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Ludwig Tieck to Carl Friedrich Ernst Frommann TEI-Logo

Theuerster Freund, daß ich nicht habe nach L. kommen können, thut mir sehr leid, um weitläuftiger mit Ihnen zu sprechen. Ich hoffe, Sie sind nicht böse, daß Sie den Octav. noch nicht erhalten haben. Sie finden ihn, wenn Sie von L. zurückkommen. Ueber meine Schwester bin ich jezt beruhigt, ja sie kommt zu meiner Freude mit meinem Bruder in diesen Tagen hieher.–Ich bin jezt viel besser, und Arbeit und Studien machen mir wieder Lust.–Steffens hat Ihnen vielleicht schon gesagt, daß ich auf Ihr gütiges Versprechen rechne, mir noch während der Messe das Hon. für Octav. hieher zu schicken, ich bitte Sie also ganz freundschaftlich und offen (wie Sie es auch so nehmen müssen) es so bald zu thun, als es Ihnen möglich ist: nur wird der Octav. gewiß an 27 Bogen, denn der 2te Th. ist um etwas stärker als der erste, und Sie haben selbst gewünscht, daß d. Werk nicht zu enge gedruckt werden soll. Wenn Sie mir also 40 Louisd. schicken könnten, so würde ich es für eine rechte Freundschaft ansehn: und Sie haben mir ja gesagt, daß Sie vom Octav. noch nichts von meiner Schuld einrechnen wollten: es macht freilich vielleicht 2 oder 3 Louis Unterschied, indessen thun Sie es doch, wenn es Ihnen möglich ist, denn ich habe hier noch gar zu viel auszugeben.
Sie wollen das Buch über Shak. erst später; es mag sein, indessen biete ich Ihnen gern noch etwas an, theils um bei Ihnen etwas zu verlegen, theils um meine Schuld sobald als möglich etwas zu verringern, hauptsächlich aber, weil die innigste Liebe mich dazu treibt, nehmlich zur Verjüngung des Heldenbuchs, . . . ; ich verlange für diese Arbeit, eben weil ich sie aus Liebe thue, nur Einen Frdor. für den Bogen, eng gedruckt, denn es müssen 32 Verse auf einer Seite stehn, dann beträgt das Werk einige 30 Bogen: ich denke zugleich einige noch nie gedruckte Sachen aus den Mscpt. der hiesigen Bibliothek dazu zu erhalten. Alles dies, besonders aber das Lezte, bleibt jezt noch ein Geheimniß, sagen Sie Niemand davon; ich habe Ihnen diesen Plan mitgetheilt, weil Sie ihn vielleicht annehmlich finden. Die Gedichte sind meisterhaft, bedürfen aber einer Verjüngung, weil vieles unverständlich ist. Antworten Sie mir hierauf recht bald bestimmt; die Arbeit macht mir Mühe, aber ich fodre nur wenig, nur um diese leichter durchzusetzen, und damit der Buchhändler im Stande ist, keinen zu theuren Preiß zu machen, denn es muß ein rechtes populäres Lesebuch werden, und fänden Sie nachher, daß Sie großen Vortheil daran hätten, so ließe sich noch weiter davon bei einer neuen Auflage sprechen: ich erbiete mich zugleich, mir von diesem Werke die Hälfte des Honorars abziehn zu lassen, und Neujahr könnten Sie das ganze Mscpt. haben.
Fr. Schlegel wird Ihnen einige Bücher nennen, die ich für mich auszunehmen bitte, und die mir jetzt ganz unentbehrlich sind.
Der Ihrige
L. T.
Metadata Concerning Header
  • Date: [vor dem 20. Mai 1802]
  • Sender: Ludwig Tieck ·
  • Recipient: Carl Friedrich Ernst Frommann ·
  • Place of Dispatch: Dresden · ·
  • Place of Destination: Leipzig · ·
  • Notations:
Printed Text
  • Bibliography: Letters of Ludwig Tieck. Hitherto Unpublished. 1792‒1853. Collected and edited by Edwin H. Zeydel, Percy Matenko, Robert Herndon Fife. New York; London 1937, S. 37‒38.
Language
  • English
  • German

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