Liebster Freund,
Im Podagramistischen Unmuth setz’ ich mich nieder, Ihnen einige Worte zu schreiben. Mir geht es in allen Rücksichten übel, ich bin verdrießlich, ich werde von meinen Arbeiten abgehalten und überdies, was vielleicht das Schlimmste ist, fehlt es mir schon wieder gänzlich am Gelde. Sie glauben nicht, auf welche Art es mich quält, daß ich Ihnen schon wieder mit meinen Klagen zur Last fallen muß. Von Berlin habe ich nichts erhalten und glaube auch jezt nicht vor Februar was zu bekommen, nun ist es Weihnachten, überdies wird mancherlei ankommen, was ich verschrieben habe, wenn Sie mir nur jemand nachweisen könnten, der mir auf 2 Monathe 50 bis 60 rt. leihen wollte zu billigen Zinsen, ich bin hier ganz unbekannt; können Sie mir darinn keinen Rath erteilen? Zur Noth muß ich wohl in 6. Wochen das Geld wieder bezahlen können, auch ohne Ihre Beihülfe, nur eben jezt weiß ich mir gar nicht zu helfen. Ich möchte wie Fallstaff sagen: Wenn ich doch so einen niedlichen behenden Dieb wüßte, der mir 10 £ zusammenstähle! Sein Sie nur nicht böse, daß Sie der erste sind, an den ich nicht wende, wenn ich jezt diese Summe nur hätte, könnte ich mich decken, bis wir wieder miteinander abrechnen. Von den Bedingungen in Anseh[un]g des Journals haben wir noch gar nicht gesprochen, ich denke aber, daß Ihnen 2 Frd’ or nicht zu viel Honorar dünken und, bis wir dann nach einem Jahre nach 4 Stücken sehn, wie es sich im Publikum ausnimmt; wäre der Druck enger und Format größer, so müßte ich mehr von Ihnen fodern; am besten wäre es vielleicht, wenn Sie mir das erste Stück voraus bezahlen könnten, und gl. Holz, Wein, Fracht und drgl. Auslagen abziehn; wie gesagt, sein Sie mir nicht böse, daß ich Sie so inkommodire.
Ihr Ergeb[en] st,
L. Tieck.
Im Podagramistischen Unmuth setz’ ich mich nieder, Ihnen einige Worte zu schreiben. Mir geht es in allen Rücksichten übel, ich bin verdrießlich, ich werde von meinen Arbeiten abgehalten und überdies, was vielleicht das Schlimmste ist, fehlt es mir schon wieder gänzlich am Gelde. Sie glauben nicht, auf welche Art es mich quält, daß ich Ihnen schon wieder mit meinen Klagen zur Last fallen muß. Von Berlin habe ich nichts erhalten und glaube auch jezt nicht vor Februar was zu bekommen, nun ist es Weihnachten, überdies wird mancherlei ankommen, was ich verschrieben habe, wenn Sie mir nur jemand nachweisen könnten, der mir auf 2 Monathe 50 bis 60 rt. leihen wollte zu billigen Zinsen, ich bin hier ganz unbekannt; können Sie mir darinn keinen Rath erteilen? Zur Noth muß ich wohl in 6. Wochen das Geld wieder bezahlen können, auch ohne Ihre Beihülfe, nur eben jezt weiß ich mir gar nicht zu helfen. Ich möchte wie Fallstaff sagen: Wenn ich doch so einen niedlichen behenden Dieb wüßte, der mir 10 £ zusammenstähle! Sein Sie nur nicht böse, daß Sie der erste sind, an den ich nicht wende, wenn ich jezt diese Summe nur hätte, könnte ich mich decken, bis wir wieder miteinander abrechnen. Von den Bedingungen in Anseh[un]g des Journals haben wir noch gar nicht gesprochen, ich denke aber, daß Ihnen 2 Frd’ or nicht zu viel Honorar dünken und, bis wir dann nach einem Jahre nach 4 Stücken sehn, wie es sich im Publikum ausnimmt; wäre der Druck enger und Format größer, so müßte ich mehr von Ihnen fodern; am besten wäre es vielleicht, wenn Sie mir das erste Stück voraus bezahlen könnten, und gl. Holz, Wein, Fracht und drgl. Auslagen abziehn; wie gesagt, sein Sie mir nicht böse, daß ich Sie so inkommodire.
Ihr Ergeb[en] st,
L. Tieck.