Liebste Schwester,
Verzeih, daß ich dir so lange nicht geschrieben habe, einige Geschäffte, die etwas dringend waren, haben mich zurückgehalten und izt hab’ ich nun auf einmahl eine solche Menge von Briefen zu schreiben, daß ich dir nur wenig werde sagen können. Ich freue mich sehr auf Ostern, wo ich dich wieder sehe und ich verspreche dir dann, 14 Tage hintereinander bei dir zu bleiben, wenigstens fast so lange, sollte es auch erst um Pfingsten sein, das kann dir ja eins sein. Ich wünsche nur, daß ich dich, meine Eltern und meinen Bruder recht gesund antreffen möge, das ist izt mein aufrichtigster Wunsch.
Ich lege hier einen Brief an Piesker bei, du wirst doch vermuthlich seine Addresse haben, die schreibe also drauf. – Du darfst nur sein Amt und sein Ort darunter schreiben. Warum bittest du denn immer noch auf deinen Briefen ein hochlöbliches Postamt, die Briefe liegen zu lassen, bis ich sie abhole? Das ist jezt ganz unnöthig, denn ich bin schon längst bei der Post bekannt.
Bernhardi hat von mir den Anfang eines neuen Romans erhalten, vielleicht zeigt er dir etwas davon. – Ich sehe aber selber ein, daß es nicht viel werth ist, doch, ich hoffe auf bessere Zeiten, das heißt, daß das folgende besser werden soll.
Von mir selber weiß ich dir gar keine Neuigkeiten zu schreiben, ausser, daß ich recht gesund bin mich überhaupt recht wohl befinde, Wakken[r]od ist auch gesund und läßt dich grüssen.
Sollte die Weller dir ja noch einmahl einen Brief an mich schicken, so schick ihn nur sogleich wieder zurück und sage ihr, du wüßtest meine Addresse nicht, ich mag das dumme Zeug nicht öffter lesen, geschieht es dann doch zum zweitenmale, so schicke ihr denselben Brief, bloß im andern Couvert, ohne irgend eine Antwort dabei, zurück: auf diese Art muß sie es doch am Ende wohl überdrüssig werden.
Wenn du mir auf Ostern etwas neue Wäsche wieder mitgeben könntest, so thätest du mir einen Gefallen, doch nöthig ist es auch nicht, und hüte dich vor den baumwollenen Strümpfen und wenn du etwas strickst, so stricke es nicht zu dicht, diesen Fehler haben alle meine Strümpfe. Doch sieh dies ja nicht als eine Forderung an, wie gesagt, ich habe es gar nicht nöthig. –
Sei ja nicht böse, daß ich die Antwort so lange aufgeschoben habe, es ges[ch]ah wirklich ungern, und ich wollte doch auch gern zu gleicher Zeit an Piesker schreiben, der wird mit der Zeit jezt wohl schon ein polnischer Jude geworden sein, denn er hat sich ja ganz aus der Welt verlohren.
Zeichnet der Künstler noch brav, oder was macht er? Ich will hoffen, daß er etwas ordentliches lernen wird; auf Ostern wollen wir zusammen nach Teltow reisen, das halt ich schon für ausgemacht.
Piesker wird auf Ostern od[er] Pfi[n]gsten wahrscheinlich einige Zeit bei uns logieren, richte dich doch vorher darauf ein. – Was macht Griese, der brave Kerl? – Wenn er etwas mehr Verstand hätte, müste ihn Hermes doch nun schon längst verrückt gemacht haben. – Doch darinn haben es solche Leute gut, die einmahl recht tüchtig auf den Kopf gefallen sind, nachher können sie ganze Treppen herunter fallen und es thut ihnen nichts. –
Wenn ich etwas durch Bitten über dich erlangen kann, so bitte ich dich recht sehr, ja nicht wieder wie voriges Jahr, Nächte aufzubleiben, um mir Wäsche zu besorgen, denn wie gesagt, ich habe sie gar nicht nöthig, thätest du das wieder, so würde ich auf dich ordentlich böse werden können. Nimm deine Gesundheit ja auf jede Art in Acht, es ist freilich ein Unglück, daß wir in einem so kränkligen Zeitalter leben, wo so viele Menschen von Natur kranck sind, doch da es nun einmahl der Fall ist, müssen wir diese Schwächlichkeit nicht durch Unbesonnenheit vermehren.
Ich küsse dich tausendmahl, liebste Schwester, bleibe ja recht gesund, dies will ich als den größten Beweiß deiner Liebe gegen mich ansehn, grüsse meine Eltern und meinen Bruder herzl. von mir, auch ja die in Golzow und Coswig, wenn sich eine Gelegenheit für diesen Gruß dahin finden sollte. –
Tieck, dein zärtl. Brud.
Verzeih, daß ich dir so lange nicht geschrieben habe, einige Geschäffte, die etwas dringend waren, haben mich zurückgehalten und izt hab’ ich nun auf einmahl eine solche Menge von Briefen zu schreiben, daß ich dir nur wenig werde sagen können. Ich freue mich sehr auf Ostern, wo ich dich wieder sehe und ich verspreche dir dann, 14 Tage hintereinander bei dir zu bleiben, wenigstens fast so lange, sollte es auch erst um Pfingsten sein, das kann dir ja eins sein. Ich wünsche nur, daß ich dich, meine Eltern und meinen Bruder recht gesund antreffen möge, das ist izt mein aufrichtigster Wunsch.
Ich lege hier einen Brief an Piesker bei, du wirst doch vermuthlich seine Addresse haben, die schreibe also drauf. – Du darfst nur sein Amt und sein Ort darunter schreiben. Warum bittest du denn immer noch auf deinen Briefen ein hochlöbliches Postamt, die Briefe liegen zu lassen, bis ich sie abhole? Das ist jezt ganz unnöthig, denn ich bin schon längst bei der Post bekannt.
Bernhardi hat von mir den Anfang eines neuen Romans erhalten, vielleicht zeigt er dir etwas davon. – Ich sehe aber selber ein, daß es nicht viel werth ist, doch, ich hoffe auf bessere Zeiten, das heißt, daß das folgende besser werden soll.
Von mir selber weiß ich dir gar keine Neuigkeiten zu schreiben, ausser, daß ich recht gesund bin mich überhaupt recht wohl befinde, Wakken[r]od ist auch gesund und läßt dich grüssen.
Sollte die Weller dir ja noch einmahl einen Brief an mich schicken, so schick ihn nur sogleich wieder zurück und sage ihr, du wüßtest meine Addresse nicht, ich mag das dumme Zeug nicht öffter lesen, geschieht es dann doch zum zweitenmale, so schicke ihr denselben Brief, bloß im andern Couvert, ohne irgend eine Antwort dabei, zurück: auf diese Art muß sie es doch am Ende wohl überdrüssig werden.
Wenn du mir auf Ostern etwas neue Wäsche wieder mitgeben könntest, so thätest du mir einen Gefallen, doch nöthig ist es auch nicht, und hüte dich vor den baumwollenen Strümpfen und wenn du etwas strickst, so stricke es nicht zu dicht, diesen Fehler haben alle meine Strümpfe. Doch sieh dies ja nicht als eine Forderung an, wie gesagt, ich habe es gar nicht nöthig. –
Sei ja nicht böse, daß ich die Antwort so lange aufgeschoben habe, es ges[ch]ah wirklich ungern, und ich wollte doch auch gern zu gleicher Zeit an Piesker schreiben, der wird mit der Zeit jezt wohl schon ein polnischer Jude geworden sein, denn er hat sich ja ganz aus der Welt verlohren.
Zeichnet der Künstler noch brav, oder was macht er? Ich will hoffen, daß er etwas ordentliches lernen wird; auf Ostern wollen wir zusammen nach Teltow reisen, das halt ich schon für ausgemacht.
Piesker wird auf Ostern od[er] Pfi[n]gsten wahrscheinlich einige Zeit bei uns logieren, richte dich doch vorher darauf ein. – Was macht Griese, der brave Kerl? – Wenn er etwas mehr Verstand hätte, müste ihn Hermes doch nun schon längst verrückt gemacht haben. – Doch darinn haben es solche Leute gut, die einmahl recht tüchtig auf den Kopf gefallen sind, nachher können sie ganze Treppen herunter fallen und es thut ihnen nichts. –
Wenn ich etwas durch Bitten über dich erlangen kann, so bitte ich dich recht sehr, ja nicht wieder wie voriges Jahr, Nächte aufzubleiben, um mir Wäsche zu besorgen, denn wie gesagt, ich habe sie gar nicht nöthig, thätest du das wieder, so würde ich auf dich ordentlich böse werden können. Nimm deine Gesundheit ja auf jede Art in Acht, es ist freilich ein Unglück, daß wir in einem so kränkligen Zeitalter leben, wo so viele Menschen von Natur kranck sind, doch da es nun einmahl der Fall ist, müssen wir diese Schwächlichkeit nicht durch Unbesonnenheit vermehren.
Ich küsse dich tausendmahl, liebste Schwester, bleibe ja recht gesund, dies will ich als den größten Beweiß deiner Liebe gegen mich ansehn, grüsse meine Eltern und meinen Bruder herzl. von mir, auch ja die in Golzow und Coswig, wenn sich eine Gelegenheit für diesen Gruß dahin finden sollte. –
Tieck, dein zärtl. Brud.