Ihr freundschaftliches Andenken hat mich außerordentlich gefreut, so wie d[er] Vorschlag, den Sie mir gethan haben, und Sie müssen mich entschuldigen, daß ich Ihnen nicht gleich auf Ihren Brief geantwortet habe, und es auch nur jezt kurz und eilig thun kann. Die Sache in Frank. mag verwickelt genug sein, indessen ist es von je an zu sehr mein Wunsch gewesen, gerade eine solche Stelle zu verwalten, daß ich es gewiß gern übernehme, und meine Kräffte und mein Glück versuche. Wenn Sie etwas darüber erfahren, was mich interessiren kann, so sein Sie doch so gut, mir darüber zu schreiben. Ich bitte Sie aber, ehe sich die Sache entschieden hat, eben mit Niemand anders, den es nicht angeht, darüber zu sprechen, auch ersuche ich meine Freundinn, Mad. Veit, darum; sie wissen selbst, was es gleich für Klatschereien unter dem Volke giebt.–Ihren 2tn Th. d. Godwi habe ich in diesen Tagen gelesen, und Sie müssen mir glauben, wenn ich Ihnen ganz offen bekenne, daß mir vieles, recht vieles darinn eine außerordentliche Freude gemacht hat; Sie haben einigemal den Ton der alten Romanze gar schön ergriffen, die Mutter mit dem vergifteten Kinde ist so einfach und doch ergreifend, in dem Cyparissus und Phöbus sind sehr reizende Klänge, so wie an vielen Stellen: nur gesteh ich Ihnen eben so offenherzig meinen Wunsch, daß Sie einmal Ihr Talent auf einen Punkt koncentriren, und eine gewisse Hitze, die Sie in d[er] Darstellung stört, beruhigen möchten, so kann es Ihnen gewiß nicht fehlen, wenn Sie nach einem Plane arbeiten, etwas recht Schönes und Originelles zu liefern.–Sie verzeihen mir meine vielleicht unberufene Kritik, ich würde gar nicht darauf gekommen sein, wenn mir dieses seltsame Buch nicht eine bestimmte Ueberzeugung von einem sehr schönen Talente gegeben hätte, das sich jezt selber sucht. Ich wünschte, mündlich mit Ihnen weitläuftiger darüber sein zu können. Leben Sie wohl, und erhalten Sie im fernen Ihr freundschaftliches Angedenken
D[er] Ihrige,
L. Tieck.
D[er] Ihrige,
L. Tieck.