Liebste Schwester,
Wie sehr, wie tausendmahl danck ich dir für deinen so zärtlichen Brief, verzeih meine Trägheit, daß ich dir nicht schreibe. – Ich bin gesund, gesund wie eine Forelle, die in den hiesigen Gegenden sehr gut sind. – Die verrükte Weller ist bei dir gewesen? – Da bedaure ich dich, – der Umgang mit ihr ist ein bloßer Spaß für mich gewesen, du nimmst es viel zu ernsthaft, – du bist mir Millionmahl theurer, – oder vielmehr findet gar keine Vergleichung statt, denn sie ist mir äusserst gleichgültig. – Was sie dir von dem Todtliegen gesagt hat mit dem Pferde, das würde mir um dem Pferde wirklich leid gethan haben, wenn es wahr wäre, aber es ist gänzlich erlogen, glaube kein Wort davon, ich stolperte damahls einige m[a]hl mit dem Pferde, – aber thun doch das auch Menschen. – Giebst du dir die Mühe ein[ma]hl an sie zu schreiben, so gieb ihr doch unter den Fuß, daß ich nicht mehr an sie dencke, oder schreib ihr, ich wäre nach Italien oder Frank[r]ei[c]h gereist, der liebe Gott könnte sie mir wohl gar einm[a]hl hieher über den hals führen, wenn du schreibst, so thu das ja, liebe Schwester.
Nimm den kurzen Brief nicht übel, ich muß eilen, komm ich nicht in den H[un]dstagen nach Be[r]lin, dann doch vielleicht auf Michael[i]s, wahrscheinlich, gieb dich nur zufrieden. – Bleibe nur recht gesund, grüsse meine lieben Eltern und den Künstler, – warum schreibt er nicht? Warum schickt er nicht Rambachs Portrait? Ich könnte ihm ja prächtige gelehrte Abhandlungen schreiben, warum nuzt er denn die Weisheit seines Herrn Bruders nicht, der sich mit tausend Freuden zu d[ie]ser närrischen Canaille herablassen würde? – Aber so gehts, wenn man dumm ist! ,
Spaß apart, bleib recht gesund und munter, recht sehr, sei nicht zu fleißig, sitze nicht zu viel!
Habt Ihr denn in [Berlin] auch so eine kuriose Vorsehung? Hier ist so abentheuerliches Wetter, als man es sich nur in einem Roman wünschen kann, kalt und Regen. –
Ich bin in den Fichtelbergen gewesen, um Pf[i]ngsten, davon kü[n]ftig.
Grüsse Espeut und Bernhardi, wenn du beide siehst, wo nicht, so rechne den Gruß noch zu denen, die ich dir schikke. –
Bleib gesund! Schreib bald!
Dein zärtl. Brud. Tieck.
Wie sehr, wie tausendmahl danck ich dir für deinen so zärtlichen Brief, verzeih meine Trägheit, daß ich dir nicht schreibe. – Ich bin gesund, gesund wie eine Forelle, die in den hiesigen Gegenden sehr gut sind. – Die verrükte Weller ist bei dir gewesen? – Da bedaure ich dich, – der Umgang mit ihr ist ein bloßer Spaß für mich gewesen, du nimmst es viel zu ernsthaft, – du bist mir Millionmahl theurer, – oder vielmehr findet gar keine Vergleichung statt, denn sie ist mir äusserst gleichgültig. – Was sie dir von dem Todtliegen gesagt hat mit dem Pferde, das würde mir um dem Pferde wirklich leid gethan haben, wenn es wahr wäre, aber es ist gänzlich erlogen, glaube kein Wort davon, ich stolperte damahls einige m[a]hl mit dem Pferde, – aber thun doch das auch Menschen. – Giebst du dir die Mühe ein[ma]hl an sie zu schreiben, so gieb ihr doch unter den Fuß, daß ich nicht mehr an sie dencke, oder schreib ihr, ich wäre nach Italien oder Frank[r]ei[c]h gereist, der liebe Gott könnte sie mir wohl gar einm[a]hl hieher über den hals führen, wenn du schreibst, so thu das ja, liebe Schwester.
Nimm den kurzen Brief nicht übel, ich muß eilen, komm ich nicht in den H[un]dstagen nach Be[r]lin, dann doch vielleicht auf Michael[i]s, wahrscheinlich, gieb dich nur zufrieden. – Bleibe nur recht gesund, grüsse meine lieben Eltern und den Künstler, – warum schreibt er nicht? Warum schickt er nicht Rambachs Portrait? Ich könnte ihm ja prächtige gelehrte Abhandlungen schreiben, warum nuzt er denn die Weisheit seines Herrn Bruders nicht, der sich mit tausend Freuden zu d[ie]ser närrischen Canaille herablassen würde? – Aber so gehts, wenn man dumm ist! ,
Spaß apart, bleib recht gesund und munter, recht sehr, sei nicht zu fleißig, sitze nicht zu viel!
Habt Ihr denn in [Berlin] auch so eine kuriose Vorsehung? Hier ist so abentheuerliches Wetter, als man es sich nur in einem Roman wünschen kann, kalt und Regen. –
Ich bin in den Fichtelbergen gewesen, um Pf[i]ngsten, davon kü[n]ftig.
Grüsse Espeut und Bernhardi, wenn du beide siehst, wo nicht, so rechne den Gruß noch zu denen, die ich dir schikke. –
Bleib gesund! Schreib bald!
Dein zärtl. Brud. Tieck.