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Friedrich Rochlitz to Ludwig Tieck TEI-Logo

Leipzig d. 23ten Dec. 1801.
Sie haben in dem Buche, Phantasieen über die Kunst ec. so tief und schön über Musik geschrieben, daß ich mit immer neuem Genuß, und immer herzlicherem Dank gegen Sie, zu seiner Lektüre zurückkehre. Schon längst würde ich Ihnen deshalb geschrieben haben, was ich jetzt schreibe, wenn ich, wie jetzt, den bestimmten Auftrag dazu gehabt hätte. Ich ersuche Sie nehmlich im Namen der Redaktion der musikal. Zeitung, wenn Sie etwas über Musik geschrieben haben oder schreiben, es ihr für ihr Institut gefälligst mitzutheilen. Es bleibt Ihnen der weitere Gebrauch solcher Aufsätze; nur würden Sie dieselben nicht zum Schaden der Zeitung allzuzeitig – wenigstens nicht unter einem Jahre nach dem ersten Abdruck – nochmals herausgeben. Die Redaktion bietet Ihnen für den Bogen des gewöhnlichen Drucks der Zeitung zehn Thaler Honorar, und würde gern mehr bieten, wenn das, denn doch nur ein beschränktes Publikum interessirende Institut irgend einem Mitarbeiter mehr geben könnte.
Der Buchhändler Herr Härtel (Breitkopf und Härtel) hat die Auszahlung. Verstattet es die Sache selbst, so werden Sie wie wir Alle, die wir an diesem Institut Theil nehmen, bei der Form Ihrer zu hoffenden Beiträge daran denken, daß bei weitem der größte Theil der Musiker und Musikliebhaber wohl Menschen von Geist und Sinn seyn mögen, aber nicht Menschen von tiefer, wissenschaftlicher Bildung; auch daran, daß ein seiner Länge wegen in mehrere Stücke zu theilender Aufsatz, durch solches Zerstückeln verlieren muß.
Ich sage Ihnen das alles so gerade hin, weil ich jedem Manne, den ich nicht kenne, mit Offenheit und Vertrauen entgegen gehe; wie viel mehr Ihnen, von dem ich so viel Vortreffliches weiß.
Lassen Sie mich noch diese Gelegenheit benutzen, Sie von meiner aufrichtigen Hochachtung zu versichern, und Ihnen für die wahre Herzensfreude zu danken, die Sie auch mir durch Ihre Arbeiten, – auch kürzlich erst durch verschiedene Ihrer Gedichte im Musenalmanach bei Cotta, – gemacht haben, und noch gar oft machen werden. Kann ich Ihnen auch nichts seyn, als ein Punkt in der langen, leider schwankenden Linie, die man das Publikum nennt, so besteht doch eine Linie aus Punkten.
Friedr. Rochlitz.
Metadata Concerning Header
  • Date: Mittwoch, 23. Dezember 1801
  • Sender: Friedrich Rochlitz ·
  • Recipient: Ludwig Tieck ·
  • Place of Dispatch: Leipzig · ·
  • Place of Destination: Dresden · ·
  • Notations:
Printed Text
  • Bibliography: Briefe an Ludwig Tieck. Ausgewählt und hrsg. von Karl von Holtei. Band 3. Breslau 1864, S. 172–174.

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