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Johanna Christiane Erdmuthe Schlegel to August Wilhelm von Schlegel TEI-Logo

[1] Liebster Willhelm,
Hier ist ein Brief an Dich von Fritzen, von den ich bald den Inhalt, nehmlich was mich intereßiren kann, zu wißen wünschte, Hier schücke ich Dir auch den Brief von Lottchen an mich. aus den Du sehn wirst daß er nicht auf heuternd vor mich ist. Du nimmst es doch nicht übel, daß ich das Lottchen mit getheilt habe, was Du ihr auch gewiß eben so wie mir gesagt haben würdest. sonst ist es nicht aus meinem Munde gekommen, und sie hat auch recht was sie davon sagt. Mit Fritzen seinen Schulden geht es weit, es muß was raßentes geweßen seyn, das Jahr wie der Vater starb, hat er von uns über 700 rth. bekommen, weil von ihm und Lottchen und vorgesichert wurde, damit er auf einmal aus den Schulden kömme 100 rth. musten wir dazu borgen, die ich noch verintereßire Du hast viel gethan, Lottchen viel, und noch nicht heraus, so gar noch unter den juden, das ist entsetzlich. Es würde alles mögliche seyn, wenn er sich itzo mit Lottchens Behülfe erhielte, aber noch Schulden zu bezahlen Gott wie wird das werden. Halte ihm doch ja ab daß er nicht von Dreßden geht, er kann ja nirgens mit so geringen Kosten leben. Weist Du nicht ob Fritz das Buch, das er übrsetzen will, bekommen hat. Ach lieber Willhelm, Du must es mir vergäben daß ich klage, es geht aber bald über mein Vermögen, fast alle meine Kinder, in Sorgen der Narung und in Schulden zu wißen, und selbst damit zu kämfen. Lottchen brüngt sich am Ende selbst in Noth, die thut viel vor ihre [2] Geschwister, zu gleicher Zeit schückte sie einen ofnen Brief an Jettchen, woraus erhällt, daß sie wahrscheinlich 150 rth. die der Mo[rin]ger Ernst, von seinem Capithale zu seiner Einrichtung hat haben wollen. Das Cappithal steht bey der Schwester von Ernst, der Tochter kurtzens einen Avocaten geheyrathet hat, nicht hat heraus kriegen können und hat es auf ihren Cretit von einen andern gelehnt. und nun ist dieser Atvocat ein Schurcke, und es ist ein Proceß entstanden. Nun ist aber das schlimme dabey daß Lottchen solche Dinge ohne ihres Mannes wißen thut, so hat sie auch Fritzen 100 rth. gelehnt wie sie mir etwan vor einem halben Jahre geschrieben hat, die sie nothwendig auf Michael wieder haben müste, nun ängstige ich mich darüber, und auf meine Anfragen bekomme ich keine Antwort. Siest Du nun wohl bester Sohn daß ich nicht zu viel sage, wenn ich sage die meisten meiner Kinder sind in geld Noth. Die Moringer haben sich Dieß Jahr da sie noch keine Große Einnahme gehabt haben sehr behelfen müßen, und es ist über haupt eine kleine stelle. Moritz der Armme Schelm ist in Noth. Ich wächsele auch itzo starck Briefe mit ihm da die verhandlung, wegen stolzenau durch mich geht, ich dencke es soll noch dazu kommen sonst ist es nicht recht wenn er diese stelle auch nicht an nimmt. 800 rth. soll sie gewiß seyn, ein schön Neuhauß und Gärten, wohlfeil leben Umngang an Orte die [3] Frau hält ihm wahrscheinlich ab, die hängt an Haarbuhrg wegen der Verwanden und Haubtsächlich wegen der fatalen Patti. Nun muß ich Dir doch noch melden wie die Sache mit Carl steht. Wir haben es aus einem andern Ges[ichtsp]unckt betrachtet und die mit den stellen die Einrichtung gemacht haben, haben es wieder anders betrachtet. Wie haben es sie angesehn, wenn einer 14 Jahr bey nahe ganz umsonst gearbeitet hat, und einer geht ab, so rücken die andern, wie es bey allen Colegien ist, und uns auch der Vatter gesagt hatte Beichemann wäre einmal vor allemal abgefunden, also Carl wäre in Schädlers stelle gekommen mit etwan an die 700 rth. Einnahme. Nun war man mit Carl so außerortenlich zufrieden, und wünschte ihm zu wichtigeren Arbeiten, nehmlich Wolfs Arbeit, der bisher der Zweyte geweßen ist, darauf machten wir den Schluß daß Carl auch in der Einnahme eher beßer als schlechter gesetzt werden möchte. Die Regierung hat heiligen nach dem Gang der Sachen gefragt, der der Aelteste ist, der hat die Sache so vorgestellt, daß Beichemann der Fißcuß, den Wolf bisher gezogen hat gehören, also hatten sie nicht viel mehr zu vertheilen, Schädler erwartete auch Verbeßerung der hat 100 rth. zu lage bekommen. Nun war nicht mehr da als 450 rth. was Wolf ohne dem Fißcus gehabt hatte den Dummen Pater Schapp-so [4] gab man das Protucktenbuch, itzo zwar ohne die 130 rth. die Carl gehabt hat, aber in Reste... mußte man die behalten weil man doch nicht weiß wie lange es tauren kann, ehe wieder eine Veränderung entsteht. Carl war wie vor den Kopf geschlagen, so viel Einnahme, viel Arbeit, und unter seiner Aufsicht sollte Schapp-so das Protuckten führen was vorerst mehr Arbeit macht, als wenn er es selbst führte. Carl hielt also an, um die 130 rth. und stellte Vor das er von 450 rth. in seiner lage nicht leben könnte, könnte daß aber nicht seyn, daß er den 130 zu er halten könnte, so böth er ihm in oder Außer Hanover eine andere stelle zu gäben. Da sie nun geglaubt hatte Carln noch zu favorisiren, besonders auch dadurch wenn es anders wahr ist, daß Carl wenn Wolf stirbt gleich der Aelteste wird. so sagt Uhle habe ihm Heiliger gesagt. hätten sie es Carl noch wohl gar übel genommen. Aber durch meine Thätigkeit daß ich gleich mit Nieper Leß und Uhle sprach und die Sache recht ins Licht setzte habe ich nicht nur vorgebeigt daß man Carl bey seinen Curen nicht noch angefahren hat, sondern, ich habe dadurch gemacht daß nun noch alles was möglich ist wo Carl geschied besonders beym Concistorium [5] so daß ich hoffe er soll doch an die 800 rth. zu stehen kommen, alles in allem, auch das Kürchen Vermögen zu Verwalten mit, Carl glaubt es aber nicht, er rechnet seine Proceße nicht so viel. Aber freylich in Hanover wenig genung, besonders wenn Kinder kömmen was ich doch glaube. und Arbeit die Mänge. Es ist freylich möglich ja wahrscheinlich das Wolf nicht lange lebt; bey der schlechten Lebens Art, und da er schon so böse Zufälle gehabt hat, doch kann er auch eine PferteNase haben. Carl sagt bekehrt sich Wolf so ist es schlim vor mich. habe ich Dir nun einen rechten Begrif von der Sache gegeben? und kannst Du es lesen? Die Tinte ist schlecht sie kleckts. Nun lieber Sohn, melde mir auch wie es mit Dir in Braunschweig geht, mit Deinen Bekanntschafften kurtz alles recht unständlich mache auch Schindlern recht die Cur. kömmt Fichgen Schmidt nach Braunschweig so vergieß die auch nicht. Wie geht es mit Crußen? mit Gärtnersch? hast Du Leißewitz gesehen. schreib bald und viel. auch gutes
Mutter Schlegel.
[6] [leer]
Metadata Concerning Header
  • Date: [1795]
  • Sender: Johanna Christiane Erdmuthe Schlegel ·
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel ·
  • Place of Dispatch: Hannover · ·
  • Place of Destination: Braunschweig · ·
Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-36881
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.21,Nr.41
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl. u. 1 S., hs. m. U.
  • Format: 22 x 18,6 cm
  • Überlieferung: Textverlust durch Tintenflecke.
Language
  • German
Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Rupp, Manon
  • Schmidt, Charlotte
  • Schmitz, Phillip

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