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Ludwig Tieck to Sophie Bernhardi TEI-Logo

Liebste Schwester,
Wenn in meinem neulichen kurzen Briefe irgend etwas gewesen sein sollte, was dich nach deiner Ueberzeugung gekränkt hätte, so vergieb mir mit eben so freiem Herzen, als es mir nie in den Sinn gekommen ist, dir irgend ein Leid zuzufügen. Ich hatte an dem Tage viele Briefe zu schreiben, ich war in Eil, ich schrieb nur kurz und das hast du nun so Unrecht ausgelegt. Dein Brief in dem du mir so unrecht thust, hatte mir weh gethan, aber ich war nicht böse auf dich und konnte es auch nicht sein, ich bin über nichts böse, als daß du die Volksmärchen nicht geschickt hast. Sei doch überzeugt, daß ich dich unaufhörlich liebe und lieben werde, mein Brief ist dir nur so vorgekommen, ich begreife es selber nicht wodurch. Vergieb mir auch diesmal meine Kürze, es ist spät in der Nacht, mit dem Anbruch des Tages reisen wir alle nach Lüneburg von dort schreibe ich dir mehr und umständlicher, nur sei nicht betrübt, sei nicht böse auf mich. Du mußt ja nach deiner eigenen Rechnu[n]g noch von dem Gelde etwas übrig behalten haben, so wie ich zurückkomme, schaffe ich wohl zu manchem Rath. – Bleibe gesund, lebe wohl.
Dein zärtlich. Brud.
Lud[w]ig T.
Hambu[r]g am 14 tn Julius.
in d Jahr. 97.
Metadata Concerning Header
  • Date: Freitag, 14. Juli 1797
  • Sender: Ludwig Tieck ·
  • Recipient: Sophie Bernhardi ·
  • Place of Dispatch: Hamburg · ·
  • Place of Destination: Berlin · ·
  • Notations:
Printed Text
  • Bibliography: Letters to and from Ludwig Tieck and His Circle. Unpublished Letters from the Period of German Romanticism Including the Unpublished Correspondence of Sophie and Ludwig Tieck. Edited by Percy Matenko, Edwin H. Zeydel, Bertha M. Masche. Chapel Hill 1967 (= UNC Studies in the Germanic Languages and Literature; 57), S. 356–357.

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