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August Wilhelm von Schlegel to Friedrich Schleiermacher

[1] J. d. 7 Jul 1800
Hier ist endlich mein Entwurf, werthester Freund, dem ich Ihren Beyfall wünsche. Hat er ihn im Ganzen, so adoptiren Sie ihn auch im Ganzen, bedenken Sie, daß unter gescheidten Männern, und die das Gute ernstlich wollen, sich nachher hundert Dinge von selbst finden, und daß wir die Zeit jetzt nicht mit discutiren verlieren müssen. Haben Sie über und gegen einzelnes Erinnerungen zu machen, so seyn Sie so gütig sie mir auf einem eignen Blatt zu notiren. Das Exemplar des Entwurfs behalten Sie dort. Obige Bitten gelten Bernhardi zugleich mit, dem Sie ihn mittheilen werden. Ist Tieck noch in Berlin, so könnte er ihn auch gleich lesen, zwar weiß er fast alles schon, und die offizielle Vorlegung ist also nur eine Förmlichkeit. Mein Bruder hat den Entwurf schon sanctionirt, das meiste war auch gemeinschaftlich mit ihm überlegt. An Schelling habe ich nun auch geschrieben und geschickt und erwarte die Antworten von sämtlichen Freunden. Sind sie eingelaufen, so lege ich nun alles Cotta vor und dringe auf [2] seinen Entschluß. Werden wir mit ihm nicht einig, so werde ich demnächst Vorschläge über die Wahl eines andern Verlegers thun. Unter 3 Louisd’or möchte ich nicht gern den Handel eingehen: ich sehe nicht warum man sich sacrifiziren soll. Die Aussichten zum Frieden, die vielleicht bald näher rücken, werden auch die Sache begünstigen.
Wenn Sie sonst keine Einwendung gegen die Nennung der Reden über die Religion in der Einleitung statt Ihres Namens haben, als daß das Buch nicht bekannt genug sey, so fällt diese von selbst weg; ich versichre Sie, daß es Sensation gemacht, wo ich nur hingehört, noch neulich geschah mir aus Schlesien von Neubeck eine Anfrage deswegen. Daß es noch nicht in großer Zahl verkauft worden, beweist dagegen nichts. Wer weiß aber, Sie schreiben noch vor Anfang des Instituts ein Buch mit ihrem Namen. Mit der Anonymität, das lassen Sie nicht dauern – ich glaube es würde mir auch schlecht gelingen.
Über die Bambocciaden konnten wir keine Notiz machen, weil wir sie nicht haben und hier in keinem Buchlaaden bekommen können. Sie hätten erst von Leipzig verschrieben werden müssen, wozu bey der Eile des Drucks die Zeit zu kurz fallen würde. Überdieß hoffte ich [3] sie sollten von Bernhardi noch ankommen. Aus dem Gedächtniß mochte ich es nicht unternehmen. Tieck hat darin ein weit besseres als ich, ich habe ihn auch kurz darauf, nachdem wir sie auf einen oder zwey Tage gehabt, dazu aufgefodert, er war aber nicht dazu zu bringen. Ist er jetzt in Berlin so habt ihr [ihn] in der Klemme, und könnt ihm noch geschwind ein paar geistreiche Zeilen abdringen. Laßt sie ihn aber alsdann chiffriren, weil dießmal alles fremde bezeichnet wird. Vielleicht ist es aber auch schon mit dem Druck zu weit. Entschuldigen Sie uns bey Bernhardi.
Die Idee über Schütz und Schelling scheint mir sehr gut und es ist vielleicht besser daß sie an einem andern Ort ausgeführt wird als im Athenäum, weil wir doch zu sehr Partey sind. Könnte es nicht im Archiv geschehen, da dieß doch einmal so revolutionirt ist? Etwa in Form eines Briefes an Bernhardi, dem literarischen Artikel beigefügt werden?
Das über Bürger soll in die Charakteristiken und Kritiken von A. W. und Fr. Schlegel (unsre älteren kritischen Aufsätze, Recensionen pp mit einigen neuen Sachen vermehrt) kommen. – Der Wieland bleibt für die Jahrbücher, ich denke [4] ihm mit der Zeit den Klopstock nachfolgen zu lassen, und da ich mit diesem heroischen Beyspiel von Selbstverläugnung vorgehe, so hoffe ich, Sie werden mit dem Reinhold nachfolgen.
Die exoterischen Mitglieder die im Vorschlage sind: Steffens, Ritter, Heindorf, und in der Geschichte, wo es am meisten fehlt, Dr. Meyer, Verfasser des Faustrechts. Friedrich und Tieck haben ihn persönlich kennen gelernt, und machen etwas aus ihm, es ist schon viel daß er sich ungeachtet seiner engen Connexion mit Herder an uns anschließen will. Friedrich meynt dieser süßliche Umgang sey ihm nur nachtheilig, könne man ihn davon ablenken, so möchte noch etwas rechtes aus ihm werden. – Überhaupt ist das Historische in Deutschland schlecht bestellt. Wissen Sie einen bessern?
Von ältern Gelehrten haben wir für jetzt in Vorschlag Dr. Anton, und Röschlaub. Jener ist ein großer Sprachkenner und fleißiger Geschichtforscher, einer von den wenigen Gelehrten in Deutschland, die ganz unabhängig aus Liebe zur Sache ihre Studien treiben. Ich bin mit ihm in Correspondenz. – Nach dem was ich über Röschlaubs Gesinnungen in Ansehung unser höre, wird er sehr geneigt dazu seyn.
[5] Bey der Allgemeinen Literatur Zeitung ist nun Griesbach nominaliter für Hufeland als Redacteur eingetreten. Die Arbeit wird wohl Ersch verrichten, welches einen guten Anhang zu meinem geschwänzten Sonett abgeben könnte daß sie nemlich Ärschlings zum Teufel gehen.
Haben Sie die Gigantomachia gesehen? Es soll eine Teufeley seyn, ist aber nicht recht eingeteufelt. Ich hin von dem Autor (der unstreitig Falk ist) aus alter Dankbarkeit ziemlich geschont, hingegen ist er niemandem so auf den Leib gesteuert wie Tiecken, von dem er doch in Wortspielen und sonst augenscheinlich einiges gelernt hat.
Ich habe eine Privatteufeley auf meine eigne Hand im Sinne, wovon ich aber nichts weiter sagen will bis sie realisirt ist. Es ist noch nicht aller Tage Abend, und es wird noch manchesmal in der Welt gelacht werden.
Was sagen Sie vom ökonomischen Princip in der Sammlung von Goethe’s Gedichten? Das ist ja Blasphemie. Die wieder gedruckten Sachen machen ja nur ein paar Blätter aus, es sind alles Romanzen, so viel ich weiß, er hat sie mit hineingenommen um alles bey[6]sammen zu haben, was er in dieser Gattung gedichtet. Mir war dieses rapprochement erstaunlich werth. Man sieht wie er schon so früh den Begriff der Gattung rein gefaßt, und ihn nur nachher erhöht und erweitert. – Er ist jetzt sehr in Geschäften und Zerstreuungen, in Schillers nächstem Almanach und auch sonst ist wohl fürs erste nichts von ihm zu hoffen.
Leben Sie recht wohl. Ihr
AWS.
Ich weiß nicht ob es erinnert worden, daß im Spanischen das ñ niemals mit nn darf vertauscht werden.

Die hauptsächlichsten Fehler der bis jetzt bestehenden recensierenden Zeitschriften sind: Mangel an unparteilicher und rücksichtsloser Schärfe der Kritik; große Ungleichheit in dem Maßstabe der Beurtheilung, weil die Mitarbeiter auf äußerst verschiednen Punkten der Fähigkeit und Ausbildung stehen; allzu langes Verweilen bei dem Mittelmäßigen und Schlechten, und zu kurze Abfertigung oder gänzliche Uebergehung des Wichtigen und Vortrefflichen; Ungleichheit in der Zeit der Beurtheilung, indem einiges sogleich nach seiner Erscheinung angezeigt wird, andres erst Jahre nachher, wenn schon das ganze Verhältniß des Werkes zu dem bis dahin Geleisteten verändert ist; Zufälligkeit der Anordnung, oder vielmehr absichtliche Zerstückelung, und Vermeidung einer solchen, die irgend eine Uebersicht gewährte; endlich Einförmigkeit, Trockenheit und Geistlosigkeit in der Form oder Unform des Vortrags.
Hiezu kommt noch bei solchen gelehrten Zeitungen, die auf Allgemeinheit ausdrücklich oder durch die That Anspruch machen: daß sie erstlich diesem Versprechen keine Genüge leisten können, weil sie den Begriff der Litteratur so materiell nehmen, daß sie darunter alles Gedruckte verstehen; daß sie, wenn sie es auch könnten, doch nur ein zweckloses Aggregat von Dingen sein würden, die unter sich in keinem wahren Zusammenhange stehen; daß sie bei ihrer jetzigen Unvollständigkeit obendrein für ihre einzelnen Leser nur einem kleinen Theile nach brauchbar sind, indem sie eine Menge Berichte über Kenntnisse enthalten, die bloß zu einem bedingten speciellen Zwecke dienen, welche der, welcher sich nicht diesem Fache gewidmet, als ihm unverständlich und uninteressant überschlägt, und der Gelehrte von Profession in denselben nicht befriedigend findet, und daher lieber in einem besondern Journal für sein Fach aufsucht.
An einem Theil obiger Mängel ist schon die Form gelehrter „Zeitungen“ schuld, welche blindlings und ohne Zweck von den politischen Zeitungen entlehnt ist, da die Begebenheiten in der litterarischen Welt ja nicht wie die eines Feldzuges Tageweise vorgehen, und wenn dieß auch wäre, doch nicht wie Neuigkeiten am nächsten Tage berichtet werden können. Diese Form mußte also zuvörderst aufgegeben und eine entgegengesetzte gewählt werden. Auch die Erscheinung auf Monate festzusetzen, wäre mißlich, da Arbeiten, die oft weitläuftige Studien erfordern, nicht in so eng bestimmten Zeiträumen gefertigt werden können. Es würde daher am besten sein, das Wort „Journal“ zu vermeiden, und die Erscheinung in einem oder mehren Bänden von Messe zu Messe fortgehen zu lassen. Ich schlage zum Titel vor:
Jahrbücher der Wißenschaft und Kunst für Deutschland.
Hiedurch würde die Absicht angedeutet, die Zeit fortdauernd in ihren wißenschaftlichen und künstlerischen Fortschritten zu begleiten, ohne eine pragmatische, zu Einem vollständigen Zusammenhange verarbeitete Geschichte, die erst hinterdrein möglich wird, zu versprechen, indem es das Geschäft von Jahrbüchern ist, jede merkwürdige Erscheinung aufzuzeichnen, und ihr Verhältniß zu den vorhergehenden, gleichzeitigen und künftigen aufzuklären, also einer eigentlichen Geschichte vorzuarbeiten. Die Ausdrücke: „Wißenschaft und Kunst“ würden den Umfang des Instituts deutlicher begränzen, als das unbestimmte Wort „Litteratur“, so wie auch das „für Deutschland“ sogleich mit anzeigte, daß ausländische Werke nicht ausgeschloßen sind, aber daß nur dasjenige davon beurtheilt werden soll, was auf den Gang der Wißenschaft und Kunst in Deutschland Einfluß zu haben vermag und verdient, oder vermittelst dessen wir allgemeine Parallelen des Zustandes und Geistes unserer mit der Litteratur der Ausländer anstellen können.
Vollständigkeit können wir unmöglich nach der Zahl der gedruckten Bücher und dem Meßverzeichnisse beabsichtigen. Die unbedeutende Schlechtheit betrachten wir als gar nicht vorhanden, und greifen das Irrige und Geschmackwidrige nur in solchen Schriften an, die durch andre Eigenschaften blenden können, oder ein gewisses Ansehen und Beifall genießen.
Eben so soll die Allgemeinheit, die wir suchen, nur darin bestehen, daß wir dasjenige umfaßen, was wirklich einen gemeinschaftlichen Mittelpunkt hat, also was den Menschen als Menschen interessiert, und einen integrierenden Theil der gesammten höheren Geistesbildung ausmacht. Hiedurch sind also ausgeschloßen alle Bücher, die bloß empirische Data oder positive Sätze, ohne Beziehung auf ein System oder Herleitung aus Principien zusammentragen, ingleichen alle bloß technischen Kenntnisse, die lediglich durch ihre Verwendung zu einem bedingten Zwecke einen Werth erhalten.
Unsre Gegenstände würden also folgende sein:
1) Philosophie in ihrem weitesten Umfange.
2) Naturwißenschaft. Da alle Naturbeobachtung, die den Namen verdienen kann, zu allgemeinen Naturgesetzen hinstrebt, und die Spekulation über die Natur ihre Sätze bis in die speciellste Erfahrung hinein bewährt wißen will, so würde sich die Kritik sowohl über empirische als spekulative Physik verbreiten müßen, und es könnte nicht leicht zu viel in diesem Fache geschehen, da das Interesse des Zeitalters so vorzüglich darauf gerichtet ist.
Was von der Mathematik zu erwähnen wäre, wird entweder ihre reale Gültigkeit und ihre Methode in philosophischer Hinsicht, oder ihre Anwendung auf Physik betreffen, und unter eines der beiden Fächer gebracht werden können.
3) Von der Geschichte dasjenige, was durch seinen Inhalt oder durch seine Form unmittelbaren Werth und Interesse hat, und diese nicht erst durch äußerliche Brauchbarkeit erhält: also alles zur Geschichte der Menschheit gehörige, dann historische Kunstwerke.
4) Von der Philologie: philosophische Grammatik und Beurtheilung der einzelnen Sprachen nach Principien derselben, philologische Kritik und Auslegungskunst.
Das Studium des klassischen Alterthums fällt unter die beiden vorhergehenden Rubriken, deren Bestimmung ausweist, was davon hier behandelt werden soll. Nur in so fern sein Inhalt einen Theil der Kulturgeschichte ausmacht, gehört es in das historische Fach; seine Methode, Hülfsmittel u.s.w. in das philologische oder grammatische.
5) Schöne Künste und Theorie derselben.
Poesie in ihrem weitesten Umfange, Beredsamkeit nach ihrer richtigeren Bestimmung, als schöne Komposition in Prosa, und überhaupt was zur schönen Litteratur gerechnet wird, würde den Hauptartikel in dieser Rubrik ausmachen. Der Zweck der Kritik eines Kunstproduktes hat, dieses mit jener zusammenzuhalten. Da nun bei den nur an Einem Orte befindlichen Werken der bildenden Künste (Kupferstiche gehören nur selten in das Gebiet der eigentlichen schönen Kunst), wie auch bei den momentanen Hervorbringungen der Schauspielkunst dieß für die meisten Leser nicht der Fall ist, so müßte die Beurtheilung derselben wegfallen, und es bliebe etwa nur die Musik übrig.
Um aber doch die Ansicht von dem vollständigen Kreiße der schönen Künste gegenwärtig zu erhalten, würde man sich mit den Schriften, die von ihrer Geschichte und Theorie handeln, allerdings beschäftigen müßen. Doch ist in Ansehung der letzten wieder ein Unterschied zu machen. Die Theorie der Künste ist entweder die allen gemeinschaftliche, philosophische, oder die besondre, technische. Bei der Poesie gehört auch die zweite ganz in unsern Kreiß, weil sie philologisch, oder aus Principien der Grammatik im höheren Sinne abzuleiten ist. Bei den andern Künsten giebt es eine sehr weitläuftige Kenntniß des Mechanischen, die bloß für den Künstler praktisch interessant ist. Ihre technische Theorie wird also nur in so fern hieher gehören, als sie auf Naturgesetze zurückgeführt werden kann, wie z. B. die Farbenlehre in der Malerei, die Lehre von der Harmonie in der Musik, u.s.w.
Was von den sogenannten Fakultäts-Wißenschaften in unsern Kreiß gezogen werden müßte, ergiebt sich aus Obigem von selbst; nämlich:
1) von der Theologie: philosophische Religionslehre; Kritik und Auslegung der heiligen Schriften, in so fern sie als Urkunden zur Geschichte der Menschheit zu betrachten sind.
2) von der Jurisprudenz: Naturrecht und Theorie der Gesetzgebung.
3) von der Medicin: Begründung ihres Systems auf Principien der Naturwißenschaft.

Anmerkung. Die obige Eintheilung ist in keiner Rücksicht genau zu nehmen als in Beziehung auf das, was durch sie von dem Plane des Ganzen ausgeschloßen bleibt. Sie soll keineswegs zum Princip der Vertheilung dienen, so daß jeder Mitarbeiter ein bestimmtes Fach wählte oder angewiesen bekäme. Vielmehr wird jeder aufgefordert, dem Redakteur ein Schema von dem aufzusetzen, was und worin er zu arbeiten gedenkt, nach seinen eignen beliebigen Rubriken, doch so genau bestimmt und bedingt, wie möglich.

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Die Verfaßung des Instituts wird sehr einfach sein können. Es wird vorausgesetzt, daß die Mitarbeiter alle selbständige Denker, und von gleichem Eifer für die Fortschritte der Wißenschaft und Kunst beseelt sind, und daß sie sich gegenseitig, als in der gleichen Region des menschlichen Geistes wirkend, anerkennen. Solche Männer können sich nur nach dem Grundsatze der Gleichheit zu einer gemeinschaftlichen Wirksamkeit verstehn. Der Redakteur wird also nur ihr gemeinschaftlicher Geschäftsträger und das Organ ihrer Mittheilung sein. Die Mitarbeiter werden das Ganze des Plans übersehen, sie werden daher auch bei Vertheilung der Arbeiten nicht auf Vorschläge des Redakteurs warten, sondern bei Erscheinung jedes Meßkatalogs eine Angabe von demjenigen machen, was in den Fächern, worin sie arbeiten, ihrer Meinung nach beurtheilt werden müßte, und was sie davon selbst übernehmen wollen. Diese Angaben wären nach der Messe, sowohl was die Lücken des Katalogs und das, was er zu viel hat, als was die merkwürdigen Erscheinungen, die man aus den bloßen Namen der Bücher nicht als solche erkennen konnte, betrifft, zu berichtigen und zu ergänzen. Die Mitglieder, die in demselben Fache arbeiten, werden sich um so leichter über die Vertheilung der Arbeiten verstehen, da es gar nicht zum Gesetz gemacht werden soll, daß von einem gewissen Buche nur Einmal die Rede sein dürfe, sondern das schon auf eine Weise Abgehandelte allerdings wieder in andern Beziehungen und Ansichten in Anregung gebracht werden kann. Da die Büchermessen die äußern Epochen unsrer Litterargeschichte sind, so müßte man, so viel möglich, mit ihnen fortrücken, so daß der in jeder Messe erscheinende Band oder Bände den Bericht von der vorhergehenden möglichst vollständig, nach dem oben festgesetzten Begriffe enthielte, und jeder Mitarbeiter müßte das einmal Uebernommene zeitig genug hiezu liefern.
Sollten die verschiednen Mitarbeiter in einem Fache sich alle von der Beurtheilung einer Schrift abgeneigt finden, von welcher doch anerkannt würde, daß sie nicht übergangen werden könne, so müßte die Mehrheit der übrigen entscheiden, wer unter ihnen den nächsten Beruf dazu habe, und es also der Vollständigkeit wegen übernehmen müße. In sonstigen Streitigkeiten zwischen dem Redakteur und einem Mitarbeiter könnten beide sich vergleichen, einen Dritten als Schiedsrichter zu wählen, oder der Fall würde allen vorgelegt und die Mehrheit entschiede.
Das Wesentliche der Redaktion würde also eigentlich unter alle Mitarbeiter vertheilt sein.

Anmerkung. Zunächst und in seinem ganzen Umfange gilt Obiges nur für die Mitglieder, denen gegenwärtiger Entwurf mitgetheilt wird, und die die Grundlage des Instituts bilden, nämlich: Bernhardi, Schelling, A.W. Schlegel, Fr. Schlegel, Schleiermacher, Tieck. Wenn erst das Ganze zur Ausführung kommt, so wird der Redakteur nach Billigung der Mehrheit noch für einen oder den andern Nebenzweig Gelehrte einladen, mit denen er seine eigne Verabredung zu treffen hat.

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Was die Form des Vortrags betrifft, so hätte darin jeder Mitarbeiter unbeschränkte Freiheit ihr sein eigenthümliches Gepräge zu geben; er könnte sein Urtheil nach Gelegenheit in Briefe oder Dialog einkleiden, oder es auch in Aphorismen ganz kurz hinstellen und so viel Scherz einstreuen, als ihm beliebte. Nur die Namen „Recensent“ und „Recension“, noch mehr aber die Sache, nämlich die kathedralische Pedanterie, die Steifheit, Formlosigkeit und das weitläuftige und unnütze Auszugmachen und Ausschreiben aus den beurtheilten Büchern müßte sorgfältig vermieden werden.
Nicht bloß als besondre Bücher erschienene Schriften, sondern auch einzelne Gedichte u.s.w. könnten für sich allein kritisiert werden, so wie auf der andern Seite auch mehre Schriften, selbst aus verschiednen Fächern, wenn man Beziehungspunkte zwischen ihnen zu finden wüßte, dürften in einer Kritik zusammengefaßt und gestellt werden. Um auch hierin die Kombinationen der Mitarbeiter nicht zu beschränken, müßte der Redakteur für die einzelnen Kritiken eine anschauliche und übersehbare Anordnung wählen, aber sie keineswegs ängstlich nach Rubriken klassificieren.
Die äußere Einrichtung wäre etwa folgende:
1) Größere kritische „Abhandlungen“; diese beträfen ausgezeichnet wichtige Werke, oder die sämmtlichen Werke eines berühmten Autors, oder sie enthielten Uebersichten.
2) Kürzere Kritiken in allen Formen, die vielleicht am schicklichsten den Namen „Notizen“ führen könnten.
3) „Selbstanzeigen.“ Da man nämlich unfehlbar die sämmtlichen Mitarbeiter als eine Faktion solcher vorstellen wird, die verschworen seien sich einander zu loben, und doch allerdings von den eignen Werken der Mitarbeiter gar sehr die Rede wird sein müßen, weil nur solche Beruf haben, es zu sein, die in den Gang der Wißenschaft und Kunst mit Nachdruck eingreifen können: so wird es gerathen sein, jeden Mitarbeiter bei der ersten Herausgabe eines Werkes seinen Plan und seine Absichten dabei selbst entwickeln zu laßen. Es bleibt einem andern Mitarbeiter dennoch unbenommen, desselben in einer Uebersicht, Parallele oder sonstigen Kombination lobend oder tadelnd Erwähnung zu thun. Dergleichen motivierende Anzeigen wären auch sehr wünschenswerth von einigen ausgezeichneten Schriftstellern, über welche die Ansicht der sämmtlichen Mitarbeiter längst bekannt ist, und die vielleicht zu keiner andern Theilnahme bewogen werden können; ich nenne hier Goethe und Fichte. Doch gilt wegen einer zweiten Erwähnung solcher Schriften durch Andre dasselbe wie oben.
Diese Selbstanzeigen würden auch den Vortheil haben, mehr Mannichfaltigkeit in das Ganze zu bringen, da der Hervorbringer des Werkes noch einen andern Standpunkt dafür hat, als irgend ein Beurtheiler haben kann.
4) Kritik der Kritik, oder „Revision der recensierenden Zeitschriften.“ Da ein kritisches Institut, wie das oben beschriebene, sich der That nach in einem beständigen Kampfe mit verjährten Autoritäten, mit dem Herkommen, der Geistesträgheit und dem wißenschaftlichen Obskurantismus befinden würde, so müßte es auch das Polemisieren in der Form, und die gehäßige Deutung nicht scheuen, die man grade diesem Artikel zu geben nicht ermangeln würde. Auf Vollständigkeit wäre dabei nicht Anspruch zu machen. Jeder Mitarbeiter zeichnete die auffallendsten Verstöße, die ihm in seinem Fache vorkämen, mit lakonischer Kürze auf, und der Redakteur stellte sie zusammen. Scherze, Einfälle und Parodieen, die dazu dienten, die Dummheit und Verkehrtheit ins Licht zu stellen, wären dabei sehr willkommen.

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Die Namen der sämmtlichen Mitarbeiter würden in der Einleitung, worin das Exoterische des obigen Plans weiter aufzuführen wäre, genannt, oder nach früheren Schriften bezeichnet, aber nicht bei den einzelnen Kritiken angegeben, weil dieß doch manchmal zu Rücksichten auf äußere Verhältnisse nöthigen könnte. Der Name des Herausgebers könnte allenfalls auf den Titel gesetzt werden.

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Vorschläge für den Druck und die Bedingungen des Verlags.

Deutscher Druck, mittleres Format 8., der Band 24 bis 30 Bogen. Näher läßt sich die Stärke desselben nicht wohl bestimmen, da die Aufsätze nicht abgebrochen werden dürfen. Die Zahl der Bände richtet sich natürlich nach den vorhandnen Materialien.
Der Druck müßte an einem Orte vor sich gehen, wo der Redakteur, oder ein andrer Mitarbeiter, der es übernehmen will, die Aufsicht und Korrektur besorgen könnte.
Honorar: 3 Louisd’or pro Bogen. Ferner: dem Redakteur eine bestimmte Summe zum Ersatz der Auslagen für Korrespondenz u.s.w., die aber etwas reichlich anzusetzen wäre, wenn nichts besonders für seine Mühe und Zeit gefordert werden soll.
Die zu beurtheilenden Bücher gleich in der Messe einzukaufen, und von da aus zu versenden, würde schwerlich eine Ersparung sein, theils wegen des Porto und dann weil eine Menge nachher unbrauchbare angeschafft werden müßten, indem es einem Buche manchmal erst bei der Einsicht anzusehen ist, daß man nichts darüber zu sagen hat. Jeder Mitarbeiter kauft also an dem Orte seines Aufenthalts die Bücher, die er nicht sonst bequem haben kann, oder ohne dieß besitzt; will er sie nachher nicht behalten, so erstattet der Verleger den Preis.
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  • Schlegel, August Wilhelm von  Exposé  diskutieren  Jahrbücher der Wissenschaft und Kunst für Deutschland (Zeitschriftenplan von August Wilhelm und Friedrich von Schlegel und Friedrich Schleiermacher)
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  • Date: Montag, 7. Juli 1800
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel ·
  • Recipient: Friedrich Schleiermacher ·
  • Place of Dispatch: Jena · ·
  • Place of Destination: Berlin · ·
Printed Text
  • Bibliography: Schleiermacher, Friedrich: Kritische Gesamtausgabe. Hg. v. Hans-Joachim Birkner u. Hermann Fischer. Berlin u.a. 1980ff. Abt. 5, Bd. 4. Briefwechsel 1800 (Briefe 850‒1004). Hg. v. Andreas Arndt u. Wolfgang Virmond. Berlin u.a. 1994, S. 134‒144.
  • Weitere Drucke: Aus Schleiermacherʼs Leben. In Briefen. Hg. v. Ludwig Jonas u. Wilhelm Dilthey. Bd. 3: Schleiermachers Briefwechsel mit Freunden bis zu seiner Übersiedlung nach Halle, namentlich der mit Friedrich und August Wilhelm Schlegel. Berlin 1861, S. 196‒199.
Manuscript
  • Provider: Berlin, Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
  • Classification Number: NL F. D. E. Schleiermacher, Nr. 372.1. Bl.23–24r
  • Number of Pages: 6 S., hs. m. U.
Language
  • German

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