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Ludwig Tieck to Carl Friedrich Ernst Frommann TEI-Logo

Theuerster Freund,
Ich schicke Ihnen hier einen Theil des Mscpts, welches etwas über die Hälfte beträgt, ich bin jezt dabei, die andre Hälfte abzuschreiben, sie dann noch einmal abschreiben zu lassen, wie ich es mit dieser gemacht habe, und sie dann durchzusehn. Da ich die Correktur nicht selbst mache, so will ich mir diesmal diese Mühe geben, und ich bin fast überzeugt, daß sich in gegenwärtiger Copie kein Fehler findet, darum bitte ich recht sehr, Ortographie, Sprache alles recht genau und ohne Abweichung so abdrucken zu lassen, wie es der Setzer vorfindet. Ich muß Ihnen überhaupt gestehn, daß ich eine gewisse Vorliebe für dieses Produkt empfinde, es ist möglich, daß ich mich täusche, aber ich bin mir bewußt, immer mit Liebe gearbeitet zu haben, ich bin immer sorgfältig geblieben und habe nichts übereilt. Ich bin der Meinung, daß es auch die Menge der Leser mehr interessiren wird, als meine übrigen Schriften. Ich glaube, Sie werden es nacher mit ihrer lieben Frau lesen, melden Sie mir doch, welchen Eindruck es Ihnen gemacht hat: man muß in keinem Augenblicke vergessen, daß ich es ein Lustspiel nenne. Sein Sie doch so gut, es nun auf eine gewisse Weise, wenn nicht elegant, doch sauber und geschmackvoll drucken zu lassen, wir waren mit einander dahin überein gekommen, daß es ohngefähr in der Art, wie meine Oper, das Mährchen, erscheinen sollte, nur ja nicht mit dieser Weitläuftigkeit, mit diesen breiten Zwischenrücken zwischen den Reden und den einzelnen Strofen, denn das Werk nimmt alsdann zu viele Bogen ein, und außerdem macht es keinen guten Anblick. Ich bitte Sie überhaupt, alles aus denselben Lettern zu drucken, nicht mit verschiedenen, wie die Genoveva, auch keine Zwischenrücken zwischen den Strofen der Lieder-silbenmaaße und den Romanzen, zwischen den Stanzen und den Gliedern des Sonetts und der Terzine, sondern alles ununterbrochen fort, wie die übrigen Verse, und es bloß durch Ein- und Ausrücken anzudeuten, alles dies habe ich in der Abschrift sorgfältig beobachten lassen, und der Setzer kann sich ganz danach richten, er muß auch das beobachten, wo bei den Versen (bei allen Romanzen z. B.) der Vers mit einem kleinen Buchstaben anfängt, die Strofen der Romanzen und der Lieder müssen dadurch angedeutet sein, daß die Verse, die ersten, eingerückt werden, die Stanzen, Sonette, und dgl. müssen den ersten Vers einer jeden Abtheilung heraus rücken, ganz so, wie es auch die Abschreiber beobachten müssen.–Sie sehn, liebster Freund, wie ich zum Comanndiren gestimmt bin, da ich Ihnen einmal ein so herrliches deutliches Mskpt. schicke, ich hoffe deshalb auch, es sollen der Setzer und Correktor nicht diesmal so ungeheure Druckfehler machen, über welche ich mich in den Dichtungen habe ärgern müssen; auch in der Oper sind recht arge. Sie können den Druck anfangen lassen, wenn Sie grade Raum haben, denn Sie erhalten den Beschluß auf jeden Fall früher, als Sie damit fertig sind, denn ich bin in einem rechten Eifer der Arbeit. Sie verzeihen mir aber die Bitte, wenn ich Sie ersuchen muß, mir das Honorar auf 70 Bogen zu schicken, wenn Sie das ganze Mskpt. haben: das Wenige, was noch übrig sein wird, können wir ja berechnen, wenn der Druck vollendet ist. Ich werde mich freuen, wenn ich recht bald Aushängebogen erhalte. Und nun g[e]nug d[a]von.–Wie geht es Ihnen und Ihrer lieben Familie? Gar zu gern wäre ich noch im Herbst nach Jena gekommen, um Sie und Schlegels zu sehn, aber es war mir durchaus unmöglich, und hätte mich von neuem in allen meinen Arbeiten gestört. Aber vielleicht, daß ich künftiges Jahr hinkommen kann. Fr. Schlegel ist nun auch in Berl. Grüßen Sie doch Schelling von mir recht sehr, auch Paulus, wenn Schelling Sie vielleicht besucht, und ihn das Mskpt intressirt, so möchte ich wohl, daß sie es mit ihm läsen, und daß ich erfahren könnte, wie er darüber urtheilt. Schreiben Sie mir doch auch ein[ma]hl etwas umständlich, wie alles bei Ihnen steht, und ob in Jena etwas Neues vorfällt, ich bin jezt recht einsam und entfernt von aller literarischen wie politischen Neuigkeit. Ihre Frau und ihre Kinder grüßen Sie recht herzlich, für Wesselhöft lege ich ein Blättchen bei, daß er sieht, wir denken noch an ihn. Meine Frau läßt recht sehr grüßen.–Leben Sie recht wohl. Ich füge nur noch hinzu, daß ich auch dabei bin, das Poet. Jour, in Ordnung zu bringen, damit beide Stücke zugleich erscheinen können.–Ich hoffe, Sie sind nicht krank, wie vorigen Winter.–Ist Steffens vielleicht schon in Jena? Ich habe sehr lange nichts von ihm vernommen. Dorothea ist sehr gesund, und fast noch dicker, als sie gesund ist.
Der Ihrige
L. Tieck.
Grüßen Sie ja die Veit recht sehr von mir und meiner Frau, Sie können ihr auch vielleicht das Mspt mittheilen, daß sie einiges sieht und liest (wenn es sie interessirt) und der Druck nicht dadurch aufgehalten wird.
Metadata Concerning Header
  • Date: [vor dem 09. Dezember 1801]
  • Sender: Ludwig Tieck ·
  • Recipient: Carl Friedrich Ernst Frommann ·
  • Place of Dispatch: Dresden · ·
  • Place of Destination: Jena · ·
  • Notations:
Printed Text
  • Bibliography: Letters of Ludwig Tieck. Hitherto Unpublished. 1792‒1853. Collected and edited by Edwin H. Zeydel, Percy Matenko, Robert Herndon Fife. New York; London 1937, S. 29‒31.
Language
  • English
  • German

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