Ach liebster Bruder du magst recht in Verlegenheit sein es quält mich recht daß ich dir nicht helfen kan sei nur deshalb nicht böse auf mich du hast mir nicht geantwortet ich erwarte nun gewiß einen Brief von dir schreib mir ja mein lieber Bruder. Mit deiner Weste bin ich bald fertig ich glaube aber nicht daß sie dir gefallen wird. Schmolens sind nicht hier gewesen. Ich wage es würklich nicht daß ich dir viel schreibe ich de[n]cke immer Du wirst in dem Augenblick recht böse wen du diesen leeren Brief erhälst und dan würdest du ihn doch nur ungelesen wegwerfen also nächstens wen du mir erst geantwortet hast recht viel. Lebe wohl mein bester Bruder und vergiß nicht Schmohl von mir und meinen Eltern zu grüßen schreib uns auch ob ihr noch Freunde seid. Lebe wohl und sei nicht böse auf deine
Schwester
Sophie Tieck
Berlin
den 4 ten
1792.
Vergiß nicht an den Prediger zu schreiben und vergib das dieser Brief so schlecht geschrieben ist es ist heut Sonabend und da weist du wohl daß ich immer sehr viel zu thun habe. Schreib mir doch auch ob du noch auf Michaeli zu kommen denkst daß ist jezt noch meine einzige Freude daß ich dich dan zu sehen hoffe vereitle mir diese Hofnung nicht gewiß das währe höchst unrecht. Wen ich erst einmal an dich schreibe so kan ich immer nicht wieder aufhören und vergeße alle meine übrige Geschä[f]te lebe tausendmal wohl ich muß aufhören.
An
Herrn J L Tieck
in
frei Halle
in der Klausstraße
beim Herrn Chirurgus
Kern wonhaft
Du wirst gewiß recht böse sein daß du schon wieder einen leeren Brief erhälst aber du wirst doch wohl glauben daß es nicht an mir liegt lieber Bruder du kanst gar nicht glauben wie sehr ich mich ängste daß ich dir nichts schiken kan aber es ist warhaftig nicht in meinem vermögen ich habe keinen Groschen und Vater kan auch nicht die 100 Thaler sind uns nun am Dienstag versprochen dan will ich sie auch sogleich schiken. Der Prediger Lüdeke läßt dich grüßen er wundert sich daß du ihm die Quitung nicht schickts er kan dir das Geld denselben Tag schiken an welchem er sie erhält ich weis nicht wie du daß hast vergeßen können da dir daß Geld doch mangelt. Ach liebster Bruder du magst recht in Verlegenheit sein es quält mich recht daß ich dir nicht helfen kan sei nur deshalb nicht böse auf mich du hast mir nicht geantwortet ich erwarte nun gewiß einen Brief von dir schreib mir ja mein lieber Bruder. Mit deiner Weste bin ich bald fertig ich glaube aber nicht daß sie dir gefallen wird. Schmolens sind nicht hier gewesen. Ich wage es würklich nicht daß ich dir viel schreibe ich de[n]cke immer Du wirst in dem Augenblick recht böse wen du diesen leeren Brief erhälst und dan würdest du ihn doch nur ungelesen wegwerfen also nächstens wen du mir erst geantwortet hast recht viel. Lebe wohl mein bester Bruder und vergiß nicht Schmohl von mir und meinen Eltern zu grüßen schreib uns auch ob ihr noch Freunde seid. Lebe wohl und sei nicht böse auf deine
Schwester
Sophie Tieck
Berlin
den 4 ten
1792.
Vergiß nicht an den Prediger zu schreiben und vergib das dieser Brief so schlecht geschrieben ist es ist heut Sonabend und da weist du wohl daß ich immer sehr viel zu thun habe. Schreib mir doch auch ob du noch auf Michaeli zu kommen denkst daß ist jezt noch meine einzige Freude daß ich dich dan zu sehen hoffe vereitle mir diese Hofnung nicht gewiß das währe höchst unrecht. Wen ich erst einmal an dich schreibe so kan ich immer nicht wieder aufhören und vergeße alle meine übrige Geschä[f]te lebe tausendmal wohl ich muß aufhören.
An
Herrn J L Tieck
in
frei Halle
in der Klausstraße
beim Herrn Chirurgus
Kern wonhaft