Liebste Schwester,
Ich habe dir zwar lange nicht geschrieben, aber du hast mir noch länger nicht geantwortet, doch nein, ich habe ja neulich einen Brief von dir erhalten, verzeih, ich bin jezt einiger gehäuften Geschäffte wegen etwas zerstreut. Wahrscheinlich werd’ ich nun auf Ostern dich schon in Berlin besuchen, und da es dies Jahr sehr spät fällt, werden wir doch gewiß schönes Wetter haben, weißt du also irgend eine Art, wie du nach Golzow kommen kannst, so wirst du mir dadurch eine ganz ausserordentliche Freude m[a]cht, wenn es angeht, so nimm doch den Künstler mit, grüsse ihn von mir und schenke ihm den weissen Mantel, der von mir noch in Berlin liegt, vielleicht kann er ihn brauchen. Es versteht sich von selbst, daß du vorher noch Briefe von mir bekömmst, worinn ich dir ganz genau bestimme, wann ich komme, damit du dich ganz danach einrichten kannst. An Piesker will ich nächstens einen Brief einlegen, er muß auf Ostern nothwendig nach Berlin kommen. Ich bleibe dies mahl länger dort, als sonst und wir wollen recht sehr vergnügt mit einander sein. – Je mehr sich Ostern nähert, je mehr werde ich die Tage und Stunden zählen, bis ich dich wiedersehe; – ich werde dir auch manches von meinen neuen Arbeiten zum Vorlesen mitbringen.
Was macht Vater und Mutter? Ich hoffe, Sie sind gesund und wohl, wenn sie mit nach Golzow reisen könnten, wollten wir alle dort recht froh und vergnügt sein, das wird sich aber wohl schwerlich machen lassen: es wäre aber schön. – Grüsse doch so oft ich schreibe, alle Verwandten und Bekannten, die du etwa sehen solltest, damit sie nicht glauben, ich vergesse sie ganz. –
Ich habe jezt etwas viel Geschäffte, besond[er]s vor Ostern, darum nimm es nicht übel, liebe Schwester, wenn meine Briefe kurz und etwas schnell geschrieben sind, dafür will ich aber auch die Tage, die ich in Berlin zubringe, ganz für dich leben, du sollst sehen, daß ich dies mahl nicht so viel ohne dich ausgehen will.
Wie lebst du übrigens? Schafft dir Bernhardi zuweilen einige Bücher, wie ich ihm aufgetragen habe? – Ich hoffe, daß er so gefällig ist. – Besucht er dich noch zuweilen? Er ist einer der gutherzigsten Menschen, die ich kenne, ich liebe ihn unter meinen Freunden weit am meisten.
Von meinem Roman hast du schwerlich etwas gesehn, aber ich hoffe, daß du bald ein gedruckt Exemplar davon haben sollst, er kömmt auf Ostern heraus. –
Schreibe doch an Pieskern, da du seine Addresse weißt, und bitte ihn in meinem Nahmen recht inständigst, doch für mich einen neuen Brief zusammenzuschreiben, da der alte verlohren gegangen ist. – Versichere Ihn meiner aufrichtigen Freundschaft und sage ihm, daß ich ihm nächstens selbst schreiben werde.
Und nun lebe tausend[m]ahl wohl, beste Schwester, denn die Post wird nicht auf mich warten wollen, lebe recht wohl und antworte mir bald.
Dein zärtlicher Brud.
Ludwig Tieck.
Göttg
am 6tn März.
1794.
Ich habe dir zwar lange nicht geschrieben, aber du hast mir noch länger nicht geantwortet, doch nein, ich habe ja neulich einen Brief von dir erhalten, verzeih, ich bin jezt einiger gehäuften Geschäffte wegen etwas zerstreut. Wahrscheinlich werd’ ich nun auf Ostern dich schon in Berlin besuchen, und da es dies Jahr sehr spät fällt, werden wir doch gewiß schönes Wetter haben, weißt du also irgend eine Art, wie du nach Golzow kommen kannst, so wirst du mir dadurch eine ganz ausserordentliche Freude m[a]cht, wenn es angeht, so nimm doch den Künstler mit, grüsse ihn von mir und schenke ihm den weissen Mantel, der von mir noch in Berlin liegt, vielleicht kann er ihn brauchen. Es versteht sich von selbst, daß du vorher noch Briefe von mir bekömmst, worinn ich dir ganz genau bestimme, wann ich komme, damit du dich ganz danach einrichten kannst. An Piesker will ich nächstens einen Brief einlegen, er muß auf Ostern nothwendig nach Berlin kommen. Ich bleibe dies mahl länger dort, als sonst und wir wollen recht sehr vergnügt mit einander sein. – Je mehr sich Ostern nähert, je mehr werde ich die Tage und Stunden zählen, bis ich dich wiedersehe; – ich werde dir auch manches von meinen neuen Arbeiten zum Vorlesen mitbringen.
Was macht Vater und Mutter? Ich hoffe, Sie sind gesund und wohl, wenn sie mit nach Golzow reisen könnten, wollten wir alle dort recht froh und vergnügt sein, das wird sich aber wohl schwerlich machen lassen: es wäre aber schön. – Grüsse doch so oft ich schreibe, alle Verwandten und Bekannten, die du etwa sehen solltest, damit sie nicht glauben, ich vergesse sie ganz. –
Ich habe jezt etwas viel Geschäffte, besond[er]s vor Ostern, darum nimm es nicht übel, liebe Schwester, wenn meine Briefe kurz und etwas schnell geschrieben sind, dafür will ich aber auch die Tage, die ich in Berlin zubringe, ganz für dich leben, du sollst sehen, daß ich dies mahl nicht so viel ohne dich ausgehen will.
Wie lebst du übrigens? Schafft dir Bernhardi zuweilen einige Bücher, wie ich ihm aufgetragen habe? – Ich hoffe, daß er so gefällig ist. – Besucht er dich noch zuweilen? Er ist einer der gutherzigsten Menschen, die ich kenne, ich liebe ihn unter meinen Freunden weit am meisten.
Von meinem Roman hast du schwerlich etwas gesehn, aber ich hoffe, daß du bald ein gedruckt Exemplar davon haben sollst, er kömmt auf Ostern heraus. –
Schreibe doch an Pieskern, da du seine Addresse weißt, und bitte ihn in meinem Nahmen recht inständigst, doch für mich einen neuen Brief zusammenzuschreiben, da der alte verlohren gegangen ist. – Versichere Ihn meiner aufrichtigen Freundschaft und sage ihm, daß ich ihm nächstens selbst schreiben werde.
Und nun lebe tausend[m]ahl wohl, beste Schwester, denn die Post wird nicht auf mich warten wollen, lebe recht wohl und antworte mir bald.
Dein zärtlicher Brud.
Ludwig Tieck.
Göttg
am 6tn März.
1794.