Meiningen, d. 18ten Januar 1802.
Ihren Brief vom 26ten Dezbr. erhielt ich in den ersten Tagen meines Glücks, da ich meine Caroline ganz mein nennen konnte, und sie zum 1sten Mal als mein liebes Weib umarmte; Sie können denken, wie unendlich werth mir nun des Freundes Gruß war, da ich mich ohnehin so lange nach einem Brief von Ihnen gesehnt hatte; – doch zuerst die herzliche Bitte, alle Entschuldigung wegen Nichtschreibens, oder verzögerter Beantwortung auf immer aus unserer Correspondenz zu verbannen; Freundschaft, wie die unsrige, ist nicht an Buchstaben gebunden: unsere Seelen sind inniger, als durch Briefe verbunden; die Freunde meines ewig geliebten Friz, sind für mich ein Vermächtniß für die Ewigkeit, und wohl mir, wenn Sie einen Theil Ihrer Freundschaft für den Verklärten, auf mich übertragen; doch, auch davon bin ich bey Ihnen, lieber Tiek, den ich den ersten seiner Freunde nennen kann, überzeugt; also dies Capitel wäre geschlossen. – Wie seltsam ich in den ersten Tagen des völligen Besitzes meines lieben, lieben Weibes gestimmt war, kann ich nicht ausdrükken; in meinem Innern wogte Alles in wilder Verwirrung; die trübe Vergangenheit, und freudige Gegenwart beengten mich auf eine wunderliche Weise; das Schicksal hatte mich mit so eiserner Hand angegriffen, daß ich es nicht begreifen konnte, wie mich auf einmal so milde Frühlingsluft anwehte, und ich wie durch einen Zauberschlag aus tiefer Nacht, in den himmlischen Glanz eines neuen Morgens versezt war. – Erwacht bin ich jezt zu frischem Leben und Thätigkeit, und dankbar bin ich wenigstens für diese köstlichen Augenblikke; die Erde mit ihren Bewohnern ist mir nicht mehr fremd, und ich gehe wieder mit neuem Muthe dem bunten Labyrinthe entgegen. – Der 1ste Januar war mein Hochzeits-Tag; mein guter Vater überraschte uns den Tag zuvor; meine Zufriedenheit stärkt auch meine guten, so tief gebeugten Eltern; den herzlichen Dank für ihr Andenken an sie. – Meine wenigen Gedichte sind ganz zu Ihrer Disposition lieber Tiek, nur bitte ich den Namen Rostorf nicht zu vergessen; der Name wäre mir gleichgültig, aber mein guter Friz hat mir selbigen noch gegeben; Alles, was Sie daran ändern, ist mir Recht; Sie guter Tiek sind und werden mein Führer auf dem Wege der Poesie, der ich ewig treu bin, bleiben; – Mit den Gedichten in dem Musen-Almanach haben Sie mir viel Freude gemacht, und neue Lust ins Herz gebracht; und ich freue mich, sehr bald wieder etwas von Ihnen zu lesen; Jezt habe ich zwar keine fertigen Gedichte, aber vielleicht kann ich Ihnen bald einige zusenden; ich habe wieder zu arbeiten angefangen, und denke vor der Messe noch etwas Ganzes fertig zu liefern. – Von den Mspt. unsers Friz kann ich Ihnen nur jezt die beykommenden geistlichen Gedichte senden; das übrige muß bis auf meine Rükkunft nach Weissenfels beruhen, und leider kann ich vor Ende Februars nicht dahin kommen; dann denke ich Fr. Schl. dort zu sehen, und die Auswahl zu machen; Ueber die Lehrlinge bin ich wirklich in Sorge, doch können sich selbige wohl noch bey den Mscpt. in Weissenfels finden; Ihnen beyden bleibt ohne Frage ganz allein die Auswahl und Redaktion.
Meine Frau grüßt Sie und Ihre liebe Frau sehr herzlich, und freut sich unendlich auf Ihre Bekanntschaft, Ihre Schwägerin, die Ernst und Dora Stok bitte ich von mir bestens zu grüßen; ich versetze mich oft in den Zirkel meiner geliebten Freunde. – Ueber Jean Paul, der hier hauset, hätte ich Ihnen noch manches närrische zu schreiben; aber er verliert nachgerade das Intressante, und die Post eilt; Leben Sie wohl, theurer bester Freund; Habe ich zur Oster-Messe vielleicht Hoffnung, Sie in Leipzig zu sehen? Auf immer
Ihr
Carl.
Die Manuscpt. darf ich mir wohl zurück erbitten.
Ihren Brief vom 26ten Dezbr. erhielt ich in den ersten Tagen meines Glücks, da ich meine Caroline ganz mein nennen konnte, und sie zum 1sten Mal als mein liebes Weib umarmte; Sie können denken, wie unendlich werth mir nun des Freundes Gruß war, da ich mich ohnehin so lange nach einem Brief von Ihnen gesehnt hatte; – doch zuerst die herzliche Bitte, alle Entschuldigung wegen Nichtschreibens, oder verzögerter Beantwortung auf immer aus unserer Correspondenz zu verbannen; Freundschaft, wie die unsrige, ist nicht an Buchstaben gebunden: unsere Seelen sind inniger, als durch Briefe verbunden; die Freunde meines ewig geliebten Friz, sind für mich ein Vermächtniß für die Ewigkeit, und wohl mir, wenn Sie einen Theil Ihrer Freundschaft für den Verklärten, auf mich übertragen; doch, auch davon bin ich bey Ihnen, lieber Tiek, den ich den ersten seiner Freunde nennen kann, überzeugt; also dies Capitel wäre geschlossen. – Wie seltsam ich in den ersten Tagen des völligen Besitzes meines lieben, lieben Weibes gestimmt war, kann ich nicht ausdrükken; in meinem Innern wogte Alles in wilder Verwirrung; die trübe Vergangenheit, und freudige Gegenwart beengten mich auf eine wunderliche Weise; das Schicksal hatte mich mit so eiserner Hand angegriffen, daß ich es nicht begreifen konnte, wie mich auf einmal so milde Frühlingsluft anwehte, und ich wie durch einen Zauberschlag aus tiefer Nacht, in den himmlischen Glanz eines neuen Morgens versezt war. – Erwacht bin ich jezt zu frischem Leben und Thätigkeit, und dankbar bin ich wenigstens für diese köstlichen Augenblikke; die Erde mit ihren Bewohnern ist mir nicht mehr fremd, und ich gehe wieder mit neuem Muthe dem bunten Labyrinthe entgegen. – Der 1ste Januar war mein Hochzeits-Tag; mein guter Vater überraschte uns den Tag zuvor; meine Zufriedenheit stärkt auch meine guten, so tief gebeugten Eltern; den herzlichen Dank für ihr Andenken an sie. – Meine wenigen Gedichte sind ganz zu Ihrer Disposition lieber Tiek, nur bitte ich den Namen Rostorf nicht zu vergessen; der Name wäre mir gleichgültig, aber mein guter Friz hat mir selbigen noch gegeben; Alles, was Sie daran ändern, ist mir Recht; Sie guter Tiek sind und werden mein Führer auf dem Wege der Poesie, der ich ewig treu bin, bleiben; – Mit den Gedichten in dem Musen-Almanach haben Sie mir viel Freude gemacht, und neue Lust ins Herz gebracht; und ich freue mich, sehr bald wieder etwas von Ihnen zu lesen; Jezt habe ich zwar keine fertigen Gedichte, aber vielleicht kann ich Ihnen bald einige zusenden; ich habe wieder zu arbeiten angefangen, und denke vor der Messe noch etwas Ganzes fertig zu liefern. – Von den Mspt. unsers Friz kann ich Ihnen nur jezt die beykommenden geistlichen Gedichte senden; das übrige muß bis auf meine Rükkunft nach Weissenfels beruhen, und leider kann ich vor Ende Februars nicht dahin kommen; dann denke ich Fr. Schl. dort zu sehen, und die Auswahl zu machen; Ueber die Lehrlinge bin ich wirklich in Sorge, doch können sich selbige wohl noch bey den Mscpt. in Weissenfels finden; Ihnen beyden bleibt ohne Frage ganz allein die Auswahl und Redaktion.
Meine Frau grüßt Sie und Ihre liebe Frau sehr herzlich, und freut sich unendlich auf Ihre Bekanntschaft, Ihre Schwägerin, die Ernst und Dora Stok bitte ich von mir bestens zu grüßen; ich versetze mich oft in den Zirkel meiner geliebten Freunde. – Ueber Jean Paul, der hier hauset, hätte ich Ihnen noch manches närrische zu schreiben; aber er verliert nachgerade das Intressante, und die Post eilt; Leben Sie wohl, theurer bester Freund; Habe ich zur Oster-Messe vielleicht Hoffnung, Sie in Leipzig zu sehen? Auf immer
Ihr
Carl.
Die Manuscpt. darf ich mir wohl zurück erbitten.