Weissenfels, d. 16ten Juny 1801.
Endlich, lieber Tiek, kann ich Ihnen schreiben, und das Versprochene schikken. – Mein Schicksal ändert noch nicht den seltsamen Gang, und ich kann nur um treuen Muth und Ergebung bitten, daß ich selbst nicht untergehe, auf dem stürmischen Meere, wo ich unter lauter Trümmern mich nur mit Mühe aufrecht erhalte; aber, Gott sey Dank, ich habe mehr Kraft und Stärke, als ich selbst glaubte, und ich kann heiter seyn, und andern noch Trost und Hoffnung zusprechen. – Wundervoller und plözlicher werden wenig Menschen mündig und frey gesprochen, als ich; und nur Hülfe von oben herab, konnte mir dauernden Muth geben, nicht zu versinken auf immer in diesen bunten Getümmel. Mir ist schon oft zu Muthe gewesen, als könnte es nun nicht länger währen; als müßte ein Engel herabkommen und uns wekken aus dem düstern, traurigen Traum; aber der Engel ist ja schon da, es liegt nur an uns, ihn aus uns selbst hervorgehn zu lassen. – Die Stütze des Harfners Augustin ist uns sehr angemessen; Mit dieser Ueberzeugung wären wir Alle auf einmal frey. – Meine Schwester Sidonie ist sehr krank; Auch Julie lag gefährlich; doch geht es mit der leztern wenigstens etwas besser; ich darf nicht thun, als nähme ich Antheil daran; Bey uns ist natürlich stille Trauer, und im ganzen Hause fürchtet jeder einen neuen Verlust; Keiner will den andern seine trüben Ahndungen merken lassen, und doch wird nur das Gespräch der Erinnerung gewidmet; – ich war selbst krank, und bin es zum Theil noch, und hatte mich lange für das Zusammentreffen der ganzen Familie gefürchtet; und nun da Alles noch schlimmer geht, nun kann ich den Andern Ruhe und Heiterkeit zeigen, und sie bedürfen meiner, um sich nicht ganz dem Trübsinn zu überlassen. – Sagen Sie nichts in Dresden von Juliens Krankheit; Ihre Anverwandten mögten es zur unrechten Zeit erfahren. – Andurch erhalten Sie die versprochene Fortsetzung von Heinrich; ich hatte mich in der Bogen Zahl, sowie auch in der Zahl der geistlichen Gedichte geirrt; Ich habe diese 2 Bogen, und besonders das Gedicht mit tiefer Andacht gelesen. – Wenn Sie fertig sind, bitte ich mir das Manuscript wieder aus; eine Abschrift will ich Ihnen dann geben. – Von seinen andern Papieren schikke ich Fr. Schl. nächstens einiges von den leztern Aufsätzen, aber mit vieler Auswahl; Sie mein guter Tiek sollen sie ohne Auswahl haben; Sie würden gewiß meine Gründe billigen. – Zugleich erhalten Sie einige Gedichte von mir; die 3 geistlichen sind ganz nach der Zeit Ordnung aufgeschrieben; sie sind das lezte vollständige, was ich gemacht habe; Jezt nur fange ich an, wieder an Arbeiten und Pläne zu denken; davon mündlich mehr; ich sehe Sie gewiß noch dies Jahr, die 3 andern Gedichte sind schon früher gemacht; das eine, sind meine ersten Stanzen, und bedürften freilich noch mancher Ausbesserung; Ihr ächtes Urtheil versagen Sie mir gewiß nicht; In Ihnen mein guter lieber Tiek höre ich meinen Friz; Herzliches Lebewohl.
Ihr
Carl Hardenberg.
N. S.
Ihre liebe Frau und Schwägerin grüßen Sie bestens; Was meynt die Leztere zu dem Vorschlag, Friz zu mahlen? – Das 1ste Buch von meinem Roman sollen Sie bei Gelegenheit erhalten. – Ich nehme jetzt meinen Abschied; schon in diesen Tagen; Was dann aus mir wird, ist noch nicht ganz bestimmt; Wahrscheinlich Oekonom, oder Forstmann; mir ist am Ende jeder Stand recht; Nur muß ich jezt eine Lage wählen, wo ich im Anfange viel zu thun, und doch auch Gelegenheit meine Gesundheit zu schonen, habe. – Wie geht es mit Ihrer Gesundheit? Grüßen Sie die Ernst.
Zum 1sten July gehe ich ins Bad nach Liebenstein; adressiren Sie aber nur an mich hierher.
Haben Sie doch die Güte, mir Ihre Wohnung zu bezeichnen.
Endlich, lieber Tiek, kann ich Ihnen schreiben, und das Versprochene schikken. – Mein Schicksal ändert noch nicht den seltsamen Gang, und ich kann nur um treuen Muth und Ergebung bitten, daß ich selbst nicht untergehe, auf dem stürmischen Meere, wo ich unter lauter Trümmern mich nur mit Mühe aufrecht erhalte; aber, Gott sey Dank, ich habe mehr Kraft und Stärke, als ich selbst glaubte, und ich kann heiter seyn, und andern noch Trost und Hoffnung zusprechen. – Wundervoller und plözlicher werden wenig Menschen mündig und frey gesprochen, als ich; und nur Hülfe von oben herab, konnte mir dauernden Muth geben, nicht zu versinken auf immer in diesen bunten Getümmel. Mir ist schon oft zu Muthe gewesen, als könnte es nun nicht länger währen; als müßte ein Engel herabkommen und uns wekken aus dem düstern, traurigen Traum; aber der Engel ist ja schon da, es liegt nur an uns, ihn aus uns selbst hervorgehn zu lassen. – Die Stütze des Harfners Augustin ist uns sehr angemessen; Mit dieser Ueberzeugung wären wir Alle auf einmal frey. – Meine Schwester Sidonie ist sehr krank; Auch Julie lag gefährlich; doch geht es mit der leztern wenigstens etwas besser; ich darf nicht thun, als nähme ich Antheil daran; Bey uns ist natürlich stille Trauer, und im ganzen Hause fürchtet jeder einen neuen Verlust; Keiner will den andern seine trüben Ahndungen merken lassen, und doch wird nur das Gespräch der Erinnerung gewidmet; – ich war selbst krank, und bin es zum Theil noch, und hatte mich lange für das Zusammentreffen der ganzen Familie gefürchtet; und nun da Alles noch schlimmer geht, nun kann ich den Andern Ruhe und Heiterkeit zeigen, und sie bedürfen meiner, um sich nicht ganz dem Trübsinn zu überlassen. – Sagen Sie nichts in Dresden von Juliens Krankheit; Ihre Anverwandten mögten es zur unrechten Zeit erfahren. – Andurch erhalten Sie die versprochene Fortsetzung von Heinrich; ich hatte mich in der Bogen Zahl, sowie auch in der Zahl der geistlichen Gedichte geirrt; Ich habe diese 2 Bogen, und besonders das Gedicht mit tiefer Andacht gelesen. – Wenn Sie fertig sind, bitte ich mir das Manuscript wieder aus; eine Abschrift will ich Ihnen dann geben. – Von seinen andern Papieren schikke ich Fr. Schl. nächstens einiges von den leztern Aufsätzen, aber mit vieler Auswahl; Sie mein guter Tiek sollen sie ohne Auswahl haben; Sie würden gewiß meine Gründe billigen. – Zugleich erhalten Sie einige Gedichte von mir; die 3 geistlichen sind ganz nach der Zeit Ordnung aufgeschrieben; sie sind das lezte vollständige, was ich gemacht habe; Jezt nur fange ich an, wieder an Arbeiten und Pläne zu denken; davon mündlich mehr; ich sehe Sie gewiß noch dies Jahr, die 3 andern Gedichte sind schon früher gemacht; das eine, sind meine ersten Stanzen, und bedürften freilich noch mancher Ausbesserung; Ihr ächtes Urtheil versagen Sie mir gewiß nicht; In Ihnen mein guter lieber Tiek höre ich meinen Friz; Herzliches Lebewohl.
Ihr
Carl Hardenberg.
N. S.
Ihre liebe Frau und Schwägerin grüßen Sie bestens; Was meynt die Leztere zu dem Vorschlag, Friz zu mahlen? – Das 1ste Buch von meinem Roman sollen Sie bei Gelegenheit erhalten. – Ich nehme jetzt meinen Abschied; schon in diesen Tagen; Was dann aus mir wird, ist noch nicht ganz bestimmt; Wahrscheinlich Oekonom, oder Forstmann; mir ist am Ende jeder Stand recht; Nur muß ich jezt eine Lage wählen, wo ich im Anfange viel zu thun, und doch auch Gelegenheit meine Gesundheit zu schonen, habe. – Wie geht es mit Ihrer Gesundheit? Grüßen Sie die Ernst.
Zum 1sten July gehe ich ins Bad nach Liebenstein; adressiren Sie aber nur an mich hierher.
Haben Sie doch die Güte, mir Ihre Wohnung zu bezeichnen.